Tennis bei den Olympischen Spielen Der Oberschenkel hält - Nadal lässt die Muskeln spielen
Spielt er oder nicht? Lange schien es am Sonntag nicht sicher. Doch dann meldete sich der angeschlagene Tennisstar Rafael Nadal bereit für sein Olympia-Einzel - und lieferte in seinem Lieblingsstadion Roland Garros einen willensstarken Sieg ab. Mit 6:1, 4:6 und 6:4 bezwang er Marton Fucsovics.
Marc Maury, der berühmte Stadionsprecher von Roland Garros, stand am Sonntag an seinem angestammten Platz am Ausgang des Spielertunnels im Court Philippe Chatrier wie üblich bereit. Doch dieses Mal durfte der Franzose mit der sonoren Stimme nicht zu seiner ikonischen Ansage für Rafael Nadal ansetzen. Es ist eben Olympia, kein Grand Slam.
Zuletzt hallte seine unverwechselbare Vorstellung des 14-maligen French-Open-Siegers aus Manacor im Frühjahr durchs Stadion und das wohl zum letzten Mal: "Roland Garros Champion 2005, 2006, 2007, 2008, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2017, 2018, 2019, 2020 und 2022." Schon mittendrin waren die 15.000 Tennisfans in völlige Ekstase verfallen, wie immer.
Erst mittags gab es Entwarnung
Doch auch ohne diese besondere Begrüßung wurde Nadal in dem Stadion, das niemand je so beherrscht hatte wie er, mit tosendem Jubel von 10.000 Tennisfans aus aller Welt empfangen. Für ein vielleicht letztes Einzel auf seiner roten Lieblingsasche hatte sich der 38 Jahre alte Nadal nach seinem Sieg im Doppel stundenlang am lädierten Oberschenkel behandeln lassen.
Der angeschlagene spanische Superstar hatte alles versucht, um sich dieses Gänsehauterlebnis in Roland Garros noch einmal zu gönnen. Und so brachte Nationalcoach David Ferrer die aufgeregten Gerüchte in den sozialen Netzwerken am Mittag schließlich zum Schweigen: "Er hat sich aufgewärmt, er ist bereit."
Und wie bereit Nadal auf einmal war, demonstrierte er im ersten Satz gegen den völlig überforderten Marton Fucsovics - er fegte den 32-jährigen Ungar bei dessen Olympia-Debüt mit 6:1 in 32 Minuten ab. Die Fans hielt es nicht auf ihren Sitzen, Nadal ließ noch einmal seine Muskeln spielen.
Doch die Kräfte schwanden zunehmend beim Spanier, auf einmal musste er sich seine Punkte hart erarbeiten. Fucsovics biss sich in die Partie und der Weltranglisten-83. schaffte durch eine Unachtsamkeit Nadals, den zweiten Durchgang mit 6:4 für sich zu entscheiden. Im dritten Durchgang blieb es zunächst mühsam für Nadal, der etliche Breakbälle ungenutzt ließ. Insgesamt verwertete er nur zwei von zehn.
Doch einen der beiden Breakbälle nutzte der 22-malige Grand-Slam-Sieger im wichtigen Moment zur 3:2-Führung. Nadal hatte die Kontrolle über die Partie zurückgewonnen. Dennoch verzog er beim Stand von 5:4 beim ersten Matchball die Vorhand einen Meter ins Aus, beim zweiten servierte er einen Doppelfehler. Der dritte aber schließlich saß - und so bekommt Nadal nun einen weiteren Gänsehautmoment in Roland Garros. Ein Duell in der zweiten Runde mit Novak Djokovic.