Enttäuschung beim 1.FC Heidenheim in Bochum

Fußball-Bundesliga Tiefpunkt tief im Westen - wann endet Heidenheims Talfahrt?

Stand: 23.12.2024 15:18 Uhr

Der 1. FC Heidenheim geht mit sieben Niederlagen in Serie in die Bundesliga-Winterpause. Beim 0:2 in Bochum präsentierten sich die Württemberger wie ein Abstiegskandidat. Jetzt beginnt die Suche nach Verstärkungen.

Die Gesichter nach Spielende in Bochum sprachen Bände. Heidenheims Kapitän Patrick Mainka kniete am Boden, seine Mitspieler wirkten fassungslos. Die bittere Niederlagenserie in der Bundesliga wurde auch beim bislang noch sieglosen VfL Bochum fortgesetzt. Die Talfahrt des FCH geht munter weiter: "Schön ist es nicht", zeigte sich Trainer Frank Schmidt nach dem Abpfiff im SWR-Interview nachdenklich, "und natürlich sieht man dann auch, dass man das ein bisschen mit rumschleppt".

Schmidt versuchte aber, sofort etwas Licht ins Dunkel zu bringen: "Das Leben ist nicht dazu da, immer negativ zu denken und das noch zu verstärken im Nachgang. Wir müssen das jetzt akzeptieren".

Frank Schmidt nach dem 0:2 von Bochum

Sieben Niederlagen in Serie

Der Auftritt in Bochum ist ebenso besorgniserregend wie die Gesamtsituation auf dem Heidenheimer Schlossberg. Die letzten sieben Bundesligaspiele wurden allesamt verloren, der letzte von nur drei Siegen seit Saisonbeginn liegt lange zurück, beinahe drei Monate: Am 28. September gewann der FCH bei Mainz 05 mit 2:0, stand mit neun Punkten nach fünf Spielen in der Spitzengruppe. Seither ging es rasant abwärts. Warum? "Ich weiss nicht ob es dann vom Kopf her irgendwie bei einigen so war, dass man gedacht hatte das wird schon so weitergehen", sucht auch Mittelstürmer Marvin Pieringer nach den Gründen für die Talfahrt bis auf Relegationsplatz 16, "zunächst läuft alles so gut, aber so schnell kann es gehen".

Kleindienst, Dinkci und Beste nicht zu ersetzen

Pieringer ist mit vier Treffern bislang der beste Stürmer der Heidenheimer. Mit dem Weggang der drei Top-Spieler Tim Kleindienst (12 Treffer in der letzten Saison), Eren Dinkci (10) und Niklas Beste (8 Tore) sind vor Saisonbeginn die drei besten Offensivspieler und Torschützen verloren gegangen. Dem FCH ist dadurch nicht nur eine Portion Torgefährlichkeit abhanden gekommen, sondern auch Laufleistung und Intensität: "Das Profil dieser drei Spieler können wir nicht Eins-zu-Eins ersetzen", weiß auch Trainer Schmidt, "sie hatten in der Bundesliga absolute Top-Werte bei den Läufen und Kilometern".

Letzte Saison war Heidenheim in Sachen Sprints und intensive Läufe noch top in der Liga, inzwischen nur noch Mittelmaß. Viele der zahlreichen Neuzugänge in der Offensive wie Paul Wanner, Leo Scienza oder Maxi Breunig haben ein anderes Profil, brauchen noch Zeit, um sich dauerhaft an die Anforderungen der Bundesliga zu gewöhnen. Sie kamen aus der Zweiten oder gar Dritten Liga.

Zu viele Gegentore, zu hohe Belastung

Aber nicht nur vorne drückt aktuell der Schuh. Auch in der Defensive hat der FCH ein echtes Problem. Allein in den letzten sechs Bundesligaspielen kassierten die Brenztäler 21 Gegentreffer. Selbst die jahrelangen Stützen und Vielspieler wie Torhüter Kevin Müller und Patrick Mainka zeigten sich nicht fehlerfrei. Die Geschlossenheit im Abwehrverbund fehlt in vielen Situationen. Dazu kommt, dass die Niederlagenserie dem gesamten Team zunehmend Selbstvertrauen raubt.

Frank Schmidt über die Doppelbelastung seiner Mannschaft

Hier kommt aber auch die Doppelbelastung durch die Conference League ins Spiel: Seit Saisonbeginn spulte Heidenheim 25 Pflichtspiele ab, so viele wie nur der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen zu absolvieren hatten. Das kostet Kraft und Konzentration: "In der vergangenen Saison konnten wir viele Dinge im Training aufarbeiten, uns in Ruhe auf jedes Spiel vorbereiten, das geht jetzt nicht mehr", bestätigt Frank Schmidt und verweist auf die zahlreichen "Englischen Wochen" und die Reisen quer durch Europa, "außerdem sind wir dafür nicht so breit aufgestellt wie die Spitzenvereine".

Wichtige Ruhepause über Weihnachten

Noch steht der 1.FC Heidenheim mit zehn Punkten nach 15 Spielen dank seines starken Starts auf Relegationsplatz 16. Noch ist auf dem Schlossberg nichts verloren. Allerdings muss zum Re-Start im neuen Jahr schnellstmöglich eine Trendwende her: "Erstmal ist für alle wichtig, mal so ein bisschen das Ganze Revue passieren zu lassen", sagt der FCH-Trainer, "sich auszuruhen, körperlich und mental und dann Anlauf zu nehmen und am 11. Januar wieder mit mehr Entschlossenheit und mehr Körner mit mehr Selbstbewusstsein dann auch aufzutreten".

Verstärkungen für den FCH?

Am 11. Januar ist Union Berlin als erster Gegner im neuen Jahr zu Gast in Heidenheim. Vielleicht ist dann ja auch der eine oder andere hilfreiche Neuzugang mit an Bord. Frank Schmidt und Vorstandsboss Holger Sanwald jedenfalls haben für diesen Montag eine Besprechung vereinbart.

Sendung am So., 22.12.2024 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR