Andri Ragettli (Snowboard)
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Wintersport-Podcast der Sportschau Andri Ragettli - Starfreestyler mit Familienbetrieb

Stand: 19.01.2023 12:08 Uhr

Andri Ragettli ist der erste Freestyler, der einen Trick mit vier Rückwärtssalti und fünf Umdrehungen um die eigene Achse landen konnte. Im Wintersport-Podcast der Sportschau erzählt Ragettli von seinem Weg zum Freeskier und warum er mit 24 Jahren bereits eine Autobiografie geschrieben hat.

Sportschau: Andri Ragettli, wie viele Leute haben dich schon für verrückt erklärt, wenn du solche Sprünge in die Luft zauberst?

Andri Ragettli: Das kommt häufiger vor, dass die - ich sag mal normalen - Menschen denken, dass wir verrückt sind. Aber eigentlich ist das wie bei jeder anderen Sportart: Man fängt klein an, zuerst nur mit einer halben Drehung und fünfzehn Jahre später kann man den Vierfach-Salto.

Sportschau: Aber ein bisschen verrückt ist es schon ...

Ragettli: Ganz ehrlich: Ich halte mich überhaupt nicht für verrückt. Ich bin ein sehr überlegter Mensch. Ich überlege mir alles zweimal. Was es sicher braucht, ist viel Arbeit und natürlich Leidenschaft.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 21.01.2023 11:56 Uhr

Sportschau: Also kann man sagen, mutig muss man sein, aber nicht kopflos …

Ragettli: Definitiv. Es ist sogar extrem wichtig, dass man ein gutes Körpergefühl hat und genau weiß, wo seine Grenzen liegen.

Sportschau: Du hast schon mit acht Jahren angefangen, Salti zu machen: Was hat deine Mama dazu gesagt?

Ragettli: Ich bin auch viel Ski Alpin gefahren und habe Fußball gespielt. Da war sie natürlich nicht so begeistert über das Free-Skiing: "Oh nein, jetzt fängt der Junge mit dieser Sportart an." Aber sie hat mich nie ausgebremst, weil es meine größte Leidenschaft war. Sie hat mich träumen lassen und dafür bin ich ihr extrem dankbar.

Sportschau: War deine Mutter auch die Person, die dich am meisten unterstützt hat?

Ragettli: Da mein Vater ja sehr früh verstorben ist, war es eigentlich nur meine Mutter - und meine Geschwister natürlich.

Andri Ragettli

Sportschau: Gibt es etwas, wovon du sagst: Darin hat mich meine Mutter echt geprägt?

Ragettli: Sie hat immer gesagt: Es gibt immer etwas Positives, egal wie schlimm es ist. Als ich mir zum ersten Mal mein Schlüsselbein gebrochen habe, da hat sie das auch zu mir gesagt. Da war ich noch ziemlich jung und habe nicht verstanden, wie das jetzt positiv sein kann. Aber das ist etwas, an das ich mich immer gern erinnere. Denn es stimmt einfach. Heute habe ich das gelernt, dass es in jeder Niederlage auch etwas Positives gibt.

Sportschau: Mit Deinen Geschwistern betreibst du ja auch ein kleines, erfolgreiches Familienunternehmen. Wie wichtig ist dir deine Familie?

Ragettli: Ja, seit fünf oder sechs Jahren habe ich ein Familienunternehmen. Meine Schwester macht die ganze PR. Mein Bruder filmt mich und hilft mir bei Social Media. Meine Mutter macht die ganzen Steuern und all das, und dann habe ich auch noch einen externen Manager, der aber auch sehr nah an der Familie ist, ein Bekannter. Das funktioniert extrem gut und macht Spaß, mit der Familie zusammenzuarbeiten.

Sportschau: Du bist 24 Jahre alt und es gibt schon ein Buch über dich - "Attack your dreams". Da werden doch sicher viele gefragt haben, ob das nicht ein bisschen früh sei …

Ragettli: Nicht nur die Leute werden sich das gefragt haben, auch ich habe mich das gefragt. Ich hatte immer schon das Ziel, ein Buch zu schreiben und dachte immer, vielleicht mit 40 oder 50 Jahren. Aber dann habe ich die Anfrage bekommen. Und mein Vater ist ja mit 34 Jahren gestorben und dann habe ich gedacht, wieso nicht jetzt? Wer sagt mir, dass ich mit 50 Jahren noch lebe. Klingt ziemlich dramatisch jetzt, aber so habe ich gedacht: Ich mache das jetzt einfach. Meine Schwester hat mir dann sehr geholfen, weil sie das Buch für mich geschrieben hat.

Sportschau: Wie war denn der Moment, als du das Buch das erste Mal in den Händen gehalten hast?

Ragettli: Das ist schon nicht zu unterschätzen, weil man in einem Buch schon sehr viel Privates von sich preisgibt und sich fragt: Will ich das überhaupt die Öffentlichkeit wissen lassen? Aber irgendwie bin ich trotzdem dankbar, dass ich es gemacht habe. Beim Skifahren treffe ich viele Jugendliche und auch Erwachsene, die auf mich zukommen und sagen, dass sie mein Buch sehr inspiriert habe. Das ist extrem schön.