Die Schweizer Radsportlerin Muriel Furrer ist tödlich verunglückt

Nach Sturz bei WM-Rennen Radsport-Juniorin Muriel Furrer gestorben - Umstände weiter unklar

Stand: 27.09.2024 17:27 Uhr

Traurige Nachrichten von der Straßenrad-WM: Die Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer ist einen Tag nach ihrem schweren Sturz gestorben. Das gab der Weltverband UCI am Freitagnachmittag (27.09.2024) bekannt. Die 18-Jährige war am Donnerstag im Rennen der Juniorinnen zu Fall gekommen und hatte eine schwere Kopfverletzung erlitten. Viele Fragen sind nach wie vor offen.

"Die UCI und das Organisationskomitee der Straßen- und Paracycling-Straßenweltmeisterschaften 2024 sprechen Muriel Furrers Familie, Freunden und ihrem Verband Swiss Cycling ihr aufrichtiges Beileid aus", hieß es in der Mitteilung.

Mit dem Tod verliere die internationale Radsportgemeinschaft "eine Fahrerin mit einer glänzenden Zukunft vor sich". Um 14.48 Uhr teilte der Weltverband mit, was zuvor schon befürchtet worden war.

Große Anteilnahme im Radsport

"Das ist so traurig. Mögest du in Frieden ruhen, Muriel. Mein aufrichtiges Beileid an ihre Familie und Freunde", sagte der Ex-Profi Marcel Kittel. "Die Radsport-Welt hat eine Fahrerin mit einer großartigen Zukunft verloren. Unsere Gedanken sind bei der gesamten Familie und den Freunden von Muriel. Ruhe in Frieden, liebe Muriel", schrieb das Team Visma des zweimaligen Tour-de-France-Siegers Jonas Vingegaard unter Furrers letztem Post auf ihrem dem Instagram-Profil.

Dort hatte sich zuvor Sandra Mäder mit bewegenden Worten gemeldet. Mäder hatte im Juni 2023 ihren Sohn Gino verloren, der einen Tag nach seinem Sturz auf der Abfahrt vom Albula-Pass bei der Tour de Suisse im Alter von 26 Jahren gestorben war. "Ich fühle so extrem mit Deiner Familie. Sei stark", schrieb Mäder und wandte sich direkt an die Eltern: "Liebe Familie Furrer, ich fühle mit Euch. Ganz intensiv, und ich weiß so sehr, wie es Euch jetzt gehen muss. Haltet Euch fest. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft, diese Stunden durchzustehen."

"Unsere Herzen sind gebrochen, uns fehlen die Worte", teilte Swiss Cycling mit. "Schweren Herzens und in unendlicher Trauer müssen wir uns heute von Muriel Furrer verabschieden. Wir verlieren eine warmherzige und wundervolle junge Frau, die immer ein Lächeln im Gesicht hatte. Es ist unbegreiflich, es gibt nur Schmerz und Trauer. Danke für alles, liebe Muriel!"

WM geht auf Wunsch der Familie weiter

Als die Nachricht von Furrers Tod die Titelkämpfe in Zürich endgültig in ein dunkles Licht tauchte, fuhren die U23-Männer gerade ihr Rennen aus. Die WM war am Morgen auch auf Wunsch von Furrers Familie hin fortgesetzt worden. Wie es genau zum Sturz gekommen war, ist noch unklar. Die Untersuchungen laufen. Auch in einer Pressekonferenz am späten Freitagnachmittag gab es kaum weitere Informationen. Auch der Ort des Vorfalls ist noch nicht von offizieller Stelle bekanntgegeben worden.

Laut Schweizer Medien ereignete sich der Unfall in einem Waldstück oberhalb von Küsnacht am Ostufer des Zürichsees. Demnach habe es viele Minuten gedauert, bis die verunglückte Fahrerin gefunden worden sei. "Die Abklärungen durch die zuständigen Behörden sind im Gange", hatte Swiss Cycling bereits am Donnerstag mitgeteilt. Das Rennen fand bei Regen statt, die genauen Gründe für den tragischen Vorfall sind noch unklar.

Berichte über fragwüdige Bergung von Furrer

"Ich kann da nichts zu sagen, die Untersuchungen der örtlichen Behörden laufen noch. Wir haben keine gesicherten Informationen, deswegen können wir das nicht kommentieren. Das sind Gerüchte", sagte Olivier Senn vom Organisationskommitee. Der Rad-WM-Chef gab an, dass die Fahnen für den Rest der Weltmeisterschaften auf Halbmast wehen, die Siegerehrungen reduziert würden und die UCI-Gala am Samstagabend abgesagt worden sei. Weitere Veränderungen im Ablauf seien möglich.

Furrer, die bei den Schweizer Meisterschaften in diesem Jahr sowohl im Zeitfahren als auch im Straßenrennen der Juniorinnen Silber geholt hatte, war mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden. Furrer starb im Züricher Universitätskrankenhaus.

Dritter Todesfall in 15 Monaten

In der jüngeren Vergangenheit häufen sich schwere Stürze im Radsport. Im Juli war der Norweger André Drege bei der Österreich-Rundfahrt auf der Abfahrt vom Großglockner gestürzt und ums Leben gekommen. Im Juni 2023 war Mäder auf der Abfahrt des Albula-Passes von der Straße abgekommen. Mäders Tod hatte eine Debatte um die Sicherheit im Radsport angestoßen. Seitdem hat sich auch etwas getan.

"Die Streckenabsicherung ist deutlich besser geworden, auch die Streckenführung. Man kann das Risiko nicht auf null reduzieren", sagte der deutsche Radprofi Simon Geschke. Der 38-Jährige erklärte, viele Stürze passierten an sehr übersichtlichen Stellen durch Fahrfehler oder andere Einflüsse. Die Fahrervereinigung CPA sei jedoch deutlich einflussreicher geworden und arbeite besser. "Es dauert halt etwas und geht nicht von heute auf morgen", sagte Geschke.

Lob für Organisatoren wegen Streckenführung

Für die Sicherheit auf der WM-Strecke, eine 27 Kilometer lange Runde durch das Züricher Umland, bekamen die Organisatoren Lob der Fahrer. "Hier hat man viel gemacht. Viele Verkehrsinseln und Hindernisse wurden abgebaut", sagte WM-Fahrer Maximilian Schachmann. Auch seine deutsche Teamkollegin Franziska Koch hob hervor, dass sich seit der Streckenbesichtigung vor einigen Wochen viel getan hat: "Da stand ab und an noch eine Insel im Weg, doch das ist jetzt alles frei. In der Hinsicht haben sie echt gute Arbeit gemacht."

Dass es sich um einen Rundkurs handelt, macht die WM-Strecke aus den Erfahrungen der Fahrer ebenfalls sicherer. "Wir Fahrer wissen, was auf uns zukommt und können das Risiko besser kalkulieren", sagte Schachmann. Viele Stürze resultieren gerade bei Rundfahrten daraus, dass die Fahrer die Strecke nicht komplett im Detail kennen und Kurven und Gefahrenstellen anders einschätzen.