Para-Sportlerin Leonie Walter

Parasport | Biathlon Leonie Walter greift nach Gold - auch dank einer Reise ins Ungewisse

Stand: 04.02.2025 12:36 Uhr

Die sehbehinderte Leonie Walter gehört zu den größten Talenten im deutschen Parasport. Vor der Biathlon-WM meisterte die 21-Jährige ein Abenteuer.

Leonie Walter funkte SOS. Ganz allein stürzte sich die Paralympicssiegerin im vergangenen Sommer ins spontane Abenteuer Norwegen, auf einer Pilgerwanderung auf dem bekannten Olavsweg wollte die Biathletin ihre Grenzen austesten. Doch in einem Moor verlor die sehbehinderte Walter plötzlich die Orientierung. Nur gut, dass Mama Walter erreichbar war.

Mama Walter konnte helfen

"Ich habe dann per Videoanruf meine Mutter angerufen und gefragt, ob sie was sieht und meinen Standort durchgeschickt", erzählt die gebürtige Freiburgerin vor der WM in Pokljuka. Wegweiser habe es keine gegeben, "es war nur noch Moor neben mir", berichtet die 21-Jährige aus Freiburg. Aber Mama konnte helfen, nur 150 Meter entfernt machte sie einen Rastplatz ausfindig, auf dem Walter ihr Zelt aufschlagen konnte.

"Cool, dass ich einfach mal auf mich allein gestellt war"

Während ihrer sieben Tage und 170 Kilometer langen Reise zu Fuß von Oppdal nach Trondheim habe sie einiges lernen können, sagt Walter: "Ich fand es cool, dass ich einfach mal auf mich allein gestellt und auf keinen angewiesen war." Normalerweise steht fast immer jemand an ihrer Seite, in der Loipe hilft ihr Guide Christian Krasman.

Leonie Walter liegt im Gesamtweltcup an der Spitze

Bei den am Donnerstag (06.02.2025) mit dem Sprint beginnenden Para-Weltmeisterschaften in Slowenien gehört Walter zu den Favoritinnen. Nach ihrer Reise ins Ungewisse machte sie nochmal einen Schritt nach vorn, nach drei Saisonsiegen liegt Walter im Gesamtweltcup an der Spitze, im Langlauf belegt die Biathlon-Goldmedaillengewinnerin von Peking Rang zwei.

Die Favoritenrolle belastet Walter aber nicht. "Wenn ich mir Druck mache, wird es auch nicht besser. Ich versuche, Spaß daran zu haben", sagt die Athletin vom SC St. Peter, die schon 2023 zwei WM-Titel einfuhr. Vielmehr verweist sie auf die Konkurrenz, besonders die österreichische Paralympicssiegerin Carina Edlinger und die Chinesin Wang Yue hat Walter auf der Rechnung.

Eine Hauptrivalin fehlt indes: Die 19-jährige Linn Kazmaier, die wie Walter bei den Winterspielen triumphierte und anschießend im Gesamtweltcup und bei Weltmeisterschaften dominierte, nimmt nach ihrem verspäteten Saisoneinstieg nicht in Pokljuka teil. Im letzten Jahr landete Walter hinter Kazmaier dreimal auf Rang zwei. In diesem scheint die Bahn zu Gold nun frei.