WTA trägt Finals in Riad aus Frauen-Tennis auf dem Weg nach Saudi-Arabien
Nachdem sich Saudi-Arabien bereits im Herren-Tennis finanziell engagiert hat, wurde der finanzielle Einsatz nun auch auf das Frauen-Tennis der WTA ausgeweitet. Die Finals werden künftig für drei Jahre in Riad ausgespielt - mit exorbitantem Preisgeld.
Zumindest reden die Verantwortlichen bei der Womens Tennis Association (WTA) nicht lange um den heißen Brei herum. Es geht bei ihrer Entscheidung vor allem ums Geld. Nicht das schlechte Wetter wie im letzten Jahr im mexikanischen Cancun oder andere mangelhafte Rahmenbedingungen sind der Grund für die Wahl des Austragungsortes.
Das Abschlussturnier - die sogenannten Finals (2. bis 9. November) - der besten acht Spielerinnen eines Jahres und das der besten acht Doppel werden zwischen den Jahren 2024 bis 2026 im saudi-arabischen Riad ausgetragen, teilte die WTA am Donnerstag (4.4.2024) mit.
Im Rahmen der Zusammenarbeit soll es auch noch Kooperations-Programme geben, die den Tennissport für Jungen und Mädchen in Saudi Arabien entwickeln und ausbauen sollen.
Für Experten keine Überraschung
Mit der Entscheidung für Riad spielen die Tennisspielerinnen allerdings um ein nie dagewesenes Preisgeld von 15,25 Millionen Dollar, das in den kommenden beiden Jahren noch gesteigert werden soll. Zum Vergleich: In Cancun ging es zuletzt immerhin auch schon um neun Millionen Dollar.
"Klar ist, dass Saudi-Arabien intensives Interesse zeigt, in Tennis zu investieren", hatte DTB-Präsident Dietloff von Arnim der Sportschau bereits im Dezember gesagt. Deshalb ist die nun verkündete Umsetzung für die Experten keine Überraschung mehr.
Dank des Staatsfonds PIF (Public Investment Fonds) und seinen geschätzten Reserven von 650 Milliarden Dollar ist die Finanzierung für den Monarchen Mohammed bin Salman al-Saud kein Problem.
WTA-Chef Simon: "Aufregende Gelegenheit"
Neben Beteiligungen in der Formel 1, der Aufwertung der saudischen Pro League durch etliche teure Fußballstars (Cristiano Ronaldo etc.), der Neugründung der Golftour LIV oder der Beteiligung an Turnieren des männlichen Tennis-Pendants der WTA, der ATP, greift sich Saudi Arabien ein weiteres Vehikel, um den Weltsport mitbestimmen zu können.
"Die WTA Finals nach Riad zu holen, ist eine aufregende neue Gelegenheit für uns und ein positiver Schritt für das langfristige Wachstum des Damentennis als globaler und integrativer Sport", sagt WTA-Chef Steve Simon.
Strenges Vormundschaftssystem
Bedenken, ob der von Menschenrechtsorganisationen immer wieder heftig kritisierten Menschrechtslage in Saudi-Arabien oder der Umgang mit Frauen, die trotz einiger gesellschaftlicher Fortschritte in den vergangenen Jahren weiterhin unter einem strengen Vormundschaftssystem ausgesetzt sind, hat die WTA offenbar nicht.
"Diese mehrjährige Partnerschaft erweitert die Präsenz der WTA im Nahen Osten und bringt uns in ein Land mit großem Wachstumspotenzial. Außerdem unterstützt sie unsere ehrgeizigen Pläne, die globale Entwicklung und den Fortschritt des Frauentennis zu beschleunigen", sagt Marina Storti, Chefin der WTA-Vermarktungsgesellschaft.
Aber: Frauen müssen in Saudi-Arabien etwa weiterhin die Erlaubnis eines männlichen Vormundes einholen, um heiraten zu können. Ihre Meinungsfreiheit ist zudem eingeschränkt. Frauen, die Kritik üben, riskieren Verfolgung sowie Inhaftierung und Folter.
Alle WTA-Aspekte erfüllt
"Unser Land ist auf dem Vormarsch. In den letzten Jahren haben Frauen in allen Bereichen bereits viel erreicht und viele historische Schritte unternommen, wobei der Sport einen Großteil des Fortschritts in unserer gesamten Gesellschaft ausmacht", sagt Arij Mutabagani, Präsidentin des saudischen Tennisverbands und die erste gewählte Präsidentin eines saudi-arabischen Sportverbands.
Die WTA sieht sich vielmehr in ihren Wünschen, die sie klar formuliert, abgeholt. Voraussetzungen für die Vergabe nach Riad sollen laut der Vereinigung folgende Aspekte gewesen sein:
Die Fähigkeit, eine Veranstaltung von Weltklasse für Spieler und Fans zu organisieren und zu finanzieren. Unterstützung für das Ziel der WTA zu generieren, das Preisgeld deutlich zu erhöhen. Und die Stärke des Engagements für das Wachstum der WTA-Finals und des Sports im Laufe der Zeit.
Angesichts des Volumens des PIF kann Saudi-Arabien sämtliche Bedingungen wohl mühelos erfüllen und sticht damit auch mögliche Konkurrenten von vorneherein aus.