Zweierbob beim Start

Bob-Weltcup in Lillehammer Lochner nur 0,02 Sekunden schneller als Friedrich

Stand: 15.02.2025 15:34 Uhr

Johannes Lochner hat das letzte Weltcup-Rennen im kleinen Schlitten gewonnen. Es war wieder ein Herzschlagfinale, bei dem Francesco Friedrich diesmal das Nachsehen hatte. Zuvor krönte sich Lisa Buckwitz zur Monobob-Königin.

Francesco Friedrich ist erneut der beste Zweierbob-Pilot des Winters. Dem Sachsen reichte im letzten Weltcup-Rennen der Saison in Lillehammer ein zweiter Platz hinter Johannes Lochner zum Gewinn der kleinen Kristallkugel.

Ob er tatsächlich zum Sieger gekürt wird, ist aber auch abhängig davon, wie im Fall von Anschieber Simon Wulff entschieden wird. Wulff war nach einem auffälligen Doping-Test Anfang Januar freigestellt worden.

Friedrich mit neuem Anschieber unterwegs

Es war die einzige dunkle Wolke über einer ansonsten rosaroten Saison aus Friedrichs Sicht. Und wer alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, der wird auch bei einem Weltcup-Finale nicht nervös. Friedrich war selbstbewusst genug, um vor dem letzten Rennen im Zweierbob zu sagen. "Sollten die Rennen normal ablaufen wie die anderen Weltcups bisher, dürfte uns eigentlich keiner mehr einholen."

Der ärgste Konkurrent um die Krone im Zweierbob kam aus dem eigenen Team. Lochner hatte vor dem letzten Rennen 30 Punkte weniger auf dem Konto. Um Friedrich noch zu überholen, hätte Lochner gewinnen und Friedrich am Podest vorbeifahren müssen. Letzteres klappte nicht. Der Rekord-Champion vom BSC Sachsen Oberbärenburg fuhr auf den zweiten Platz und war nach zwei Läufen 0,02 Sekunden langsamer als Lochner. Adam Ammour folgte als Dritter (+0,20 Sekunden).

Friedrich, der zum ersten Mal im kleinen Schlitten von Felix Straub angeschoben wurde, nahm die "Niederlage" locker: "Felix hat sein Debüt im Zweier gegeben. Der zweite Lauf war schon richtig gut. Da hat Hansi aber noch einmal eins draufgesetzt. Die sind viel eingespielter." Auf die WM habe ein Weltcup-Rennen keinen Einfluss. "Die WM ist ein eigenes Rennen. Das ist alles Vorbereitung auf die WM", sagte er im ZDF.

Dann wird es wohl wieder das Duell Lochner vs. Friedrich geben. "Wir wollen in Lake Placid um Gold fahren. Das wird ganz spannend", prophezeite Lochner nach seinem Sieg am Samstag im ZDF.

Lochner und Friedrich auf Augenhöhe

Im ersten Durchgang war Lochner mit seinem Anschieber Georg Fleischhauer (SC Potsdam) beim Start 0,01 Sekunden schneller als der Friedrich-Bob. Diese Winzigkeit rettete er bis ins Ziel. Die deutschen Ausnahme-Piloten spulten das Programm in der Bahn verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Ideallinie, keine Rutscher, Top-Speed.

Lediglich der dritte deutsche Schlitten, gelenkt von Adam Ammour, konnte mithalten. Der Thüringer lag nur 0,09 Sekunden zurück. Hinter dem Trio klaffte schon eine Lücke. Der Brite Brad Hall mit Taylor Lawrence hatte als Vierter schon 0,20 Sekunden Rückstand und kaum noch eine Chance auf das Podest.

Dieses machten dann die Deutschen unter sich aus. Ammour leistete sich zwar kleinere Fahrfehler, verteidigte aber den dritten Platz. Friedrich startete wie immer pfeilschnell und zündete im unteren Teil den Turbo. Lochner machte einen Toplauf - und der glückte ihm tatsächlich. Damit jubelte Lochner über den Sieg und Friedrich über die Krone.

Lisa Buckwitz krönt sich zur Monobob-Königin

Am Samstagmorgen hatte sich Lisa Buckwitz zur Monobob-Königin gekrönt. Und das, obwohl die Bahn in Lillehammer nicht gerade ihre Schokoladenstrecke ist. Im letzten Monobob-Rennen der Saison fuhr Buckwitz auf den dritten Platz - das reichte für die erfolgreiche Titelverteidigung.

"Ich bin super-happy. Der dritte Platz in Lillehammer bedeutet mir sehr viel, weil es schwierig ist, hier zu fahren. Die anderen kommen aber immer näher, also heißt es, noch ein bisschen mehr Gas zu geben", sagte Buckwitz im ZDF und mit Blick auf die WM: "Lake Placid wird eine Herausforderung. Als Favoritin sehe ich mich nicht, aber in den Top sechs." Der Weltcuptitel sei für sie gar "mehr wert als eine WM-Medaille".

Buckwitz - der Start ist ihr Trumpf

Lisa Buckwitz konnte sich zuvor mal wieder auf ihren Raketen-Start verlassen und machte damit Fahrfehler in der Bahn wett. An der überragenden Breeana Walker aus Australien und Cynthia Appiah (Kanada) kam Buckwitz zwar nicht vorbei, Platz drei ließ sie beim letzten Monobob-Rennen in dieser Saison aber so richtig strahlen.

Laura Nolte (BSC Winterberg) verpasste den Sprung auf das Siegertreppchen. Die frischgebackene Monobob--Europameisterin landete auf dem fünften Platz. Nolte, vergangene Woche in Lillehammer noch in der Erfolgsspur, schaffte es damit auch nicht, die Australierin Walker vom zweiten Platz in der Monobob-Gesamtwertung zu verdrängen. "Im Ersten waren zu viele Fehler drin, der Zweite war besser, aber nicht gut genug", sagte Nolte, deren Fokus jetzt auf der WM liegt. "Es wird sehr schwierig, eine Medaille zu holen. Es wird von 1 bis 8 alles möglich sein", mutmaßt die Winterbergerin.

Walker - erst Sturz, dann Sieg

Während Nolte im zweiten Lauf noch einen Platz einbüßte, verteidigte Buckwitz ihren dritten Platz, den sie schon zur Halbzeit innehatte. Allerdings war die Fahrt nicht ganz so sauber. Im flachen Stück der Bahn leistete sich Buckwitz einen Quersteher, der viel Zeit kostete. Auch Appiah fuhr anschließend nicht perfekt, war aber in der Summe beider Läufe 0,1 Sekunde schneller als die Deutsche.

Souverän zum Sieg fuhr indes Walker, die sich eine Woche nach ihrem Sturz im Zweierbob unbeeindruckt zeigte, und sich nicht mehr von der Pole Position verdrängen ließ. Nach dem Sahnelauf und Bahnrekord im ersten Durchgang reichte der Australierin die vierte Laufzeit zum Sieg.

Kalicki fehlt das Tempo

Für Kim Kalicki vom TuS Eintracht Wiesbaden lief es erneut nicht rund. Als Zwölfte war sie wie schon vor einer Woche deutlich abgeschlagen. Neben fahrerischen Problemen kommt die 27-Jährige momentan auch nicht auf Geschwindigkeit. Bundestrainer René Spies hofft, dass Kalicki "ihre fahrerische Erfahrung bei der WM ausspielen kann".

Blick geht schon zur WM

Nach dem Finale ist dann vor der WM: Nach einer Woche Wettkampfpause fliegt die Mannschaft am 25. Februar in die USA, um in Lake Placid auf die Jagd nach WM-Medaillen und Titelverteidigungen zu gehen. Vom 1. bis zum 16. März 2025 werden auf der Olympia-Bobbahn Mount Van Hoevenberg in Lake Placid Medaillen vergeben.