Brad Hall, Taylor Lawrence, Arran Gulliver und Greg Cackett aus Großbritannien fahren durch den Eiskanal.

Schwere Stürze in Winterberg Hall stiehlt Friedrich im Viererbob die Show

Stand: 05.01.2025 17:54 Uhr

Rückschlag für Francesco Friedrich: Der Rekordweltmeister musste sich in Winterberg erstmals in dieser Saison im Viererbob geschlagen geben. Überschattet wurde das Rennen von mehreren Stürzen.

Von Jonas Schlott

Großer Gewinner am Sonntag (05.01.2025) war der Brite Brad Hall, der seinen vierten Weltcupsieg im großen Schlitten feierte. Der 34-Jährige setzte sich nach zwei Läufen mit 0,19 Sekunden Vorsprung auf Friedrich und dessen Anschieber Simon Wulff, Matthias Sommer und Felix Straub durch.

Hall beendete damit eine knapp zwei Jahre andauernde Erfolgsserie der deutschen Bobfahrer. Die letzte "Niederlage" im großen Schlitten datierte vom 22. Januar 2023 in Altenberg, als Hall ebenfalls gewann. "Im ersten Lauf war es nicht unsere beste Performance. Und Brad Hall hatte heute sehr gutes Material und war in der Bahn einfach überlegen heute. Da müssen wir noch ein bisschen arbeiten", sagte Friedrich.

Schwere Stürze in Winterberg

Überschattet wurde das Rennen von mehreren, teils schweren Stürzen. Der zweite Lauf musste nach einem schweren Sturz eines Spurschlittens um eine Stunde nach hinten verschoben werden. Der Vorfall hatte sich vor der Zielkurve ereignet. Dabei verletzte sich ein Anschieber. Er wurde notärztlich versorgt und schließlich mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Weitere Details gab es zunächst nicht. 

Während des zweiten Durchgangs stürzten dann der Niederländer Dave Wesselink und der Kanadier Patrick Norton mit ihren Teams im unteren Teil der Bahn, alle acht Athleten verließen aber selbstständig ihre Schlitten. Der Wettkampf wurde nach Beratung der Jury fortgesetzt. Für die Athleten war es dennoch "schwierig", den Fokus zu behalten, meinte Friedrich.

Ammour holt nächstes Podest

Auch Adam Ammour war in Winterberg beim Abschlusstraining im Viererbob am Donnerstag schwer gestürzt. Zwei seiner Anschieber mussten ins Krankenhaus, er kam mit blauen Flecken davon. Umso höher war sein erneuter Sprung auf das Podest einzustufen.

Nach Platz zwei im Zweierbob am Vortag wurde er dieses Mal Dritter mit 0,48 Sekunden Rückstand auf Hall. Johannes Lochner musste sich mit einem enttäuschenden sechsten Platz zufriedengeben (+0,72). "Wir sind viel zu weit weg", haderte der 34-Jährige.

Friedrichs Fehler öffnet die Tür für Hall

Im Friedrich-Bob gab Ex-Sprinter Wulff seine Premiere im großen Schlitten. Den Rückstand zur Halbzeit auf Hall, der bereits zu diesem Zeitpunkt 0,13 Sekunden schneller unterwegs war, konnte aber auch er nicht verhindern. Friedrich leistete sich schon früh einen Fahrfehler und nahm auch in der Folge zwei leichte Bandenberührungen mit. Die Entscheidung versprach dennoch Spannung. Denn neben dem zweimaligen Doppel-Olympiasieger lagen auch Ammour und Lochner noch in Schlagdistanz.

Ulli Schäfer, Sportschau, 05.01.2025 17:40 Uhr

Lochner verabschiedete sich allerdings früh aus dem Rennnen und fiel sogar noch einen Platz zurück. Auch Ammour erwischte nicht den besten zweiten Lauf, konnte seinen Platz auf dem Podest aber knapp verteidigen. Was hatte Friedrich noch im Köcher? Zunächst die Startbestzeit, im Anschluss fand der Bob-Dominator aber nicht die Ideallinie. Hall hatte so wenig Mühe, seinen Vorsprung ins Ziel zu bringen.

Zweierbob - Buckwitz schnappt Nolte den Sieg weg

Im Zweierbob-Rennen der Frauen hatte Lisa Buckwitz zuvor ihr perfektes Wochenende in Winterberg gekrönt. Die 30-Jährige vom BRC Thüringen hatte mit Anschieberin Kira Lipperheide auf der WM-Bahn von 2024 nach dem ersten Lauf noch 0,31 Sekunden hinter Olympiasiegerin Laura Nolte gelegen, schwang sich im Finale mit einer starken Fahrt aber noch an die Spitze. Ihr Vorsprung auf Nolte betrug nach zwei Läufen nur 0,01 Sekunden. Kim Kalicki rundete das perfekte Ergebnis aus deutscher Sicht ab und wurde Dritte (+0,20 Sekunden).

Weltmeisterin Buckwitz hatte am Samstag bereits im Monobob gewonnen. Nun feierte sie auch im Zweierbob ihren ersten Sieg in diesem Winter. Die Rennen in Altenberg und Sigulda hatte noch Nolte für sich entschieden. "Es waren sehr schwierige Bedingungen heute mit Schnee und Regen. Umso schöner, dass es am Ende gereicht hat für Platz eins", sagte Buckwitz, die die Führung im Gesamtweltcup übernahm.

Buckwitz fängt Nolte im Finale ab

Schon am Vortag hatte Nolte im Monobob ausgerechnet vor ihrer Haustür geschwächelt und war nur auf Platz fünf gefahren. Im Zweierbob lief es für die Winterbergerin zunächst vielversprechend. Als einzige Pilotin hatte sie 57 Sekunden im ersten Lauf unterboten und sich aussichtsreich vor Buckwitz und Kalicki in Stellung auf ihren dritten Saisonsieg gebracht.

Ulli Schäfer, Sportschau, 05.01.2025 12:27 Uhr

Buckwitz konterte im zweiten Lauf aber mit einer Traumfahrt, legte die beste Startzeit hin und knackte ebenfalls die 57 Sekunden (56,76). Nolte konnte nicht mehr entscheidend zurückschlagen, war schon beim Start langsamer als ihre Konkurrentin und leistete sich wie schon im Monobob in der Auftaktkurve einen leichten Fehler. "Wenn man nach dem ersten Lauf drei Zehntel führt, dann denkt man, es ist ein sicheres Ding. Doch wenn man so gegen die Null fährt, ist es ärgerlich", haderte Nolte nach dem Rennen.