Nordische Ski-WM Langläufer wollen anders trainieren und zurück in die Weltspitze
Während die deutschen Frauen im Langlauf-Sprint in der erweiterten Weltspitze vertreten sind, hapert es bei den DSV-Männern in dieser Disziplin. Doch es gibt Lichtblicke und große Hoffnungen.
"Summa summarum bin ich zufrieden", lautete das Fazit von Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder nach dem Sprint-Entscheidungen bei der Nordischen Ski-WM in Planica. Laura Gimmler war bis ins Halbfinale vorgestoßen und zwei weitere DSV-Frauen waren im Viertelfinale vertreten. Fast noch überraschender war aber der Auftritt von Janosch Brugger, der ebenfalls die Qualifikation überstanden hatte - zum ersten Mal in diesem Winter. "Wenn das beim Saisonhöhepunkt gelingt, ist das echt cool", lautete sein Fazit nach dem Rennen.
Zumal sich Brugger selbst gar nicht als Sprinter sieht, er ist in der Mitteldistanz bis zehn Kilometer zu Hause. Darauf hat er in dieser Saison auch seinen Trainingsschwerpunkt gelegt. "Wenn man dann im Viertelfinale steht, will man natürlich immer mehr, aber gegen die reine Sprinterschaft habe ich als Mittelstreckenläufer keine Chance gehabt", beschreibt er seinen Viertelfinallauf, den er als Sechster und Letzter beendete. So fiel sein Fazit mit einem "lachendem und einem weinenden" Auge gemischt aus.
DSV muss Fokus mehr auf das Krafttraining legen
Dennoch muss man festhalten, eine Topplatzierung bei den Männern gab es für den DSV schon seit Ewigkeiten nicht mehr, letztmals war Sebastian Eisenlauer 2016 - also vor sieben Jahren - in ein Finale gelaufen - natürlich in Planica. Der letzte Podestplatz durch Josef Wenzl ist sogar schon neun Jahre her. "Im Männersprint sind wir seit ein paar Jahren weg vom Fenster. Da war das heute ein kleiner Lichtblick", so Schlickenrieder.
Doch woran liegt es, dass die deutschen Männer mit den großen Nationen nicht mithalten können? Der Hauptgrund liegt in der Trainingssteuerung, erklären die Verantwortlichen. "Im Sprint haben wir in den letzten Jahren zu wenig investiert, auch im Kraftraum", so Brugger. In diesen Tenor stimmt auch der Bundestrainer ein: "Es darf keine Diskussion mehr darüber herrschen, dass das Krafttraining deutlich intensiviert werden muss."
Hoffnungen auf den Nachwuchs
Dies habe Schlieckenrieder schon länger "gepredigt", wie er selbst formuliert: "Aber manchmal hört man den Prediger im eigenen Land nicht zu." Nun habe man im Verband seit einem knappen Jahr Änderungen im Trainingsbereich angestoßen. Dies führe zu ersten Erfolgen, wie etwa bei Brugger oder auch beim Nachwuchs. Bei den Junioren- und den U23-Weltmeisterschaften im kanadischen Whistler schafften es alle sechs deutschen Starter in die Finals. Auch wenn sie dort noch zu unerfahren agierten und früh ausschieden, war Schlickenrieder zufrieden mit dem Auftreten:
"Da haben wir jetzt wieder sechs Jungs, die sprintfähig sind. Aus denen können wir etwas machen, dass ich sage, bis 2026 können wir wieder vorne mitkämpfen." Dies sei auch ein Signal für die Übungsleiter. "Wir müssen an dem Kraftthema und der deutlich akzentuierten Trainingsweise dranbleiben, an diesen hochintensiven Trainings, die im deutschen System bisher nicht populär waren", so Schlickenrieder weiter.
Kein Klaebo, aber mal wieder ein Finale
Allerdings dürfe man keine Wunderdinge erwarten. Jemanden wie Dominator Johannes Hoesflot Klaebo werde es nicht geben, weder in Deutschland noch sonst wo. "Klaebo ist unglaublich. Ich bezeichne ihn gerne als 'weißen Elefanten', den es alle 20, 30 Jahre gibt. Aber er wird mit jedem Jahr stärker. Es ist eindrucksvoll. Es ist schön, sich ein Rennen von ihm anzuschauen", schwärmt Schlickenrieder.
Seine große Hoffnung ist, dass man sich zumindstens bald mal mit diesem Überflieger in einem Finale messen könne. Dies werde wohl aber bis zur nächsten Nordischen Ski-WM in zwei Jahren in Trondheim dauern. Dafür müsse der eingeschlagene Weg fortgesetzt werde. "Wir haben im letzten Frühjahr einen deutlichen Wechsel herbeigeführt und jetzt sehen wir die ersten Früchte. Und Erfolge - wie hier der Viertelfinaleinzug - sollten Argument genug sein, dass auch noch weitere Trainer auf das System aufspringen", wünscht sich Schlickenrieder.