Schiedsrichter im Mittelpunkt Undav rettet Stuttgart im VAR-Chaos einen Punkt
Der VfB Stuttgart hat in der Fußball-Bundesliga dank Deniz Undav nach einer guten Leistung beim VfL Wolfsburg im letzten Moment einen Punkt gerettet. Zuvor hatten Schiedsrichter-Entscheidungen von Sven Jablonski am Samstag für heftige Diskussionen gesorgt. Die Partie endete 2:2 (1:1).
Jonas Wind brachte die Wolfsburger in Führung (20. Minute), Enzo Millot traf nach seinem schwach geschossenen Elfmeter nach Parade von Wolfsburgs Keeper Kamil Grabara per Nachschuss (32.). Als Atakan Karazor mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde, erhöhte Mohamed Amoura (68.).
Undav traf tief in der Nachspielzeit zum Ausgleich. Doch das reglementbedingte Nicht-Eingreifen des VAR beim Platzverweis für Atakan Karazor sorgte für heftige Diskussionen.
Jablonski über seine Entscheidung: "Ärgert mich sehr"
"Wir sind froh, dass wir am Ende auswärts in Unterzahl noch einen Punkt holen, aber wir sind natürlich nicht froh über ein paar Dinge, die davor passiert sind", sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß im Sportschau-Interview.
"Sven Jablonski weiß, dass er da einen Fehler gemacht hat, und er wusste es auch sehr schnell, deswegen bringt es nichts, da von meiner Seite jetzt noch mehr draufzuhauen. Aber es wird ja durch die Spieler belegt, dass unser Spieler getroffen wird und die richtige Entscheidung sogar andersrum gewesen wäre."
In der Tat war sich Jablonski seines Fehlers bewusst, der Karazor des Feldes verwiesen hatte, obwohl es Maximilian Arnold gewesen war, der in der Szene Karazor traf. "Ich habe ein Foulspiel an Arnold wahrgenommen, der Spieler hat sich auch den Knöchel gehalten und mitgeteilt, dass er einen Stich gespürt hat", sagte Jablonski nach dem Spiel bei "Sky": "Mittlerweile habe ich die Bilder gesehen und muss feststellen, dass es Arnold war, der seinen Gegenspieler getroffen hat. Gelb-Rot war damit falsch, das ärgert mich sehr."
VfB legt Einspruch beim DFB ein
Am Sonntagvormittag teilte der VfB mit, gegen sie bevorstehende Sperre von Atakan Karazor Einspruch beim DFB einzulegen. Die Stuttgarter berufen sich dabei auf einen "offensichtlichen Irrtum des Schiedsrichters".
Es sei deshalb folgerichtig, Protest gegen die Gelb-Rote Karte einzulegen, so Sportdirektor Fabian Wohlgemuth: "Der Schiedsrichter hat sich für seinen Fehler entschuldigt, Atakan hat diese Entschuldigung angenommen. Das zeugt von Größe. Trotzdem mussten wir in Wolfsburg 30 Minuten auf unseren Kapitän verzichten und sollen das auch im kommenden Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim tun? Eine doppelte Bestrafung kann nicht im Sinne des Fairplay sein."
Starker Beginn der Stuttgarter, aber Wolfsburg trifft
Das Team von Trainer Hoeneß startete nach dem 5:1 zuletzt gegen Borussia Dortmund mit großem Selbstbewusstsein in diese Partie. Gastgeber Wolfsburg versuchte, konzentriert zu verteidigen, hatte aber bereits in der vierten Minute Glück, Casteels-Nachfolger Grabara zwischen den Pfosten stehen zu haben. Denn nach einem Steckpass von Fabian Rieder kam Ermedin Demirović aus elf Metern aus der Drehung zum Abschluss, scheiterte aber am perfekt reagierenden Polen.
Doch mit der ersten Chance gingen die "Wölfe" in Führung: Mohamed Amoura hatte links keinen Gegenspieler, flankte passgenau in die Mitte, wo Wind etwa vom Elfmeterpunkt aus platziert unten rechts einschoss. Wind war kurzfristig von Ralph Hasenhüttl für Riedle Baku in die Startelf genommen worden.
Unnötiger Elfmeter für Stuttgart - und fragwürdige Hinausstellung
Der Stuttgarter Ausgleich fiel nach einem unnötigen Foul von Sebastiaan Bornauw: Jamie Leweling orientierte sich halblinks Richtung Grundlinie, doch Wolfsburgs Innenverteidiger ging viel zu ungestüm an Leweling ran und holte ihn von den Beinen. Grabara ahnte die Ecke, die Millot beim Elfmeter avisiert hatte, wehrte aber in die Mitte ab. Millot reagierte schnell und schob den Ball ins Netz. Kurz vor der Pause vergab Mittelstädt nach schönem Doppelpass mit Demirovic hauchdünn.
Dann der große Aufreger: Als Schiedsrichter Jablonski Gelb-Rot für Atakan Karazor zeigte, war Hoeneß außer sich. Denn Karazors Gegenspieler Maximilian Arnold war im Zweikampf auf den Knöchel des Stuttgarters getreten und hätte seinerseits eine Strafe - er hatte zuvor selbst bereits die Gelbe Karte gesehen - erhalten müssen. Doch weil es sich nur um eine "Verwarnung" für Karazor handelte, konnte der VAR in Köln nicht ins Spiel eingreifen.
"Ich habe einen Tritt abbekommen und das wird eine gute Woche noch wehtun, ich dachte aber, dass wir den Einwurf bekommen. Dann habe ich mich umgedreht und gesehen, dass eine Rote Karte gezückt wird in meine Richtung. In dem Moment fing dann die Fassungslosigkeit an", beschrieb Karazor die Situation im Sportschau-Interview.
Wolfsburg nutzte die Überzahl blitzschnell aus: Wind luchste Deniz Undav im Mittelfeld den Ball ab und schickte Amoura los. Der blieb beim Konter cool und ließ Alexander Nübel keine Chance.
Jablonski nimmt Rot gegen Wolfsburgs Amoura zurück
Der Schiedsrichter war wenig später erneut der große Buhmann: Nach einer Attacke von Amoura zog Jablonski glatt Rot. Doch diesmal meldete sich der VAR. Zusammen mit Jablonski am Monitor nahmen die Unparteiischen nach mehreren Minuten und zigmaliger Ansicht der Videobilder den Platzverweis zurück.
In der neunminütigen Nachspielzeit traf Undav zum verdienten Ausgleich: Chris Führich bediente Maxi Mittelstädt an der linken Strafraumecke, dessen Flanke erreichte den mitgelaufenen Undav, der aus kurzer Distanz perfekt verwertete.
Wolfsburg in Bochum, Stuttgart gegen Hoffenheim
Der VfL Wolfsburg spielt am 6. Spieltag beim VfL Bochum (05.10., 15.30 Uhr). Der VfB Stuttgart empfängt einen Tag später die TSG aus Hoffenheim (06.10., 19.30 Uhr).