Tennisspieler Rafael Nadal bejubelt seinen Sieg bei den French Open 2017

Spanier beendet Karriere Rafael Nadal - Abschied eines großen Athleten

Stand: 10.10.2024 19:05 Uhr

Rafael Nadal hat seinen Abschied aus dem Tennissport bekannt gegeben. Der 38-Jährige hat das Spiel in vielerlei Hinsicht geprägt wie kaum ein anderer - und das nicht nur auf sportlichem Terrain.

Vermutlich kann sich Rafael Nadal selbst kaum noch genau an das Jahr 2002 erinnern, als ihn eine kleine Delegation aus dem kleinen Städtchen Neuss bei Düsseldorf im heimischen Manacor besuchte.

Matthias Stechmann, der damalige Vorsitzende von Blau Weiss Neuss, das ein Team in der Tennis-Bundesliga unterhielt, hatte einen Hinweis von einem Bekannten aus Mallorca bekommen: Ein sehr junger Spieler von der Baleareninsel sei ein absolutes Ausnahmetalent.

Erster Turniersieg mit 15

Mit 15 Jahren hatte eben dieser weitgehend unbekannte Junge auf der ATP-Tour auf Mallorca bereits seinen ersten Titel gewonnen. Und wie gut dieser auf dem Tennisplatz selbstbewusste Nadal damals schon war, ließ er Ramon Delgado spüren.

"Wenn ich solide bin, kann mich ein 15-Jähriger nicht aufhalten“, beschrieb sein damaliger Finalgegner Delgado die Ausgangsposition. "Aber schon bald, von Anfang an, fiel mir die Beständigkeit seiner Schläge auf." Der Paraguyer sollte Nadal unterschätzen - und unterlag in zwei Sätzen mit 4:6, 4:6.

Mit 19 Jahren French-Open-Sieger

Nach viel Überredungskunst der Neusser Delegation lief dieser Nadal mit 16 Jahren im Sommer 2003 mit seinen langen, wehenden Haaren und einem viel zu großen Shirt zwei Mal für die Rheinländer auf - und ging natürlich jeweils als Sieger vom Aschecourt.

Was danach folgte, war eine Karriere, die sich Nadal selbst nicht hatte erträumen können. Nur 22 Monate später und zwei Monate nach seinem 19. Geburtstag gewann er erstmals die French Open. Insgesamt wurden es 22 Grand-Slam-Titel, insgesamt 14 Mal setzte sich der "Stier aus Manacor" allein in Paris die Krone auf, 1.080 Einzel-Siege feierte er auf der Tour, 92 Turniere konnte er für sich entscheiden. Was für eine Bilanz.

Epische Duelle der großen drei

Seine epischen Duelle vor allem mit Roger Federer und Novak Djokovic hielten nicht nur die Tennis-Welt in Atem: Die Begegnungen des spanischen Arbeiters mit der brachialen Wucht gegen den Schweizer Virtuosen mit der Eleganz eines Balletttänzers oder gegen den serbischen Vorzeigeathleten mit der Präzision eines Uhrwerks sorgten häufiger für viele müde Augen auf den Arbeitsstellen, wenn sich die großen drei in Übersee wieder einmal in tiefer Nacht duellierten - und die Fans vor den Bildschirmen mitfieberten.

Nadal gehörte nicht nur einer außergewöhnlichen Generation von Tennisprofis an, er prägte diese, wie es bisher nur wenige taten. Denn so hochprofessionell und verbissen er sich auf den Courts dieser Welt zeigte, so anders war er außerhalb seiner Partien.

Vorbild an Sportsgeist

Denn nicht wie die Spieler-Generationen vor ihm - John McEnroe, Jimmy Connors, Boris Becker, André Agassi, Pete Sampras und einige mehr - sah er seine sportlichen Gegner außerhalb der Turniere als Kontrahenten an. Er betrachtete sie eher als Kollegen, mit denen er einen freundschaftlichen Umgang pflegte. Dafür bekam er von allen Seiten Respekt.

Überheblichkeit oder gar Arroganz waren seine Sache nie. Auch Ausraster auf dem Court nach Fehlentscheidungen oder schlechten Leistungen vermied er stets.

Besonders seine enge Verbundenheit zu seinem wohl allergrößten Rivalen Roger Federer, die noch heute anhält, sticht dabei heraus und zeugt von einem Sportsgeist, den auf dem allerhöchsten sportlichen Niveau keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist - und als vorbildlich gelten muss.

"Ich habe immer gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde. Danke für die unvergesslichen Erinnerungen und all deine unglaublichen Leistungen in dem Spiel, das wir lieben", übermittelte Federer via sozialer Medien beste Wünsche.

Kunde bei Dopingarzt Fuentes?

Geplagt wurde Nadal allerdings von (zu) vielen Verletzungen, die ihn teils Monate ausfallen ließen. In den vergangenen zwei Jahren hatten seine zahlreichen Comeback-Versuche nie mehr zu alter Leistungsfähigkeit geführt.

Und auch beim Spanier gab es Momente, die einen dunklen Schatten werfen, die das lupenreine Image zumindest ein wenig trüben.

Bei der "Operación Puerto", angestoßen von der spanischen Guardia Civil, bei der es unter anderem um Blutbeutel in Kühlschränken beim spanischen Gynäkologen und überführten Dopingarzt Eufemiano Fuentes ging, fiel als einer der prominenten Kunden auch der Name Nadal. Bewiesen wurde ihm aber nie etwas - und der spanische Superstar stritt dies auch immer ab.

Abschied beim Davis Cup

Nadal hat vor allem durch seine brachiale Spielweise, seinen unbändigen Willen, seine völlige Hingabe sowie seine Leidenschaft für diesen Sport die größten Schlagzeilen gemacht.

Diese große, einzigartige Karriere wird nun bei der Endrunde des Davis Cups (19. bis 24. November) in Malaga enden, wo Nadal noch ein letztes Mal für Spanien spielen wird. "Ich fühle ein großes Glück für all die Dinge, die ich erleben durfte", sagte der Spanier. Es wird der Abschied eines großen Tennisspielers, eines in vielerlei Hinsicht großartigen Athleten.