Warten auf das nächste Comeback Rafael Nadal - der Unabschreibbare
Rafael Nadal verpasst wegen seiner langwierigen Muskelverletzung den Auftakt in die Sandplatz-Saison. Der Spanier musste in seiner Karriere oft pausieren, schaffte aber immer das Comeback.
Die Fans von Rafael Nadal brauchen aktuell ein besonders dickes Fell. Der spanische Tennis-Star, der seit Monaten wegen einer Muskelverletzung im Hüftbeuger und in der Leiste ausfällt, musste nun auch seine Teilnahme am Turnier in Monte Carlo absagen.
"Ich bin noch immer nicht bereit, auf höchstem Niveau zu spielen. Ich kann an einem der wichtigsten Turniere meiner Karriere nicht teilnehmen", twitterte Nadal wenige Tage vor dem Masters-Turnier, das am Samstag (08.04.2023) beginnt und der Startschuss in die Sandplatz-Saison ist.
"Das wird sein größter Feind"
Seit fast zwei Jahrzehnten ist das die Zeit, in der Nadal aufblüht. Elfmal gewann er schon das Turnier im Fürstentum - nur bei den French Open (14 Titel) gewann er noch häufiger. Viele befürchten aber schon, dass weitere Erfolge nicht mehr dazukommen werden. Denn die Zweifel wachsen, dass Nadal noch mal ein Comeback glückt.
"Das Letzte, was Rafa jemals verlieren würde, ist sein eigentliches Spiel. Ich denke, dass er den Ball immer besser trifft und zunehmend kreativer wird. Aber er wird langsamer, weil er nicht mehr so viel trainieren kann und älter wird. Das wird sein größter Feind", mutmaßte beispielsweise Mats Wilander, Nummer eins im Tennis in den 1980er-Jahren und heute als Experte tätig, bei "Eurosport".
Nadal bereitet sich so gewissenhaft wie nie vor
Dieser Tatsache ist sich der 36-jährige Nadal ebenfalls bewusst. Entsprechend sorgsam geht er mittlerweile mit seinem Körper um, will erst dann wieder an den Start gehen, wenn er auch wirklich bereit ist. Einen Rückschlag will Nadal unbedingt verhindern. "Ich bin noch nicht in der Lage, mit den maximalen Garantien zu spielen und setze meinen Vorbereitungsprozess fort, in der Hoffnung, bald zurückzukehren", sagte er nun.
Schon vor seiner Monte-Carlo-Absage hatte Nadal betont: "Ich habe mir eine Auszeit genommen. Ich habe mit Reha, Fitnessstudio und Physiotherapie begonnen - wie von den Ärzten angeordnet. Ich bereite mich darauf vor, unter den besten Bedingungen zurückzukommen." Dazu gehört nicht nur, dass der Körper wieder bereit ist, sondern auch, dass er wieder die Klasse hat, um Spiele zu gewinnen.
Schreckliches Erlebnis bei den Australian Open
Seit Januar hat der Sandplatzkönig - 63 seiner 92 Turniersiege holte er auf dem Belag - keine Partie auf der ATP-Tour gespielt. Bei den Australian Open war er wegen seiner Verletzung nicht in der Lage, seinen Erfolg vom Vorjahr zu wiederholen. "Ich wollte als Titelverteidiger nicht aufgeben", sagte Nadal nach seiner Niederlage in der zweiten Runde: "Manchmal ist es frustrierend. Manchmal ist es schwer zu akzeptieren. Manchmal fühlt man sich müde wegen all dieser Verletzungen."
Denn Nadal musste sich schon unzählige Male zurückkämpfen. Es gibt wohl keinen Tennisspieler, der über eine derart lange Zeit eine derart intensive Spielweise auf den Platz brachte. Nadals Erfolg basierte immer auf seinen harten Top-Spin-Schlägen und läuferischen Fähigkeiten. Matches und Ballwechsel waren bei ihm gerade in den Topduellen oft besonders lang. Entsprechend hoch ist aber auch der Verschleiß.
Seit 14 Jahren immer wieder verletzt
"Es ist fast ein Wunder, dass ich nie außerhalb der Top 10 gelandet bin bei all den Verletzungen, die ich in den vergangenen 18 Jahren hatte", sagte Nadal Anfang März, als er erstmals nach 912 Wochen nicht mehr zu den besten zehn Tennisspielern laut Weltrangliste gehörte. Am 25. April 2005 war der damals 18-Jährige erstmals in diese elitäre Sphäre aufgestiegen.
Schon vier Jahre danach wurde seine Karriere zu einem Wechselspiel aus Verletzungen und Erfolgen. Wegen Sehnenentzündungen in den Knien sagte er 2009 seine Teilnahme am Rasenklassiker in Wimbledon ab, eine Knieverletzung setzte ihn auch von Juli 2012 bis Februar 2013 für über ein halbes Jahr außer Gefecht. Später folgten große Probleme mit dem Handgelenk, dann die Hüfte - und die Knie blieben sowieso eine Schwachstelle.
"Seine" French Open sind das große Ziel
2021 offenbarte Nadal dann, seit seiner Kindheit am Müller-Weiss-Syndrom im linken Fuß zu leiden. Dabei bilden sich äußere Teile des Kahnbeins zurück. Damals dachte er sogar an einen Rücktritt, doch er schaffte stattdessen wieder den Sprung an die Spitze. 2022 gewann Nadal die Australian Open und dann einige Monate später auch zum 14. Mal die French Open. In Wimbledon musste er dann aber seine Teilnahme am Halbfinale wegen eines Risses im Bauchmuskel absagen - und nun sind die Leiste und wieder die Hüfte betroffen.
Nadals Turniererfolg in Paris war der 92. seiner Karriere und der bisher letzte. Ein Jahr danach will er spätestens dort wieder auf dem Platz stehen - und das trauen ihm auch alte Weggefährten zu. "Er wird für die Sandplatztour fit sein, ich habe großes Vertrauen in ihn für Roland Garros", sagte der ehemalige Topspieler David Ferrer. Am 28. Mai beginnen die French Open. Etwas weniger als zwei Monate bleiben Nadal noch, um der Tenniswelt zu zeigen, dass er der Unabschreibbare ist.