Fußball | Bundesliga Jan-Niklas Beste über Boxkämpfe und verhaltenen Jubel beim SC Freiburg
Nach einer frustrierenden Halbserie bei Benfica Lissabon wechselte Jan-Niklas Beste zum SC Freiburg. Nun spricht er über verhaltenen Jubel und den möglichen Boxkampf mit Vincenzo Grifo.
SWR Sport: Jan-Niklas Beste, heute war das erste Training Mit dem SC Freiburg. Wie war es? Was sind die ersten Eindrücke?
Jan-Niklas Beste: Sehr, sehr positiv. Ich wurde sehr gut aufgenommen. Ich bin jetzt auch echt froh, dass ich dann hier bin, weil es hat sich ja auch ein bisschen gezogen. Ich bin froh, jetzt das Training hinter mich gebracht und die Jungs mal kennengelernt zu haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
SWR Sport: In der Pressemitteilung stand, dass Sie nach dem ersten Video-Call gemerkt haben, dass die Chemie stimmt. Woran haben Sie das gemerkt?
Beste: Ich glaube, man hat dann einfach so ein Bauchgefühl. Der erste Video-Call mit dem Verein und auch das erste Telefonat mit dem Trainer war echt sehr, sehr positiv. Das war dann für mich eigentlich in der Entscheidungsfindung schon sehr, sehr einfach. Natürlich habe ich mir auch andere Sachen angehört. Deswegen konnte man das ganz gut vergleichen. Auch mit der Absprache der Family war es für mich persönlich dann eigentlich direkt klar, dass ich gerne zum SC Freiburg möchte. Und dass es dann geklappt hat, freut mich natürlich umso mehr.
SWR Sport: Was sind jetzt die Erwartungen an den Rest der Saison und auch darüber hinaus?
Beste: Ich glaube, am Anfang geht es erstmal für mich persönlich darum, anzukommen, sich in der Mannschaft zurechtzufinden, alle kennenzulernen. Dann geht es natürlich darum, Fußball zu spielen, Leistung zu bringen, um auf dem Platz der Mannschaft zu helfen. Ich spiele ja für den SC Freiburg und nicht für mich. Deswegen will ich natürlich dem Verein und der Mannschaft helfen mit der Qualität, die ich dann vielleicht mitbringen kann.
SWR Sport: Es gab im Vorhinein schon so ein bisschen die Schlagzeilen: "Konkurrenz für die Etablierten" - vor allem Vincenzo Grifo und Christian Günter. Grifo hat dann auch gesagt, er habe die Boxhandschuhe schon im Auto. Wurde der Boxkampf schon ausgetragen, oder wie nehmen Sie die Konkurrenz auf?
Beste: Nein, das nehme ich ganz locker rauf. Ich glaube, es war auch mit einem Zwinkern gesagt. Also ich weiß schon, wie es gemeint ist. Wie ich gesagt habe, ich bin hier, um der Mannschaft zu helfen. Ich bin nicht hier, um jemanden Platz wegzunehmen. Ich weiß, es ist ein Mannschaftssport. Ich weiß auch, wie sich das gehört, sich dann irgendwie einzugliedern. Das ist für mich ganz, ganz wichtig. Und ich glaube, das mache ich auch. Dann ist, glaube ich, die Harmonie innerhalb der Mannschaft sehr, sehr wichtig. Und das spiegelt, glaube ich, dann auch die Leistung auf dem Platz wider.
SWR Sport: Wie haben Sie das Spiel gegen Bochum verfolgt - im Hotel?
Beste: Ich war tatsächlich im Hotelzimmer. Ich war gestern Morgen hier im Stadion und habe noch eine kurze Einheit und ein paar Krafttests gehabt. Anschließend habe ich dann die Bundesliga auf dem Laptop geschaut, im Hotelzimmer, ganz entspannt.
SWR Sport: Und wie ist das? Ist man dann schon emotional so drin, dass man bei dem 1:0 mitjubelt?
Beste: Wie gesagt, heute habe ich ja das erste Mal die Mannschaft kennengelernt. Gestern hast du es natürlich verfolgt, hast natürlich auch mitgefiebert: In Bochum zu gewinnen ist ja auch nicht so einfach. Das darf man auch nicht vergessen - in dem Stadion, mit diesen Fans. Deswegen hat mich schon sehr gefreut, dass die Jungs die drei Punkte mitgebracht haben.
SWR Sport: Aber Sie sind nicht aufgestanden und haben wild im Hotelzimmer gejubelt.
Beste: Natürlich war es noch ein bisschen verhaltener. Ich glaube aber, es ist ganz normal. Das wird alles noch kommen.
SWR Sport: Das erste Heimspiel ist nächste Woche - kurioserweise gegen ihren alten Klub 1. FC Heidenheim. Das ist schon besonders, oder?
Beste: Ja, das wird schon speziell. Ich freue mich, dass ich dann das erste Spiel zu Hause hier im Stadion habe - vor den eigenen Fans. Dann geht es gegen Heidenheim. Das ist dann Zufall, aber es ist so. Ich freue mich einfach.
SWR Sport: Inwieweit verfolgst du die Heidenheimer im Abstiegskampf? Die sind in einer nicht ganz so einfachen Phase.
Beste: Also ich habe Heidenheim das halbe Jahr über natürlich immer weiterverfolgt, weil ich natürlich auch zwei super Jahre dort hatte. Ich habe auch noch viele Kontakte dorthin. Und ich bin auch natürlich fest davon überzeugt, dass sie es am Ende dann trotzdem schaffen mit dem Klassenerhalt.
SWR Sport: Rückblickend auf Lissabon - was ist das Fazit? Ein halbes Jahr ist ja nicht ganz so lang, aber trotzdem wahrscheinlich eine wertvolle Erfahrung?
Beste: Es ist eine sehr wertvolle Lebenserfahrung. Auf jeden Fall. Man hat in dem halben Jahr trotzdem extrem viel aufgesaugt und extrem viel gelernt. Manchmal passieren dann auch Sachen, die man nicht vorhersehen kann. Das ist einfach so in dem Bereich. Aber ich blicke auf gar keinen Fall negativ auf diese Zeit zurück. Ich bin sehr, sehr dankbar für die Zeit. Ich bin auch dem Verein sehr dankbar. Dank auch an die Fans, die unfassbar sind. Aber das ist eine sehr, sehr wertvolle Erfahrung gewesen. Da bin ich als Persönlichkeit gereift und kann auch sehr viel mitnehmen.
SWR Sport: Ich habe ein Interview gehört, dass Sie während der Zeit in Lissabon gegeben haben. Da haben Sie gesagt, es war ziemlich viel Druck da. Das merke man in der ganzen Stadt. War es eine bewusste Entscheidung, mit Freiburg in ein möglicherweise ruhigeres Umfeld zu gehen? Es heißt ja immer Freiburg sei ganz familiär, ganz ruhig. War das ein Grund, für den Wechsel nach dem Trubel in der Hauptstadt?
Beste: Es ist auf jeden Fall ein Grund gewesen. Nicht nur die sportliche Sicht, sondern auch das private Umfeld - dass es sehr familiär ist, dass es ruhig ist, um sich zu entwickeln und zu arbeiten. Das alles ist sehr viel wert. Wie ich gesagt habe: Man hat diese Erfahrung in Lissabon gesammelt. Und dann kann man es sehr hoch wertschätzen, was man hier hat in Freiburg. Das ist auch nicht normal. Deswegen war es natürlich auch mit ein Punkt, wieso ich dann für mich gesagt habe, dass das ist einfach der perfekte Schritt ist und das es zu hundert Prozent passt.
SWR Sport: Freiburg ist auch so ein Ort zum Ankommen - gerade als junge Familie, oder?
Beste: Auf jeden Fall. Also darüber denkt man natürlich auch nach. Und es ist eine super schöne Stadt, muss man sagen. Und ich glaube, hier kann man sich schon wohlfühlen.
SWR Sport: Was war denn jetzt die große Überraschung bislang?
Beste: Stand jetzt habe ich noch nicht viel gesehen. Außer das Hotel, ein Restaurant und natürlich das Stadion. Ich glaube, jetzt heißt es erst einmal in Ruhe ankommen und dann die Stadt nach und nach kennenlernen, den Verein, die Jungs. Aber ich glaube, die Jungs machen es mir schon einfach. Und das macht es für mich natürlich auch einfach. Deswegen freue ich mich auf die kommende Zeit.
Sendung am So., 2.2.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR