Rodeln Weltcup Doppelsitzer der Frauen - jetzt geht’s richtig los
Am Wochenende (03.12.2022) beginnt in Innsbruck der Weltcup im Rodeln. Zum ersten Mal sind auch die Doppelsitzer der Frauen am Start.
Die Freude war riesig, als Cheyenne Rosenthal und Jessica Degenhardt Ende Januar 2022 von ihrem Schlitten stiegen. Denn an diesem Nachmittag in Winterberg schrieben sie Rodel-Geschichte: Als erstes weibliches Duo gewannen sie den Doppelsitzer-Titel bei einer Weltmeisterschaft. Es sei jedoch schade gewesen, dass dieser Erfolg ein bisschen unterging, erzählt Rosenthal der Sportschau.
Doppelsitzer der Frauen erstmals im Weltcup dabei
Das soll sich ab diesem Wochenende ändern. Wenn nämlich der Weltcup der Rodler in seine 45. Saison geht, sind zum ersten Mal auch die Doppelsitzer der Frauen mit dabei. Und damit ebenfalls Cheyenne Rosenthal und Jessica Degenhardt, die von Bundestrainer Norbert Loch für die Weltcup-Rennen nominiert wurden. "Mit den beiden haben wir ein leistungsstarkes Doppel, die bereits Erfahrungen gesammelt haben", sagte Loch im Gespräch mit der Sportschau.
Diese Erfahrungen machten Degenhardt und Rosenthal in der vergangenen Saison. Denn zwar feiert der Doppelsitzer der Frauen nun in Innsbruck bei den "Großen" seine Premiere, es ist aber nicht die erste Saison für die Rodlerinnen. Bereits im vergangenen Jahr führte der Rodel-Weltverband die Rennserie für die Frauen-Doppelsitzer ein, ließ diese jedoch nur im Rahmen des Junioren-Weltcups starten. Dort gewannen Rosenthal/Degenhardt jedes Rennen, an dem sie teilnahmen.
Degenhardt und Rosenthal erst seit 2021 zusammen
Erst seit 2021 sitzen die beiden zusammen auf dem Schlitten. Für Rosenthal war der Doppelsitzer-Ausflug eine spontane Idee, nachdem sie es zur vergangenen Saison nicht in das Weltcup-Team der Einsitzer schaffte. Degenhardt kommt dagegen von den Junioren und holte bereits vor zwei Jahren Doppelsitzer-Gold bei den Olympischen Jugendspielen in St. Moritz.
Eine Teilnahme am Weltcup sowie WM konnte sich die 20-Jährige jedoch nur mit Rosenthal vorstellen. "Es muss nicht nur auf dem Schlitten passen, sondern auch abseits der Bahn. Man muss in allen Bereichen ein gutes Team sein", so Degenhardt.
Als Rodel-Nation vorne mitspielen
Im Vergleich zur vergangenen Saison, als die Frauen-Doppelsitzer im Junioren-Weltcup quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit fuhren, wird das erste Wochenende in Innsbruck eine Umstellung sein. Vor allem, was die mediale Aufmerksamkeit angeht, meint Rosenthal. "Da wird die Kamera beim Start auf einen gehalten. Der Trubel drumherum wird einfach größer sein. Auf der Bahn bleibt jedoch alles gleich." Was sich jedoch ändert, sind die Konkurrentinnen: Zum Auftakt in Innsbruck haben sich eine Reihe neuer Duos angekündigt.
"Aber wir treten als amtierende Weltmeisterinnen an und sind durchaus in der Lage, um die Podestplätze mitzukämpfen", fügt Degenhardt hinzu. Das sei als Rodel-Nation auch der Anspruch von Norbert Loch. Dennoch wolle man das Thema Doppelsitzer der Frauen als Verband langsam angehen und schickt nur ein Duo ins Rennen, obwohl noch zwei weitere Startplätze zur Verfügung gestanden hätten. "Defensiv, aber gleichzeitig auch progressiv", so lautet das Motto des Bundestrainers.
Olympia 2026 das große Ziel
Denn das große Ziel sind die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d‘Ampezzo. Erst im Sommer verkündete das Internationale Olympische Komitee die Aufnahme des Doppelsitzers ins Olympiaprogramm – zur Verwunderung vieler, die eher auf die Nordische Kombination der Frauen gesetzt hätten. Für Loch war es keine große Überraschung, auch wenn er bei diesem Thema zwiegespalten ist.
Zwar freue er sich über die erreichte Chancengleichheit, der Doppelsitzer – egal ob Männer oder Frauen – sei aber nun mal eine sehr schwierige Disziplin. "Dort braucht es viel Zeit, viel Training, viel Vorbereitung, und die Athletinnen sollten bereits Erfahrung im Einsitzer haben", gibt Loch zu bedenken, laut dessen Aussage der Doppelsitzer der Frauen bereits bei den vergangenen Spielen in Peking dabei sein sollte. "Das haben wir zum Glück noch um vier Jahre verschieben können, da es viel zu früh gekommen wäre."
Einheitsschlitten auch im Frauen-Doppelsitzer
Dabei gibt es im Grunde keine großen Unterschiede zu den Männern. Natürlich ist der Körperbau ein anderer, aber beim Rest – Startvorgang, die Fahrt selbst – nehmen sich beide Geschlechter nicht viel. Bei der Auswahl ihrer Schlitten haben die männlichen Duos jedoch mehr Freiheiten.
Die Doppelsitzer-Fahrerinnen können nämlich nur zwischen zwei Modellen einer Firma wählen. Damit ist Loch alles andere als glücklich. "So hat eine Firma das Monopol inne. In einer Rennsportart wie Rodeln sollte man schon die technischen Möglichkeiten nutzen dürfen", kritisiert Loch den Einheitsschlitten. Man werde aber noch im Rahmen des Reglements am Schlitten tüfteln.
Ab dieser Saison gleiche Startplätze für alle
Bis Samstag um 9 Uhr müssen alle Tüftelarbeiten erledigt sein, denn dann geht es los. Mit dabei sind elf Duos, auch wenn 24 erlaubt gewesen wären – genauso viele wie bei den Männern. Und auch bei den Einsitzern haben Männer und Frauen zum ersten Mal die gleiche Anzahl von Startplätzen, nämlich 30.
Ein Schritt in die richtige Richtung für Jessica Degenhardt. Sie sei froh, dass sie sich für den Doppelsitzer entschieden hat. Und das zu einer Zeit, als die Olympia-Aufnahme noch nicht feststand. "Das war schon ein Schuss ins Blaue. Aber nun haben viel mehr junge Athletinnen die Chance, nicht nur im Einsitzer eine Medaille bei Olympia zu gewinnen, sondern auch im Doppelsitzer." Zunächst steht aber der Weltcup und die Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof an.