Weltcup-Team Deutsche Biathlon-Trainer froh "über Druck von hinten"
Nach schwierigen Jahren klopfen in dieser Saison deutsche Talente an die Tür des Weltcup-Teams. Auch wenn der Weg bis zur Weltspitze weit ist, sind die Trainer zufrieden.
Die deutschen Biathlon-Fans waren viele Jahre lang verwöhnt. Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier sorgten am Fließband für Erfolge, danach trumpfte die Ex-Langläuferin Denise Herrmann-Wick auf. Sie war das deutsche Aushängeschild in der vergangenen Saison und verhinderte mit WM-Medaillen und Weltcup-Podestplätzen ein ganz trostloses Jahr.
Nach ihrem Rücktritt drohte eine große Lücke. Doch statt Tristesse herrscht Aufbruchstimmung. Das liegt zum großen Teil an Franziska Preuß, die nach einer schwierigen vergangenen Saison mit 29 aufblüht und verlässlich Top-Platzierungen einfährt.
Auch Hanna Kebinger, Sophia Schneider oder Vanessa Voigt haben gezeigt, dass sie an guten Tagen vorn mitmischen können. Für die junge Selina Grotian (19) lief es dagegen in ihrer ersten Weltcup-Saison (beste Platzierung Rang 21) noch nicht optimal. Sie soll nun im zweitklassigen IBU-Cup Selbstvertrauen sammeln.
Tannheimer gibt mit 18 Weltcup-Debüt
Aus der 2. Liga steigt indes am Wochenende in Ruhpolding Julia Tannheimer auf. Die Nachwuchsläuferin wird ihr Weltcup-Debüt geben. Die 18-Jährige verdiente sich ihre Weltcup-Chance mit guten Leistungen im IBU-Cup. Dort setzt der deutsche Verband, anders als in der Vergangenheit, auch ganz junge Athletinnen ein.
Über die ersten Erfolge, die der Kurswechsel im Nachwuchsbereich zeigt, sind die Verantwortlichen froh. "Sorgen brauchen wir uns keine machen", sagte Frauen-Trainer Kristian Mehringer in einer Medienrunde in Ruhpolding: "Wir haben uns das immer erwartet und erhofft, dass Druck von hinten kommt. Vorher war es oft egal, wie man im Weltcup gelaufen ist und man bleibt einfach drin. Nun ist es für uns Trainer optimal."
Julia Tannheimer feiert in Ruhpolding ihre Weltcup-Debüt.
Es gehöre zur Strategie, die Jungen sehen zu wollen und sie gezielt einzubauen, so Sportdirektor Felix Bitterling. Man wolle ihnen so die Möglichkeit geben, reinzuschnuppern. Bitterling: "Sie sollen früh lernen."
"Jugend forscht" im IBU-Cup
Anders als in der Vergangenheit betreibt der Deutsche Skiverband (DSV) im zweitklassigen IBU-Cup seit diesem Winter ein Stück weit "Jugend forscht", Top-Juniorinnen und -Junioren sollen so früher an den Erwachsenenbereich herangeführt werden. "Da war nicht jeder happy", so Mehringer: "Aber die Jungen waren direkt auch dort vorne dabei, das ist doppelt gut." Gleich drei Frauen zwischen 18 und 21 Jahren liefen im IBU-Cup bereits aufs Treppchen.
Dennoch brauche es Geduld. "In die absolute Weltspitze wie zuletzt bei Denise (Herrmann-Wick; d.Red.) ist es noch ein Schritt oder auch zwei Schritte", führte der Coach aus: "Wir haben einen kleinen Schritt gemacht mit den jungen Athletinnen. Unser Ziel ist es aber, sie irgendwann in die absolute Weltspitze zu kriegen."
Velepec kritisiert Versäumnisse in der Ausbildung
Bei den deutschen Männern gestaltet sich die Situation anders. In den vergangenen Jahren rückten kaum Nachwuchskräfte ins Weltcup-Team nach. Bundestrainer Uros Velepec, der das Amt erst zu dieser Saison von Mark Kirchner übernahm, will in Zukunft vor allem das Schießtempo steigern und prangert in dem Zuge auch Versäumnisse in der früheren Ausbildung an.
"Wir haben nicht die jüngste Mannschaft. Wenn du 10, 15 Jahre Biathlet bist und in den typisch deutschen Skischulen das Präzisionsschießen gelernt hast, ist das nicht einfach", sagte er in einer Medienrunde in Ruhpolding: "Aber das ist nicht der moderne Biathlon."
"Volles Risiko und volle Attacke"
So könne man nur herangehen, "wenn du mit dem 10. oder 15. Platz zufrieden bist. (...) Aber wenn du aufs Podium willst, musst du schneller schießen und riskieren", so Velepec. Er versuche die Muster seiner Athleten nach und nach zu brechen.
"Im ersten Jahr haben wir viel probiert, es war nicht immer gut", erzählte der 56-Jährige: "Seit Mai haben wir es weiter trainiert. Es ist schon besser, aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Bis zu den Olympischen Spielen muss das passen." Aus seiner Sicht fahre ein Athlet im modernen Biathlon "immer besser mit schnellem Schießen, vollem Risiko und voller Attacke".