Wie im Fall Hempel DSV zahlt Ex-Sportdirektor Kurschilgen hohe Vergleichssumme
Der Deutsche Schwimm-Verband hat in einer weiteren Personalie eine Einigung erzielt – die den klammen Verband zusätzlich finanziell belastet: Ex-Sportdirektor Thomas Kurschilgen erhält eine hohe sechsstellige Summe.
Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat wie im Fall von Ex-Wasserspringer Jan Hempel auch den Streit mit seinem ehemaligen Sportdirektor Thomas Kurschilgen mit einer hohen Geldzahlung beendet. Das Landgericht Kassel bestätigte der Sportschau am Freitag (10.11.2023), dass sich beide Parteien auf einen Vergleich geeinigt hätten. Dort ist Kurschilgen gegen die vom DSV im März 2021 verhängte fristlose Kündigung vorgegangen. Der für den 21. November angesetzte zweite Verhandlungstag wurde abgesagt.
Der Verband hatte dem Top-Funktionär unter anderem Versäumnisse im Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den später verurteilten Bundestrainer Stefan Lurz vorgeworfen. Kurschilgen hat die Vorwürfe stets bestritten. Während des ersten Verhandlungstages, der bereits im Januar 2022 stattfand, hatte er einen vom Richter angeregten Vergleich noch abgelehnt. Am Freitag wollte er sich zur Sache nicht äußern. Auch der DSV gab keinen Kommentar ab.
Hohe sechsstellige Summe für Kurschilgen
Der Verband hatte sich mit Hempel, der nach jahrelangem Missbrauch durch seinen Trainer mit einer Klage wegen Organisationsverschuldens gedroht hatte, auf eine Zahlung von insgesamt 600.000 Euro geeinigt. Nach ARD-Informationen erhält Kurschilgen eine Summe in ähnlicher Höhe, die sich aus entgangenem Gehalt, Schadenersatz und einer Abfindung zusammensetzt.
Pikant: Vize-Präsident Wolfgang Rupieper, der den DSV derzeit in einer Doppelspitze mit Kai Morgenroth anführt, war damals maßgeblich an den Vorgängen beteiligt, die zur fristlosen Kündigung Kurschilgens geführt hatten. Rupieper und seinen Vorstandskollegen war auch DSV-intern vorgeworfen worden, die Causa Lurz dazu genutzt zu haben, den mächtigen und reformwilligen Sportdirektor Kurschilgen mitsamt dessen üppigem Gehalt loswerden zu wollen.
Hohe finanzielle Belastung vor nächstem Buschkow-Termin
Nun entgeht der finanziell ohnehin unter Druck stehende Verband wie im Fall Hempel zwar einem womöglich langwierigen Streit vor Gericht, muss dafür aber erneut tief in die Tasche greifen. Der DSV hatte aber mit dieser Summe kalkuliert, nun herrscht vor der Fortsetzung des letzten anhängigen Gerichtsverfahrens in hochkarätigen Personalangelegenheiten mehr Planungssicherheit: Für Februar 2024 ist vor dem Arbeitsgericht Halle/Salle der zweite Verhandlungstag im Rechtsstreit mit Lutz Buschkow angesetzt.
Der langjährige Spitzen-Funktionär klagt ebenfalls, weil der DSV ihm im Oktober 2022 fristlos gekündigt hat. Der Verband war damals im Anschluss an die ARD-Dokumentation "Missbraucht" über den Fall Hempel und weitere Fälle sexueller Gewalt im deutschen Schwimmsport gegen Buschkow aktiv geworden. Er soll, so der Vorwurf des DSV und von Hempel, frühzeitig von den sexuellen Übergriffen gegen den ehemaligen Weltklasse-Wasserspringer gewusst haben, ohne angemessene Maßnahmen ergriffen zu haben. Buschkow bestreitet dies und erklärte, erst mit Veröffentlichung des ARD-Films von Hempels Leidensweg erfahren zu haben.
Der DSV finanziert sich auch aus Steuermitteln, derzeit erhält er aus dem Fördertopf des Bundesinnenministeriums mehr als fünf Millionen Euro pro Jahr. Nach ARD-Informationen wurde intern zwischenzeitlich sogar die Möglichkeit erörtert, die Verbandszentrale in Kassel mit einer Hypothek zu belasten. Ob sich die Vertreter des deutschen Schwimmsports am 9. Dezember auf der DSV-Mitgliederversammlung wieder vorrangig auf Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele 2024 in Paris konzentrieren können, ist trotz der Einigungen mit Kurschilgen und Hempel fraglich.