Fußball | Bundesliga Topspeed ist beim SC Freiburg nun Eren-Sache
Eren Dinkçi hat nach seiner starken Saison in Heidenheim beim SC Freiburg angeheuert. Nun will er mit den Breisgauern die Bundesliga aufmischen - und nächstes Jahr endlich im Europapokal spielen.
Eren Dinkçi ist einer von der schnellen Sorte, einer von der ganz schnellen - exakt 36,41 Stundenkilometer schnell. Kein Bundesliga-Spieler war vergangene Saison schneller. Mit seinem Hochgeschwindigkeitsfußball, seiner Technik und seinem Zug zum Tor soll der 22-Jährige fortan das Offensivspiel des SC Freiburg beleben - vorzugsweise über den rechten Flügel oder im Sturmzentrum. "Ich sehe mich da, wo der Trainer mich braucht" sagte Dinkçi im Interview mit SWR Sport. "Das ist einfach Fakt. Mir ist egal, wo ich spiele, Hauptsache ich spiele und habe weiterhin Spaß."
Eren Dinkçi tritt beim SC Freiburg in die Fußstapfen von Nils Petersen
Beim Sport-Club hat er sich die Rückennummer 18 ausgesucht, ohne so genau zu wissen, mit welcher Aura er sich damit umhüllt. "Mein Onkel hatte mir das mal gesagt: 'Die 18 von Nils Petersen? Ganz schön große Fußstapfen.' Aber als ich die Nummer ausgewählt habe, wusste ich das nicht", sagte Dinkçi: "Das darf man nicht zu groß machen. Klar, Nils ist eine Legende für den Verein und war ein super Spieler. Aber es ist halt immer noch eine Rückennummer."
Eren Dinkçi wurde beim SC Freiburg gut aufgenommen
Beim SC Freiburg hat er sich jedenfalls gut eingelebt: "Es war nicht schwer, hier reinzukommen. Die Jungs sind sehr herzlich und haben mich super aufgenommen." Obwohl in der Freiburger "Wizzard"-Runde kein Platz mehr für ihn war. Statt beim Kartenspielen brachte er sich zum Team-Tag lieber an der Konsole ein: "Das Beste von mir war Mario-Kart. Darin bin ich trainierter." Sein Lieblingsfahrer: Luigi.
Und spätestens als er zum Einstand Tarkans 1997er Chart-Knaller "Şımarık" performte, dürfte er die Herzen seiner Mitspieler gewonnen haben: "Das Lied wird oft gewünscht. Das war in Heidenheim, war in Bremen so - hier habe ich es dann mal selbst reingebracht." Nur mit dem Tanzen hapert's noch - "ich bin brutal unbeweglich."
Vom Hobby-Koch zum Profi-Goalgetter in Heidenheim
Falls Dinkçi doch noch eine tragende Rolle beim Freiburger Kartenspiel-Abend einnehmen möchte, kann er die Runde zum Essen einladen. Denn Kochen ist sein großes Hobby: "Ich habe früher sehr, sehr oft mit Mama gekocht und mir dann ein bisschen was abgeschaut." In seiner Jugend hatte er sogar in der elterlichen Gastronomie gearbeitet.
Von seinen Kochkünsten profitierte Dinkçi, als er im Sommer 2023 zum 1. FC Heidenheim wechselte. "Ich habe nie etwas bestellt, weil es nicht viel gab. Deswegen habe ich sehr, sehr viel gekocht und es hat mir eine Menge Spaß gemacht und macht mir immer noch Spaß." Davon können seine neuen Teamkollegen sicherlich profitieren: "Nicht so lecker wie Mamas, aber trotzdem gut."
Doch Dinkçi hat von Heidenheim auch sportlich profitiert: Der FCH lieh den Flügelflitzer von Werder Bremen aus, nachdem er an der Weser unter Trainer Ole Werner kaum zum Zug gekommen war. Auf der Ostalb stieg er zum Stammspieler auf und hatte mit zehn Toren und fünf Vorlagen maßgeblichen Anteil am souveränen Klassenerhalt und am Heidenheimer Weg in die Conference League.
Für den SC Freiburg verließ Eren Dinkçi sogar seinen Herzensverein
Dadurch spielte er in den Fokus des SC Freiburg, der Dinkçi für fünf Millionen Euro in den Breisgau holte. "Der SC hat sich sehr früh um mich bemüht, was mir total gefallen hat", sagte Dinkçi. "Weil das auch für mich wichtig war, eine frühe Entscheidung zu treffen. Weil ich immer mit dem Kopf in Bremen war."
Werder Bremen ist immer noch Dinkçis Herzensverein, denn der 1,88 Meter große Angreifer ist Bremer durch und durch. Er wuchs in einem Bremer Stadtteil auf, spielte in seiner Jugend beim SC Borgfeld und wechselte mit 18 Jahren in die A-Jugend des SV Werder. Doch im Norden habe Dinkçi nicht die Wertschätzung erfahren, die er braucht, um sein Potenzial abrufen zu können. Also ging er in den Breisgau.
Erste Gespräche schon mit Julian Schuster
In Freiburg muss sich Dinkçi schon wieder auf einen neuen Trainer einstellen. Der Wechsel von Christian Streich zu Julian Schuster habe ihn jedoch nicht überrascht: "Als ich unterschrieben habe, war schon klar, dass Julian Schuster übernimmt. Die ersten Gespräche waren dann noch mit beiden zusammen, also konnte man sich da schon so ein bisschen denken, was nächstes Jahr passieren wird. Das haben die mir dann auch offen erzählt." Dinkçi genieße die Arbeit mit dem neuen Freiburger Chefcoach: "Es ist schon brutal, wie er oft auf kleine Details achtet. Er ist sehr kommunikativ und bringt sehr, sehr viel Energie mit. Und das spürt man einfach."
Zwei Menschen dürfte er mit seinem Wechsel in den Breisgau jedoch eine Menge Stress bereiten: Sein bester Kumpel befürchtet, dass er den Norden nun Stück für Stück vergesse und für immer im Süden bleibe. Und sein Vater Şafak Dinkçi muss jetzt noch weiter fahren, um weiterhin zu jedem Heimspiel kommen zu können.
Eren Dinkçi hat seinem Vater seine Karriere zu verdanken
Denn der 52-Jährige hat dafür gesorgt, dass Eren Dinkçi überhaupt noch Fußball spielt. Denn in der Jugend - "so nach der U15/U16" - wollte Dinkçi eigentlich schon alles hinschmeißen: "Da war dann die Überlegung, will ich das überhaupt noch? Weil da habe ich mich dann von meinen Freunden getrennt. Wir waren immer zusammen in einer Mannschaft. Da war mein Vater dann Trainer. Dann war erst mein Vater weg, dann waren meine Freunde ein Stück besser und spielten im Jahrgang über mir. Dann hatte ich halt keinen Spaß mehr und dachte mir, ich konzentriere mich jetzt einfach auf die Schule und schau, was ich danach mache." Polizist war seine Alternative.
Eren Dinkçi will mit dem SC Freiburg in den Europapokal
Doch Şafak Dinkçi "hat dann trotzdem nicht aufgegeben und hat mich dann schon ein bisschen gezwungen. Aber zum Glück hat er es gemacht. Deswegen ist der Erfolg, den ich bisher hatte, auch ihm zu verdanken. Ich hatte mal gesagt: 50:50. Und ich würde es immer noch sagen: 50 Prozent von ihm und 50 Prozent von mir."
Das macht zusammen 100 Prozent für den SC Freiburg. Denn mit dem möchte Eren Dinkçi in der kommenden Saison die Bundesliga aufmischen und in der Saison darauf bestenfalls wieder international spielen. Dinkçi kann es kaum erwarten. Denn er ist einer von der schnellen Sorte.