
Bilanz Enttäuschung, aber auch Hoffnung nach der Eisschnelllauf-WM
Das deutsche Eisschnelllauf-Team zieht eine gemischte Bilanz nach der WM in Hamar. Ausgerechnet beim Saison-Höhepunkt waren die Deutschen nicht topfit.
Die deutschen Eisschnellläufer hinken der Weltspitze bereits länger hinterher. In der Breite ist zwar ein positiver Trend erkennbar, für Medaillen reichte es bei der Eisschnelllauf-WM im norwegischen Hamar aber noch nicht.
Die deutsche Mannschaft war mit einem deutlich größeren Aufgebot als in den vergangenen Jahren zu den Titelkämpfen gereist. "Unter meiner Führung hatten wir noch nie so viele Starter bei der WM", freute sich Nadine Seidenglanz, die Direktorin der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft, im Sportschau-Interview. Trotz der zahlreichen Starts suchte man die DESG-Athleten vergeblich in den Top 3.
Frauen-Trio verpasst WM-Medaille in Verfolgung knapp
In den Ergebnislisten waren die Deutschen meist irgendwo zwischen Platz zehn und 20 zu finden. "Nächstes Jahr wollen wir eine Schippe drauflegen", so Seidenglanz. Erfreulich war laut der Sportdirektorin der Auftritt des deutschen Frauen-Trios in der Verfolgung. Lea Sophie Scholz, Josephine Schlörb und Josie Hofmann liefen nur haarscharf an der ersten WM-Medaille seit fünf Jahren vorbei. Am Ende fehlten nur 0,53 Sekunden auf das drittplatzierte Team Kanada. "In der Verfolgung waren wir am nächsten an der Medaille dran", so Seidenglanz.
Die Leistung macht mit Blick auf die Olympischen Spiele 2026 aber Mut. Schlörb, Schulz und Hofmann trainieren regelmäßig zusammen und steigern sich von Jahr zu Jahr. Schlörb ist für den Traum einer Olympia-Medaille aus Dresden nach Berlin gezogen - vor allem, um von den Trainingsstätten zu profitieren. Josie Hofmann konnte zudem auch im Einzel überzeugen. Über die 5.000 Meter holte sie sich den guten achten Platz.

Josie Hofmann war ein Lichtblick bei der WM.
Felix Maly erstmals in den Top Ten
Positiv war auch, dass Felix Maly am letzten Tag der WM noch zu seinem besten Ergebnis lief: Der 30-Jährige wurde Zehnter und schaffte es damit erstmals in die Top 10 auf dem "langen Riemen".
Das beste 1.500-Meter-Ergebnis holte Hendrik Dombek, der Elfter wurde. Minimale zwei Zehntelsekunden fehlten am Ende auf den achten Platz, aber eben zwei Zehntelsekunden mit Folgen: "Der Unterschied ist am Ende die Kaderstruktur innerhalb des DOSB. Als Achter bekommt man einen Olympia-Kaderplatz und hat dadurch natürlich auch das Potential, nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen ganz vorne reinzulaufen", so der 27-Jährige, der mit Blick auf Mailand hinzufügte: "Ich denke, dass ich trotzdem das Potential habe und wir als Team auch."
Zweitbester Deutscher über 1.500 Meter wurde Stefan Emele als 13., Moritz Klein kam als dritter deutscher Starter auf Rang 17.
Moritz Klein patzt über 1.000 Meter
Bedenklich sind die Ergebnisse vor allem, weil die deutschen Athleten zum Saisonhöhepunkt weit entfernt von ihrer Höchstform waren. So lief Moritz Klein über seine Paradestrecke - 1.000 Meter - am wichtigen achten Platz vorbei. Der Erfurter war schlichtweg zu langsam. Mit Joep Wennemars wurde ausgerechnet ein Athlet Weltmeister, den Klein im Weltcup schon oft geschlagen hat. "Das kommt dann noch dazu, weil man sieht: Es geht. Es motiviert aber auch, dass es möglich ist und dass man es selbst auch schaffen kann", so der Athlet mit Blick nach Mailand.
Auch Sportdirektorin Seidenglanz bleibt positiv: "Wir haben einen deutlichen Fortschritt hingelegt, wir konnten näher an die Spitze herranrücken und müssen die letzte Lücke jetzt noch schließen." Nächstes Jahr wird dann auch Finn Sonnekalb dazustoßen - der 17-Jährige gilt als größte Hoffnung im deutschen Nachwuchsbereich und soll frischen Wind ins Team bringen.