Turnerin Darja Varfolomeev bei den Olympischen Spielen.

Rhythmische Sportgymnastik Silberblatt für den Goldcoup: Varfolomeevs besonderer Geburtstag

Stand: 04.11.2024 16:23 Uhr

An ihrem 18. Geburtstag hat Sportgymnastin Darja Varfolomeev noch einen weiteren Grund zu feiern: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat ihr das Silberne Lorbeerblatt verliehen.

Darja Varfolomeev lächelte leicht amüsiert, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mächtig kämpfte. Der Name der deutschen Gymnastik-Queen wollte dem wortgewandten Staatsoberhaupt nur ruckelig über die Lippen kommen - die Glückwünsche an die seit Montag 18 Jahre alte Olympiasiegerin kamen indes von Herzen. "Wie schön, dass wir heute gleich doppelt feiern", sagte Steinmeier. Und das Geburtstagskind Varfolomeev durfte sich 86 Tage nach dem Gold von Paris auch über das Silberne Lorbeerblatt freuen. "Ich bin sehr froh, dass ich hier meinen Geburtstag feiern durfte. Und die Auszeichnung bedeutet für mich auch ganz, ganz viel. Dass wir hier alle das bekommen haben, dass wir das verdient haben", sagte sie.

Bundespräsident Steinmeier: "Sie haben ein ganzes Land stolz gemacht"

Der Bundespräsident hatte am Montagvormittag zur traditionellen Feierstunde für die Heldinnen und Helden des Sportsommers nach Berlin geladen, um jenen die protokollarisch größtmögliche Ehre zukommen zu lassen. Viele waren dem Ruf ins Hotel Estrel an der Sonnenallee gefolgt - und durften noch einmal in Erinnerungen an ihre Traumtage bei den Olympischen und Paralympischen Spiele und den Winter-Deaflympics schwelgen. "Sie haben nicht nur sportlich Außergewöhnliches geleistet, sondern auch ein ganzes Land stolz gemacht. Sie haben uns unvergessliche Momente geschenkt, Momente der Spannung und der Freude. Dafür möchte ich Ihnen heute die höchste Auszeichnung überreichen, die unser Land für sportliche Leistungen zu vergeben hat", sagte Steinmeier, ehe er gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) zur mehr als einstündigen Übergabe-Zeremonie schritt.

Darja Varfolomeev im Interview

"Uns ist bewusst, welchen Stellenwert diese Auszeichnung hat", sagte die frischgebackene Ex-Nationalspielerin Alexandra Popp, die in Paris mit den deutschen Fußballerinnen Bronze gewonnen hatte, in ihrer stellvertretenden Rede für die Athleten und Athletinnen: "Der Olympische Geist ist etwas einmaliges, die Medaille hat uns mit großem Stolz erfüllt." 

Steinmeier hebt Varfolomeev hervor

Steinmeier erinnerte explizit an den Triumph von Lukas Märtens als "erste olympische Goldmedaille" für einen deutschen Beckenschwimmer "für das wiedervereinigte Deutschland", an das erste deutsche Sportgymnastik-Gold durch Varfolomeev oder die sensationellen 3x-3-Basketballerinnen und an Para-Weitspringer Markus Rehm, den "Herrn der Lüfte". Sie seien "Leuchttürme" des deutschen Leistungssports gewesen, der im Supersportjahr nicht nur positive Schlagzeilen schrieb.

Kritik am deutschen Abschneiden bei Olympia

Vor allem das mäßige deutsche Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Paris hatte für Kritik gesorgt, ein Umdenken in der Spitzensportförderung sei fällig. Die Breite an der Spitze ist schmaler geworden. Davon war im Gedränge von Berlin wenig zu spüren. Die Feierstunde musste vom festlichen Ambiente des Bundespräsidenten-Sitzes in die Riesen-Räumlichkeit des größten Hotels Deutschlands an der Sonnenallee umziehen. "Der Große Saal im Schloss Bellevue wäre für alle zusammen zu klein gewesen", sagte Steinmeier - auch wenn viele Stars des Sommers persönlich nicht anwesend waren.

Gesellschaftliche Bedeutung des Sports

Steinmeiers Ur-Vorgänger Theodor Heuss, der erste deutsche Bundespräsident, hatte das Lorbeerblatt 1950 gestiftet, es gehört zu den großen Konstanten des bundesdeutschen Sports. Eine Konstante in unsteten Zeiten. Steinmeier unterstrich deshalb angesichts der vielen Krisen der Welt die gesellschaftliche Bedeutung des Sports und seiner Großveranstaltungen.  "Zwischen feiernden Fans, strahlenden Athletinnen und Athleten und einem über die Welt verteilten Publikum entfaltete sich plötzlich eine lang vermisste Atmosphäre der Leichtigkeit und Heiterkeit", sagte er: "Wir konnten ein friedliches, vielfältiges und lebendiges Miteinander erleben, ein Miteinander über Grenzen hinweg. In dieser schwierigen Zeit verbreiteten die Spiele von Paris etwas sehr Kostbares: Zuversicht."

Sendung am Mo., 4.11.2024 18:40 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg