Beim SC Freiburg II und Trainer Thomas Stamm läuft es schlecht

Fußball | 3. Liga Teamcheck SC Freiburg II: Im freien Fall

Stand: 19.01.2024 10:31 Uhr

Nach dem Höhenflug im Vorjahr scheint der Abstieg vom SC Freiburg II unvermeidbar. Trainer Thomas Stamm glaubt aber noch an eine Aufholjagd in der Rückrunde.

So lief die Hinrunde:

In der vergangenen Saison erreichte der SC Freiburg II mit 73 Punkten den höchsten Wert, den jemals eine zweite Mannschaft in der 3. Liga erzielen konnte und schloss die Spielzeit auf dem zweiten Platz ab. Im Sommer wurde der Kader dann umgekrempelt: 14 Zugänge inklusive Leihspielern, zwölf Abgänge, zwei Spieler, die in den Bundesliga-Kader der ersten Mannschaft hochgezogen wurden. Wer sich eine ähnlich erfolgreiche Saison erhofft hat, wurde früh enttäuscht. Den ersten Sieg gab es erst nach sechs Spieltagen (2:0 gegen Arminia Bielefeld), bis auf einen Dreier beim VfB Lübeck (1:0) kam kein weiterer hinzu. In den letzten zehn Partien holten die Freiburger nur einen mageren Punkt (2:2 gegen Preußen Münster). Zur Winterpause lässt sich sagen: Der Höhenflug des SCF II ist vorbei - er befindet sich im freien Fall.

Beim Drittliga-Vizemeister läuft sportlich vieles schief. 16 erzielte Tore und 40 Gegentore sind die jeweils schlechtesten Werte der Liga. Die Freiburger Fans warten bis heute auf den ersten Sieg im Dreisamstadion. Nach der 2:4-Niederlage gegen den Tabellen-Vorletzten MSV Duisburg beträgt der Rückstand auf die Meidericher sieben Punkte. Zum rettenden Ufer sind es sogar elf Zähler. Neun Punkte nach 20 Spielen stellen eine historisch schlechte Punkte-Ausbeute dar. Den bisherigen Negativ-Rekord hielten Jahn Regensburg (Saison 14/15) und Carl Zeiss Jena (Saison 19/20), beide stiegen zum Saisonende ab - ein schlechtes Omen für die Freiburger.

Wer kommt, wer geht?

Personell hat sich im bisherigen Winter-Transferfenster wenig verändert. Innenverteidiger Andreas Vaher, in dieser Saison ohne Spielminuten, hat seinen Vertrag schon vor dem Jahreswechsel aufgelöst und ist seitdem vereinslos. Ersatztorwart Laurin Mack (sieben Spielminuten) hat sich mit dem SC ebenfalls auf eine Vertragsauflösung einigen können - ihn zieht es nach fast zehn Jahren in Freiburg in die USA ans College.

Verstärkt werden sollte der Kader durch Neuzugang Johannes Wurtz vom FC Honka Espoo. Im Vorjahr landete der finnische Erstligist noch auf dem fünften Tabellenplatz der Veikkausliiga, wird aber aufgrund finanzieller Probleme und der fehlenden Lizenz für die obersten zwei Spielklassen künftig in der 3. Liga antreten. Wurtz erhielt daraufhin die Freigabe, kam also ablösefrei zum SC.

Der 31-Jährige sollte auf der 'Zehn' oder als hängende Spitze weiterhelfen, auch aufgrund seiner Erfahrung von 115 Drittliga-, 148 Zweitliga- und zwei Bundesliga-Einsätzen für diverse Klubs. Allerdings zog sich der Routinier im Trainingslager einen Kreuzbandriss zu. "Das ist sehr bitter für uns, aber auch für ihn persönlich", erklärte Andreas Steiert, der Leiter des Freiburger Nachwuchsleistungszentrums. "Ob wir noch einmal reagieren werden, das ist derzeit noch offen."

Der Trainer:

Trainer Thomas Stamm hat früh zum Trainer-Beruf gefunden. Aufgrund schwerer Verletzungen hat er im Alter von 27 von der Karriere als Profi-Fußballer abgesehen und entschied sich dafür, künftig an der Seitenlinie zu stehen. Nach sechs Jahren als Trainer der Freiburger U19, mit der er 2018 den DFB-Pokal der Junioren gewann, wurde er im Sommer 2021 Trainer der zweiten Mannschaft. Seine bisherige Amtszeit krönte er im vergangenen Jahr mit der Vize-Meisterschaft, konnte sich dadurch einen Namen in der deutschen Fußball-Landschaft machen. Häufig werden Parallelen zum Freiburger Cheftrainer Christian Streich gezogen - davon will Stamm jedoch nichts wissen: "Christian ist fachlich sehr gut, verfügt zudem über eine menschliche Komponente, die besonders ist. Seine Fußstapfen sind riesig. Ich will aber versuchen, meine eigenen Fußstapfen zu setzen", sagte Stamm. Im Dezember kamen vorübergehend Gerüchte auf, laut denen er beim 1. FC Köln als neuer Cheftrainer im Gespräch war. Es ist also denkbar, dass im Sommer weitere Vereine aus der ersten und zweiten Liga an den Diensten des Schweizers interessiert sein könnten. Ein Abstieg von Freiburg II in die Regionalliga dürfte einen Wechsel wahrscheinlicher machen.

Erwartungen an die Rückrunde:

Freiburg II steht mit dem Rücken zur Wand. Noch nie konnte ein Drittligist, der zur Winterpause einen derart großen Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze hatte, den Klassenerhalt sichern. Für die Grenze von 43 Punkten, die es durchschnittlich dafür bräuchte, müsste der Sport-Club elf der 18 verbliebenen Partien gewinnen. Der Auftakt ins neue Fußball-Jahr hat es in sich: Mit Borussia Dortmund II (21.01.), Unterhaching (24.01.), Verl (27.01.) und Rot-Weiss Essen (03.02.) trifft Freiburg auf vier Teams aus der oberen Tabellenhälfte. Verl und Essen sind sogar Mitstreiter um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Freiburg geht also als klarer Außenseiter in diese Partien. Womöglich muss das Freiburger Ziel "Klassenerhalt" also bereits nach diesen Begegnungen aufgegeben werden.

Thomas Stamm hat den Glauben an seine Mannschaft noch nicht verloren und sagte, dass es "in den vergangenen Jahren in der 3. Liga immer wieder starke Aufholjagden" gab. Wichtig wird "für alle Spieler" sein, in der spielfreien Zeit "Kräfte zu tanken". Durch die wenigen personellen Änderungen müssen dieselben Spieler, die bisher nicht zu überzeugen wussten, in der Rückrunde das Ruder herumzureißen.

Sendung am Sa., 20.1.2024 17:30 Uhr, SWR Sport, SWR