Marco Fritz, Mitglied der Schiri GmbH des DFB

Bundesliga | Pilotprojekt Schiedsrichter am Mikro: Marco Fritz über die neue VAR-Transparenz

Stand: 31.01.2025 08:12 Uhr

Am Wochenende startet in der Bundesliga und der 2. Liga ein Pilotprojekt. In ausgewählten Stadien wie in Freiburg werden die Schiedsrichter bei VAR-Überprüfungen die Zuschauer über Lautsprecher informieren.

Marco Fritz kann auf eine herausragende Schiedsrichter-Karriere zurückblicken: Der Mann aus Korb bei Stuttgart leitete mehr als 200 Bundesligaspiele, stand als Unparteiischer von 2012 bis 2022 auch viele Jahre auf der FIFA-Liste der weltbesten Unparteiischen. 2020 war er sogar "Schiedsrichter des Jahres" in Deutschland.

Im letzten Sommer, nachdem er bei der EM noch als Video-Schiedsrichter im Einsatz war, beendete der heute 47-Jährige seine Laufbahn als aktiver Referee: "Ich habe viel gemacht und viel erlebt", blickt Marco Fritz im Gespräch mit SWR Sport voller Zufriedenheit zurück, "es war eine bewusste Entscheidung von mir aufzuhören. Und ich habe ja weiter tagtäglich mit der Schiedsrichterei zu tun".

Seit 1. Januar ist Marco Fritz Teil der Schiri GmbH des DFB

Denn der Deutsche Fußball-Bund setzt auch in Zukunft auf die Expertise des Schwaben. Seit 1. Januar ist Marco Fritz neuer Leiter Evaluation und Regelauslegung der DFB Schiri GmbH. Damit gehört er der sportlichen Leitung der Elite-Schiedsrichter an, die seit letzten Sommer vom Herrenberger Knut Kircher angeführt wird: "Er passt als langjähriger Aktivensprecher, deutscher Spitzenschiedsrichter, ausgewiesener VAR-Experte und vor allem als Mensch prima in das Gefüge der sportlichen Führungsmannschaft", so Boss Kircher über den neuen Mann, der am Sonntag (ab 21:45 Uhr) als Studiogast von SWR Sport im SWR Fernsehen über erste Erfahrungen mit dem neuen Projekt berichten wird.

Marco Fritz und Marvin Pieringer bei SWR Sport
Ex-FIFA-Schiedsrichter Marco Fritz aus Korb ist am Sonntag ab 21.45 Uhr Studiogast bei SWR Sport. Im Gespräch mit Moderator Michael Antwerpes bilanziert Fritz das erste Wochenende des neuen Pilotprojektes im deutschen Fußball und dessen Hintergründe: Der Schiedsrichter-Ansprachen bei VAR-Prüfungen ans Stadionpublikum. Seit 1. Januar ist der 46-Jährige Mitglied der Schiri GmbH des DFB und Leiter der Abteilung Evaluation, Beobachtungen und Regelauslegung. Neben Marco Fritz ist auch Marvin Pieringer, der Top-Scorer des 1.FC Heidenheim, zu Gast im Studio von SWR Sport. Mit dem früheren Reutlinger sprechen wir über den Abstiegskampf des FCH und seine eigenen, eher ungewöhnlichen Weg in die Bundesliga.

Auch der SC Freiburg ist am Pilotprojekt beteiligt

Konkret: Ab diesem Wochenende werden die Schiedsrichter in der Bundesliga und der 2. Liga die Entscheidung des Video-Assistent-Referees (VAR) über die Stadionlautsprecher verkünden und kurz erklären. Neun Vereine mit ihren Stadien sind an der Testphase beteiligt, darunter auch der SC Freiburg. "Wir wollen damit die Transparenz für die VAR-Entscheidungen verbessern", sagt Fritz, "vor allem die Zuschauer im Stadion wollen wir mit diesem Projekt mitnehmen".

Freiburgs Trainer Julian Schuster: "Ich find's gut"

Mehr Transparenz - genau das erwartet auch Trainer Julian Schuster vom SC Freiburg, der mit dem Europapark Stadion am Pilotprojekt beteiligt ist, von den Schiris am Mikrofon: "Dass jeder im Stadion auch mitbekommt, um was es geht und möglichst auch ein klares Bild über die einzelnen Entscheidungen bekommt", so Schuster, der hofft, "dass damit auch mehr Verständnis entsteht. Ich kann das nur unterstützen. Ich find's gut".

Freiburgs Trainer Julian Schuster über das VAR-Pilotprojekt

Der SSV Ulm startet in Düsseldorf in den Versuch

Den Auftakt macht am Samstag (13.00 Uhr) die Zweitliga-Partie zwischen Fortuna Düsseldorf und dem SSV Ulm 1846. In der Bundesliga folgen die Samstagsspiele Bayern München gegen Holstein Kiel und FC St. Pauli gegen FC Augsburg. Am Sonntag sind die Partien Frankfurt gegen Wolfsburg und Leverkusen gegen Hoffenheim beteiligt. Das Projekt ist übrigens durch die Initiative der DFB-Fußball-Kommission entstanden, also in enger Zusammenarbeit mit der DFL.

Bislang nur Aufklärung auf der Videowand in den Stadien

Bislang wird auf den Videoleinwänden die Entscheidung des VAR-Checks, der 2017 eingeführt wurde, schriftlich in Stichworten erklärt. Zukünftig sollen die Unparteiischen immer dann zum Publikum sprechen, wenn sie zur Überprüfung einer Entscheidung am Monitor in der Review-Area am Spielfeldrand waren, oder wenn eine Entscheidung auf Hinweis des Video-Assistenten geändert wird.

Die Durchsage erfolgt über das Mikrofon des Schiedsrichter-Headsets und wird über die Stadionlautsprecher zu hören sein. Mitgeteilt wird, was geprüft wurde, was das Ergebnis der Prüfung ist und welche Entscheidung getroffen wird. Bereits vor Spielbeginn wird dem Publikum bei den betreffenden Spielen ein kurzes Erklärvideo eingespielt und gezeigt, wie alles ablaufen soll.

Vorab-Übungen im Trainingslager der Schiedsrichter

Hier hat die sportliche Leitung der Unparteiischen im Vorfeld des Pilotprojekts nichts dem Zufall überlassen. Übungseinheiten mit den Schiedsrichtern, beispielsweise im Wintertrainingslager in Portugal, und Ton-Tests in den Stadien wurden durchgeführt. Dabei gibt es viele Dinge zu beachten: "Was sage ich, wie sage ich es, die Sprechgeschwindigkeit ist wichtig", erklärt Marco Fritz die Standard-Prozesse. Es geht auch um Körpersprache des Schiedsrichters und die richtige Positionierung bei der Durchsage auf dem Spielfeld.

In der DEL sind Schiedsrichter-Ansagen bereits Standard

Nicht jeder Bundesliga-Referee wird sich auf Anhieb mit der neuen Verantwortung wohlfühlen, sich per Lautsprecher vor zehntausenden von Fans in den Stadien zu artikulieren. Übrigens: Im American Football in den USA (NFL) beispielsweise und in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sind Schiedsrichter, die einen Videobeweis erklären, bereits fester Bestandteil des Ablaufs.

"Wir testen jetzt erst einmal, danach werden wir unsere Schlüsse ziehen", sagt Marco Fritz gegenüber SWR Sport, "was bringt es? Oder auch was man möglicherweise verändern muss". In jedem Fall ist es ein spannendes Pilotprojekt, das am Samstag in den Probebetrieb startet, auch für Experten wie Marco Fritz.