Fragen und Antworten Alles Wichtige zur Eiskunstlauf-EM 2023 in Espoo
Von 23. bis 29. Januar findet die Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Espoo/Finnland statt. Nicht mit dabei: das dominante Russland. Das müssen Sie sonst noch über die EM wissen.
Alle Augen auf Espoo, heißt es im Eiskunstlauf, wo vom 23. bis 29. Januar die Europameisterschaften 2023 stattfinden (alle Wettbewerbe werden im Sportschau-Livestream und bei ONE gezeigt). Dabei war die finnische Stadt eigentlich gar nicht als Gastgeber eingeplant. Im Oktober 2020 hatte die Internationale Eislaufunion (ISU) die EM an die finnische Hauptstadt Helsinki vergeben, doch die musste aufgrund der Sanktionen gegen Russland passen, weil die Eishalle im Eigentum von russischen Oligarchen steht.
Auch Russlands und Belarus' Athleten sind von den Sanktionen nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine betroffen. Sie dürfen nicht an ISU-Veranstaltungen teilnehmen. So geht es nun also in Espoo in insgesamt vier Wettbewerben ohne Titelverteidiger um EM-Edelmetall: Männer und Frauen treten im Einzel an, zudem gibt es den Paarlauf und den Eistanz. Vor einem Jahr in Tallinn sicherten sich die russischen Athletinnen und Athleten noch alle Goldmedaillen.
Wer zählt zum Favoritenkreis in Espoo?
Sehr viele, denn die Medaillenvergabe bei der EM ist so offen wie nie. Ähnlich wie bei der WM im vergangenen März können nun auch andere Nationen ganz nach vorne laufen. Bei den Frauen sieht Sportschau-Reporter Daniel Weiss eine klare Favoritin: WM-Silbergewinnerin Loena Hendrickx. "Aber dahinter ist von Platz zwei bis sechs alles möglich", sagt Weiss. Ähnlich sieht es in den anderen Konkurrenzen aus, das Feld rückt näher zusammen, wenn Russlands Top-Athletinnen und -Athleten vorne fehlen.
Welche Eiskunstläufer sind aus Deutschland bei der EM?
Alles möglich - da hören natürlich auch die Athleten der Deutschen Eislauf-Union (DEU) genau hin. Für sie treten die deutschen Meister Nicole Schott (Essener Jugend Eiskunstlauf-Verein) und Nikita Starostin (ERC Westfalen Kunstlauf Dortmund) an. Hinzu kommen die Paare Annika Hocke/Robert Kunkel (SC Charlottenburg) und Alisa Efimova/Ruben Blommaert (EC Oberstdorf/SC Berlin) sowie die Eistanz-Meister Jennifer Janse van Rensburg/Benjamin Steffan (EC Oberstdorf). Die EM-Qualifikation basiert auf den Ergebnissen der internationalen Wettbewerbe im Herbst und der deutschen Meisterschaft.
Wer könnte aus dem deutschen Team eine Medaille erringen?
Eine hat sich zumindest verbal schon mal angemeldet: Nicole Schott. Die siebenmalige deutsche Meisterin und Zehnte der Weltmeisterschaften (als damals viertbeste Europäerin) des vergangenen Jahres legt in dieser Saison ihren Fokus auf die EM: "Ohne die drei Russinnen ist die Chance auf vordere Plätze größer, deshalb soll die EM ein echter Saisonhöhepunkt werden. Da möchte ich möglichst weit vorne landen", sagte sie bei der deutschen Meisterschaft in Oberstdorf.
"Ich würde alle meine sieben Titel gegen eine Europa- oder Weltmeisterschaft eintauschen", sagte sie. Andererseits, das muss man auch einschränken, stand für Schott bei der EM 2022 mit den drei Russinnen und einer Belarusin vor ihr auch Rang 13 zu Buche. Wenn ihr jedoch auf dem Eis alles glückt, kann sie weit vorne landen.
Sportschau-Experte Weiss traut Deutschlands Paaren Hocke/Kunkel und Efimova/Blommaert noch ein wenig mehr zu. Letztere hatten im November beim Grand Prix in Espoo schon überzeugt: Damals gewannen sie trotz kleinerer Fehler Silber hinter den Italienern Rebecca Ghilardi und Filippo Ambrosini. "Eine Medaille ist auf jeden Fall ein Ziel. Wir wissen, dass es gut möglich ist", sagt auch Hocke, die seit Sommer mit Kunkel in Italien trainiert.
Wann gab es zum letzten Mal EM-Edelmetall für Deutschland?
Im Paarlaufen gewann Deutschland auch die bislang letzte Eiskunstlauf-Medaille. 2017 holten Aljona Savchenko und Bruno Massot in Ostrava/Tschechien ihre zweite gemeinsame EM-Medaille, Silber hinter Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow aus Russland.
Russland bleibt Thema: Wie steht es um Kamila Walijewa?
Sicher ist nichts. Zwar hat nach langem Zögern ein Tribunal der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA sein Urteil im Fall der Europameisterin von 2022 gefällt: Man verzichtet nach dem positiven Test vor den Olympischen Winterspielen in Peking, den die RUSADA selbst entnommen hatte, auf eine Strafe gegen die 16-Jährige.
Auch fast ein Jahr nach Olympia bleibt damit die Wertung im Teamwettbewerb mit einem Sternchen versehen. Russland mit einer beeindruckenden Walijewa hatte im vergangen Februar zwar triumphiert - Medaillen wurden aber keine vergeben, weil während der Peking-Spiele eine Urinprobe Walijewas, durchgeführt bei den russischen Meisterschaften Mitte Dezember 2021, das verbotene Mittel Trimetazidin enthielt.
Das Tribunal der RUSADA erläuterte, dass Walijewa zwar einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen begangen habe, es sei aber "keine Schuld oder Fahrlässigkeit" festgestellt worden. Zudem habe Walijewa, bei der Entnahme der positiven Probe 15 Jahre alt, als "geschützte Person" zu gelten. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat daher die vollständige Urteilsbegründung angefordert, um festzustellen, ob diese mit dem Welt-Anti-Doping-Code vereinbar ist. Es könnte letztlich also doch noch zu einer längeren Sperre für Walijewa kommen. Die nächste Runde im Walijewa-Fall ist zumindest schon einmal eingeläutet.