Gefühlschaos beim VfB Euphorie wegen Madrid, Ernüchterung gegen Mainz
Der VfB Stuttgart träumt von Madrid und der Champions League, aber in der Bundesliga kommt der Vizemeister nicht über ein Unentschieden gegen Mainz hinaus. Kein leichter Spagat.
Es sind (mal wieder) schwankende Zeiten beim VfB, zumindest was die Gefühle der Spieler und Fans angeht. Als unter der Woche die Champions-League-Auslosung anstand, herrschte im Schwabenland große Euphorie. Der VfB darf unter anderem bei Real Madrid und Juventus Turin antreten und hat Paris St. Germain zu Gast.
Am 17. September präsentiert sich der Klub im Bernabeu (endlich mal wieder) auf der ganz großen Fußballbühne. Was für eine Geschichte, wenn man sich die vergangenen Jahre des VfB in Erinnerung ruft.
Frust nach einem furiosen Unentschieden gegen Mainz
Und dann, zwei Tage nach der Auslosung, kommt der "kleine" FSV Mainz 05 in die Stuttgarter Arena - und nach dem Abpfiff ist zumindest kurzzeitig die Euphorie verflogen. Enttäuschung, Ernüchterung.
Angelo Stiller, der Mittelfeldstratege, der erstmals für die deutsche A-Nationalmannschaft berufen wurde, sprach nach dem 3:3 von einer gefühlten Niederlage. "Das darf uns nicht passieren." Die Mannschaft habe eigentlich ein gutes Spiel gemacht. "Durch einfache Fehler haben wir sie aber wieder ins Spiel gebracht".
Zwei-Tore-Führung reicht VfB nicht zum Sieg
Früh hatte der VfB nach Toren von Enzo Millot (8. Minute) und Jamie Leweling (15.) 2:0 geführt. Früh sah der VfB wie der sichere Sieger aus. "Wir spielen eine sehr, sehr gute halbe Stunde, haben sogar Chancen für mehr", analysierte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hinterher. Aber Mainz kam durch Nadiem Amiri (43., Foulelfmeter) und Jonathan Burkardt (62.) zurück. "Die Struktur war nicht immer da, da müssen wir uns an die eigene Nase fassen", sagte Hoeneß.
Aber auch über die Leistung des Schiedsrichters Timo Gerach verlor er einige kritische Worte. Der Elfmeter sei "sehr fragwürdig" gewesen. Burkardt war nach einer kleinen Berührung von Millot an der Hacke im Strafraum gefallen. Und dem zweiten Treffer sei ein Handspiel eines Mainzers und eine Ballberührung des Schiedsrichters vorausgegangen. "Das darf so nicht fallen."
Die Defensive des VfB wackelt
Und dennoch: Der VfB bewies Moral und ging nach einem Freistoß von Fabian Rieder (88.) erneut in Führung. Rieders Schuss prallte vom linken Pfosten an 05-Keeper Robin Zentners Rücken und von dort ins Tor. Doch sechs Minuten später glich Maxim Leitsch erneut aus. "Scheiße" fühle sich das an, sagte der verhinderte Matchwinner bei "Sky" und betonte mit finsterer Miene: "Wir müssen den Sieg über die Bühne bringen."
Außerdem, ergänzte er, "müssen wir den Sack schon viel früher zumachen." Offensichtlich sei aber laut Hoeneß auch, dass die Defensive des VfB nicht sattelfest sei. Nach dem Abgang von Abwehrchef Waldemar Anton und der Personalknappheit in der Hintermannschaft (ohne Neuzugang Al-Dakhli, Nartey, Rouault, Stergiou und Zagadou) ist das aber auch nicht allzu verwunderlich.
Mainz lobt den VfB
Was bleibt sind ein Punkt und sechs Gegentore in zwei Spielen. Aber auch die Erkenntnis, dass die Schwaben nach wie vor dominanten und ansehnlichen Fußball spielen können. Wer das als VfB-Fan bei aller Ernüchterung bereits vergessen haben sollte, muss nur den Mainzern zuhören.
"Stuttgart hat uns ein ums andere mal komplett eingedreht", sagte Burkardt, der auch zugab: "Das ist ein glücklicher Punktgewinn." Und Trainer Bo Henriksen ordnete ein: "Stuttgart war über 90 Minuten die bessere Mannschaft."
Nach der Länderspielpause geht es für den VfB zu Borussia Mönchengladbach. Und dann in Madrid gegen Mbappé und Co. Spätestens dann wird die Ernüchterung bei Spielern und Fans wieder der Euphorie weichen.
Sendung am So., 1.9.2024 22:15 Uhr, SWR Sport, SWR