Alemannia Aachen Die große Sehnsucht nach der Aufstiegsparty
In der Regionalliga West hätten die Fußballer von Alemannia Aachen den Aufstieg an diesem Wochenende perfekt machen können, doch daraus wird nun doch noch nichts.
Vorfreude ist die schönste Freude, sagt der Volksmund. Ob das aber unter den Fans des West-Regionalligisten Alemannia Aachen auch so gilt, darf bezweifelt werden. Schließlich sehnen sie sich nach dem Moment, wenn der Aufstieg ihres Vereins in die 3. Liga und die Rückkehr in den bundesweiten Profifußball nach langem Leidensweg endlich perfekt ist - und nach der großen Aufstiegsparty.
Feiern, das beherrscht auch Heiner Backhaus. Der 42-jährige Trainer hat immerhin schon mal den Rheinlandpokal mit Rot-Weiß Koblenz gewonnen. Doch eine Drittliga-Aufstiegsparty in Aachen würde diese Erfahrung wohl in den Schatten stellen. "Stand jetzt" wolle er davon zwar noch nichts wissen, führte der Coach beim Pressegespräch vor dem Spiel am Samstag (14 Uhr) beim SC Paderborn II aus. Und ließ dann durchblicken: "Aber ich würde schon gerne feiern, ist ja logisch." Daraus wird allerdings nichts.
Alemannia hofft auf Patzer des Wuppertaler SV
Damit bei den Alemannen nach einem Sieg in Paderborn im übertragenen Sinne die Sektkorken nämlich hätten knallen können - und im praktischen Sinne Backhaus mit viel Bier von seinen Spielern geduscht wird - hätte der Wuppertaler SV sein Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf II nicht gewinnen dürfen.
Die Partie des WSV wurde am Samstagmorgen allerdings wegen eines grassierenden Magen-Darm-Virus kurzfristig abgesagt - und damit die Entscheidung im Aufstiegsrennen vertagt. Die Alemannia kann den Aufstieg nun am kommenden Samstag (27.04.2024/14 Uhr) im eigenen Stadion gegen den 1. FC Bocholt perfekt machen, sollte das WSV-Spiel nicht bereits unter der Woche nachgeholt werden.
Klar, dass bei den Fans die Rechenschieber längst heißgelaufen sind, wann der Aufstieg in den nächsten Spielen endgültig feststehen würde. "Zum Glück machen es die Fans, rechnen war nie meine Stärke", sagte Backhaus. "Deswegen verlasse ich mich lieber drauf, dass wir Siege holen müssen. Und das wird schwer genug. Wenn es dann so weit wäre, dann wird auch gefeiert. Aber vorher wird noch ein hartes Stück Arbeit auf uns zukommen."
Nils Winter kehrt zurück in Aachener Aufgebot
Denn Backhaus' Team hat zwar am letzten Spieltag Rot Weiss Ahlen mit 3:0 geschlagen, doch mit der Leistung war der 42-Jährige nicht zufrieden. "Wir sollten in den Spiegel gucken und sagen: 'Die Leistung war nicht gut.' Wenn wir mit der Haltung hinfahren, wird es wahrscheinlicher, dass es was zu feiern gibt, als wenn wir uns jetzt nur auf die Schultern klopfen lassen und die Stunden rückwärts zählen."
In Paderborns Zweitvertretung, die als Tabellen-13. noch gegen den Abstieg kämpft, könnten am Samstag naturgemäß auch Profis aus der 2. Liga aushelfen. "Wir spielen gegen eine verdammt gute Mannschaft. Die natürlich auch, wenn sie Verstärkung von oben bekommt, sich auf Top-Regionalliga-Niveau befinden wird - wenn nicht besser", sagte Backhaus.
Den Aachener Kader wieder verstärken wird Rechtsverteidiger Nils Winter. Er hat die Rückkehr in den Kader nach seinem Bänderriss Anfang März "in Rekordzeit" geschafft, zeigte sich der Trainer erfreut. Zum Konkurrenzkampf im Kader sagte Backhaus: "Ich freue mich immer, wenn alle da sind. Denn das erhöht den Druck auf dem Kessel und den brauchen wir."
Fans als Faktor - doch es gibt Furcht vor rechter Gewalt
Druck auf dem Kessel - der kommt am Samstag auch von den 3.600 Fans, die das Team nach Ostwestfalen begleiten werden. Die Alemannia führt standesgemäß die Fan-Tabelle der Regionalliga West an, im Schnitt kommen über 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu den Heimspielen im Tivoli. Selbst bundesweit kann unter den Viertligisten Aachen da niemand das Wasser reichen.
Klub | Durchschnitt Fans pro Heimspiel | Regionalliga |
---|---|---|
Alemannia Aachen | 18.407 | West |
Energie Cottbus | 7.253 | Nordost |
Kickers Offenbach | 6.256 | Südwest |
SV Meppen | 5.953 | Nord |
Rot-Weiß Erfurt | 5.800 | Nordost |
Und die Fans sorgen für eine Wucht, die dem Team zusätzliche Kraft gibt, erklärte Backhaus schon vor einigen Wochen gegenüber dem "RevierSport": "Bei Alemannia Aachen ist jedes Spiel ein Endspiel und das ist geil. (...) Du musst das Feuer gar nicht selber legen, sondern das machen die Fans." Da erklärt es sich von selbst, dass ein gewaltiger, emotionaler Dammbruch beim Aufstieg vorprogrammiert ist.
Was die Stimmung in der Kurve angeht, deckten Recherchen von "Sport inside" allerdings zuletzt die Angst vieler Fans vor der Rückkehr rechter Gewalt auf. Der Erfolg der Alemannen ziehe auch Rechtsextreme wieder an. Der Verein wehrte sich kürzlich mit einer Erklärung, man sei strikt gegen Rechtsextremismus. Aktuelle Nachfragen der Sportschau beantwortete der Klub nicht.