BVB-Mitgliederversammlung Watzke verteidigt Rheinmetall-Deal
Die BVB-Mitgliederversammlung hat den Werbedeal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall missbilligt. Die Mehrheit der rund 1.100 anwesenden BVB-Mitglieder stimmte für einen entsprechenden Antrag. Zuvor hatte die BVB-Clubführung den Deal verteidigt.
Nach stundenlanger Sitzung und einer lebhaften Diskussion mit vielen kritischen Wortbeiträgen wurde der Antrag eines BVB-Fans in geheimer Abstimmung angenommen. Von den 855 BVB-Mitgliedern, die an der Abstimmung teilnahmen, stimmten 556 für den Antrag. Der Antragsteller Wilfried Harthan verbindet damit die Hoffnung, dass die Geschäftsführung der KGaA den Deal so schnell wie möglich beendet bzw. zumindest nicht verlängert - auch wenn die Entscheidung für seinen Antrag rechtlich nicht binden ist.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke versprach, im kommenden Jahr in einer Online-Abstimmung die Meinung aller aktuell 218.000 BVB-Mitglieder einzuholen.
Watzke verteidigt Rheinmetall-Deal
Zuvor hatte Watzke den Deal erneut verteidigt: "Man kann nicht ausschließen, dass man am Ende des Tages mal unterschiedliche Meinungen hat. Wir sind mit dem Thema in die Gremien gegangen, ins Präsidium, zum Vorstand. Wir haben sehr intensiv diskutiert", sagte Watzke auf der Mitgliederversammlung des Klubs am Sonntag. "Ich wusste, dass es eine schwere Abwägungsentscheidung zwischen ökonomischen Fragen und einer gesellschaftlichen Verantwortung ist. Die Gremien haben sich letztlich einstimmig dafür ausgesprochen, dass wir das machen."
Er habe "hohen Respekt vor jedem einzelnen, der da zu einer anderen Bewertung kommt". Dies müsse in einem "demokratischen Klub möglich sein", betonte Watzke: "Es war eine harte Entscheidung, aber ich stehe dazu."
Briefe an Fan-Abteilung - Protest vor der Halle
Dass der Rheinmetall-Deal die BVB-Anhänger beschäftigt, bestätigte auch Jakob Scholz von der Fan-Abteilung in seiner Rede. "Noch nie habe ich so viele Zuschriften und Nachrichten bekommen, wie zu diesem Thema - und meist keine positiven", sagte Scholz.
Vor der Westfalenhalle gab es Protestaktionen gegen das Rheinmetall-Sponsoring, unter anderem von der Partei "Die Linke" mit einem aufblasbaren Panzer und vom "Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionären".
Kritik: Gladbach hat den Deal abgelehnt
Auch die DFG-VK stand mit einem Papp-Panzer vor der Tür und forderte auf Plakaten "die Rote Karte für den Rheinmetall-Deal". Deren Politik-Geschäftsführer Michael Schulze von Glaßer ist auch BVB-Fan: "Borussia Dortmund ist echte Liebe, aber sie machen es einem in letzter Zeit echt ziemlich schwer. Da ist etwas Ernüchterung wegen des Werbedeals mit Rheinmetall."
Proteste gegen Werbedeal des BVB mit Rheinmetall
Er zog vor allem den Vergleich zu Borussia Mönchengladbach, das vor dem BVB von Rheinmetall für ein Sponsoring angefragt worden war, aber abgelehnt hatte: "Das finde ich als BVB-Fan bitter. Ich muss mir jetzt von Gladbach-Fans anhören, dass sie höhere Werte haben, als der BVB."
Der BVB hatte wenige Tage vor dem Finale der Champions League gegen Real Madrid bekannt gegeben, dass Deutschlands größter Rüstungskonzern neuer "Großsponsor" werde. Nach Informationen der Sportschau erhält der BVB über diesen Deal bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren gut 20 Millionen Euro. Die Partnerschaft umfasst die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände.
Fan-Antrag fordert Missbilligung des Deals
BVB-Fan Wilfried Harthan hat den Antrag auf der BVB-Mitgliederversammlung gestellt den Werbedeal mit Rheinmetall zu missbilligen
Wilfried Harthan hatte seinen seinen letztlich erfolgreichen Antrag für das schnellstmögliche Ende der Partnerschaft so begründet: "Wenn Kriegswaffen hergestellt werden, müssen sie auch verbraucht werden. Rheinmetall verdient am Tod und Elend von Menschen. Das passt nicht zu den Grundwerten von Borussia Dortmund. Wenn Rheinmetall jetzt als der große Hüter der Demokratie hochstilisiert wird, dann entspricht das nicht den Tatsachen."
Auch andere BVB-Mitglieder kritisierten in ihren Redebeiträgen den Deal hart und ernteten dafür viel Applaus im Saal. Besonders große Kritik gab es an der Art und Weise, wie der Deal kommuniziert worden war und dass die Fans nicht ausreichend eingebunden gewesen seien: "Wenn Vertreter von Politik und Wirtschaft, die wenig bis gar nichts mit dem Verein zu tun haben, vor dem Deal nach ihrer Meinung gefragt werden, die Fans, die es in ihrem Selbstverständnis direkt betrifft aber nicht, dann ist das kein Diskurs," kritiserte BVB-Mitglied Markus Schäfer.
Er forderte deswegen in einem weiteren Antrag, Leitplanken und Ausschlusskriterien zu erarbeiten, mit Firmen welcher Branchen in Zukunft keine Werbepartnerschaften eingegangen werden sollen. BVB-Fan Wilfried Harthan findet: "Im Umgang mit den Fans hat die Geschäftsführung noch viel Luft nach oben." Dieser Antrag bekam aber keine Mehrheit.
BVB will mit Kehl verlängern
BVB-Mitgliederversammlung 2024
Sport-Geschäftsführer Lars Ricken kündigte auf der Mitgliederversammlung an, den auslaufenden Vertrag von Sportdirektor Sebastian Kehl verlängern zu wollen. "Es ist mein Wunsch, auch mit dir den Weg weiterzugehen", sagte Ricken in Richtung von Kehl. Das aktuelle Arbeitspapier des 44-Jährigen läuft im Sommer 2025 aus. "Mein großer Wunsch ist es, was zu entwickeln, was aufzubauen mit Menschen, die sich zu 100 Prozent mit dem BVB identifizieren", sagte Ricken. Damit meinte der Sportchef auch Trainer Nuri Sahin.
Nach dem durchwachsenen Saisonstart verteidigte Ricken den 36-Jährigen. "Wir vertrauen unserer Mannschaft und wir vertrauen unserem Trainer. Wir haben mit Nuri, glaube ich, einen Top-Trainer, der mit jedem Spiel und jeder schwierigen Situation zu einem noch besseren Trainer wird", sagte Ricken in Richtung Sahin.