Biathlon-Team muss rotieren Sportchef Bitterling zur Krankheitswelle - "Kann jetzt nicht alle wegsperren"
Ein gebeuteltes Frauen-Team in Hochfilzen und nun ein kränkelnder Roman Rees: Die Biathleten kämpfen trotz vieler Schutzmaßnahmen aktuell mit einer Infektionswelle. DSV-Sportdirektor Felix Bitterling hofft auf Besserung.
Im Alltag fast vergessen, im Wintersport wieder dominierendes Thema: Corona und grippale Infekte. Mit Franziska Preuß, Hanna Kebinger, Sophia Schneider und Anna Weidel musste das deutsche Biathlon-Team am Wochenende in Hochfilzen gleich vier krankheitsbedingte Ausfälle verkraften.
Seit Montag (11.12.2023) steht zudem fest, dass Roman Rees nach einem Infekt die kommenden Rennen in Lenzerheide (ab 14.12.) verpassen wird. Für die deutschen Biathleten sind das bittere Rückschläge nach dem fulminanten Saisonauftakt in Östersund und dem Gelben Trikot bei den Frauen und den Männern.
Krankheitswelle überrascht
Infekte, eine verstopfte Nase oder ein Kratzen im Hals sind für Ausdauersportler durchaus übliche Erkrankungen, die sich immer wieder einstellen. Doch die aktuelle Krankheitswelle im deutschen Biathlon-Team kommt auch für den DSV-Sportdirektor Felix Bitterling überraschend: "Wir waren auf Ausfälle vorbereitet, aber dass jetzt hier der Freund Corona, der da auch ein gewichtiges Wort mitgesprochen hat, so zuschlägt, damit haben wir jetzt nicht unbedingt gerechnet."
Überraschendes Debüt für Wiesensarter
Als nach Preuß und Kebinger auch noch Sophia Schneider und Anna Weidel in Hochfilzen ausfielen, musste das deutsche Team in der Staffel improvisieren: Um überhaupt an den Start gehen zu können, kam die 28-jährige Marion Wiesensarter überraschend zu ihrem Staffeldebüt. Sie erfuhr erst am Morgen des Rennens von ihrem Einsatz. Weil das eigene Auto kaputt war, musste sie von den Eltern zum Rennen gefahren werden. Die Staffel mit Selina Grotian, Janina Hettich-Walz, Vanessa Voigt und Wiesensarter landete am Ende auf einem guten fünften Platz.
Marion Wiesensarter erfuhr am Morgen vor dem Rennen von ihrem Staffeleinsatz.
Für Wiesensarter ist der Weltcup-Ausflug dennoch vorerst wieder vorbei. Sie startet am kommenden Wochenende im Deutschlandpokal im sächsischen Oberwiesenthal - und damit in der dritten Liga. Wiesensarter hatte im November die Qualifikation für das zweitklassige deutsche IBU-Cup-Team verpasst und muss sich nun hinten anstellen. Zum Staffelauftritt kam sie nur, weil dringend eine vierte Frau gesucht wurde und ansonsten niemand verfügbar war.
Stattdessen steht Johanna Puff vor ihrer Weltcup-Premiere. Die 21-Jährige rückt für Anna Weidel in die Mannschaft. Für Rees bekommt Philipp Horn in Lenzerheide eine neue Weltcupchance.
DSV verschärft Konzept nach vielen Ausfällen
Wohlwissend, dass Infekte und auch Corona den Biathlon-Weltcup weiterhin stark beschäftigen werden, hatte das deutsche Team bereits in der Vorbereitung ein Konzept ausgearbeitet. Dazu gehören unter anderem eine Maskenpflicht bei großen Menschenansammlungen, beispielsweise am Flughafen, getrennte Essenszeiten für Männer und Frauen und dauernde ärztliche Betreuung bei den Weltcups.
Dieses Konzept haben die Verantwortlichen nach den jüngsten Krankheitsfällen noch einmal verschärft: Es gibt nun beispielsweise auch keine Sponsoren-Besuche mehr und auch keine Pressetermine im kleinen Rahmen. Doch ganz ohne Kontakte geht es im Sport nunmal nicht und so bleibt immer das Restrisiko einer Infektion. "Ich kann jetzt nicht alle wegsperren und sagen, ab jetzt kann keiner mehr mit dem anderen Kontakt haben. Dann brauche ich nicht mehr teilnehmen", erklärt Bitterling im Sportschau-Interview.
Benedikt Doll war zu Saisonbeginn auch leicht angeschlagen, ist jetzt aber fit und kommt immer besser in Form.
Nach den gehäuften Infektionen aktuell, hofft der DSV-Sportdirektor nun auf eine etwas ruhigere Restsaison: "Ich glaube, wir haben jetzt gemacht, was man machen kann. Wir hoffen natürlich, dass wir jetzt dann irgenwann mal durch sind."