
Später K.o. gegen Heidenheim Kollektive Fassungslosigkeit beim VfB: Wie konnte dieses Spiel verloren gehen?
Statt Trendwende gab es für den VfB Stuttgart gegen den 1. FC Heidenheim die sechste Heimniederlage in Serie. Dabei waren die Schwaben im zweiten Abschnitt deutlich überlegen.
Als Ermedin Demirovic nach dem Schlusspfiff zum Sportschau-Interview erschien, war ihm anzusehen, dass er nicht recht begreifen konnte, was sich da in den 90 Minuten zuvor im Spiel gegen den 1. FC Heidenheim zugetragen hatte. Trotz großer Chancen im zweiten Abschnitt stand der VfB einmal mehr mit leeren Händen da, weil FCH-Akteur Mathias Honsak in der 89. Minuten das Tor des Tages erzielt hatte.
Der 27-jährige VfB-Angreifer brauchte einige Zeit, um am Mikro die richtigen Worte zu finden: "Ich weiß gar nicht, wie ich das heute erklären soll. Wir haben wieder ein Spiel, wo wir alles im Griff und Chancen über Chancen haben. Normalerweise gewinnst du so ein Ding 3:0", sagte Demirovic. "Es tut weh, ich habe keine Ahnung, wie ich das erklären soll."
VfB vergibt zahlreiche Chancen gegen Heidenheim
Die Ratlosigkeit des 27-Jährigen war nachzuvollziehen. Er selbst hatte schon vor der Halbzeit die große Möglichkeit aufs 1:0 vergeben, als er nach tollem Pass von Deniz Undav freistehend an FCH-Keeper Kevin Müller gescheitert war. Drückend überlegen war der VfB dann im zweiten Abschnitt. Doch Undav (Pfosten), der eingewechselte Nick Woltemade (Latte) und Demirovic, der sich im letzten Moment den Ball von Frans Krätzig wegspitzeln ließ, vergaben allesamt.
Eine Minute vor dem Abpfiff wurde dann eine alte Fußballfloskel Realität: Wenn du die Dinger vorne nicht machst ... Dann klärt der VfB an der Seitenlinie nur unzureichend per Hacke, der eingewechselte Honsak kommt an den Ball und schlenzt traumhaft ins lange Eck. Jubel bei den Heidenheimern und den 6.000 mitgereisten Fans, Schockstarre beim VfB.
Hoeneß mit dem VfB-Team zufrieden
Wie Demirovic suchte auch Sebastian Hoeneß nach den richtigen Worten. "Heute war es krass. Ich glaube, die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Am Ende machen wir ein gutes Spiel aufgrund der zweiten Halbzeit. Wir schaffen es, den Druck zu erhöhen, uns festzusetzen, Chancen zu kreieren. Wir schaffen es aber nicht, diese dann zu machen", sagte der VfB-Trainer. Heidenheim habe mit dem Tor Honsaks einen "überragenden Moment" gehabt, der seinem Team "leider gefehlt" habe.
Mit dem Auftreten seines Teams wollte Hoeneß nicht hadern - im Gegenteil: "Ich bin ganz weit weg davon, der Mannschaft irgendeinen Vorwurf zu machen. Ich sehe keinen Spannungsverlust. Ich sehe eine Mannschaft, die scharf trainiert und sehr heiß war heute, das Ding auf ihrer Seite zu ziehen und das aus meiner Sicht auch verdient gehabt hätte."
Auf den VfB wartet im Endspurt: Arbeit
Der VfB macht aktuell eine schwierige Phase durch, nach der bitteren Niederlage herrschte zwar Ratlosigkeit, aber keine Endzeitstimmung. "Es ist so, dass wir aktuell noch mehr dafür machen müssen. Und das werden wir angehen", sagte Hoeneß. "Manchmal kannst du es nicht erklären. Aber du darfst auch nicht von Glück oder Unglück sprechen. Nein: Du musst mehr dafür tun."
Das sei auch schon vor dem Spiel im Training die Botschaft gewesen, so Hoeneß. Und die ist offenbar angekommen, wie zumindest die Leistung im zweiten Abschnitt vermuten lässt. Ein schwacher Trost für die Schwaben ist zudem, dass man ein Spiel mit 19:6 Torschüssen wohl nur selten verliert.
Hoeneß: "Krasse Phase" für den VfB Stuttgart
Drei Spieltage vor dem Ende der Bundesligasaison steht nach der Niederlage wohl fest, dass die Stuttgarter die erneute Qualifikation für den Europapokal nur über einen Sieg im Endspiel des DFB-Pokals gegen Arminia Bielefeld realisieren können. Bis dahin heißen die Gegner in der Liga FC St. Pauli, FC Augsburg und RB Leipzig. Der Abwärtstrend der letzten Wochen soll dabei unbedingt gestoppt werden, bevor es zur großen Endspiel nach Berlin geht.
Wie das gelingen soll? "Das musst du dir erarbeiten übers Training, ganz einfach", zeigte sich Hoeneß optimistisch, auch wenn er und seine Mannschaft einen "toughen" Abend erlebt hatten. "Diese Phase ist gerade krass, muss ich sagen." Zeit zum Jammern bleibt keine, bis zum 24. Mai muss der VfB wieder in die Spur finden. Dann geht es für die Stuttgarter um den ersten Titeln seit der Meisterschaft 2007.
Sendung am Sa., 26.4.2025 14:00 Uhr, Stadion, SWR1 Rheinland-Pfalz