Volkmar Groß, Gabor Kiraly,Walter Junghans (imago images)

Berühmte Torhüter der Hertha-Geschichte Von verhinderter Weltklasse bis zu kurz: Berühmte Torhüter der Hertha-Geschichte

Stand: 21.01.2025 06:18 Uhr

Seit dem 21. Januar 2009 gibt den "Tag der Jogginghose". Wer Fußball liebt, weiß, was das bedeuten muss: Irgendwas mit Gabor Kiraly. Weshalb hier des ehemaligen Hertha-Torhüters gedacht wird. Und seiner besten Vor- und Nachgänger. Von Ilja Behnisch

Die Jogging-Hose: Gabor Kiraly (1997-2004 bei Hertha BSC)

Er ist Ungarns Rekord-Nationalspieler (107 Einsätze), von Herthas Anhängern 2003 in die Jahrhundertelf des Klubs gewählt worden und mit 40 Jahren und 74 Tagen der zweitälteste Spieler, der je bei einer Europameisterschaft eingesetzt wurde. Und trotzdem ist Gabor Kiraly vor allem für eines bekannt: Seine Schlabber-Buxe. Die er von Jugendjahren an trug, seit sie ihm im ungarischen Abstiegskampf angeblich Glück brachte.
 
Bei der Hertha wurde Kiraly, der noch Anfang 1998 vom Fachblatt "Kicker" als "feixender Fliegenfänger" verhöhnt wurde, schnell zum absoluten Leistungsträger. Mit ihm stürmte die Mannschaft von Jürgen Röber bis in die Champions League. Seinen Stammplatz verlor er 2003/04 auch, weil er monatelang unter schweren Depressionen litt. Dann zog es den bekennenden Gulasch-Fan ("Ich muss als Torwart kräftige Sachen essen") nach England.

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Gabor Kiraly

Hans Rosenthal Arm in Arm mit Pelé und Wolfgang Gruner auf dem Fußballplatz (Quelle: privat)
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Der Unscheinbare: Thomas Kraft (2011-2020 bei Hertha BSC)

Sollte bei den Bayern mal Nachfolger von Oliver Kahn werden. Kam nach Berlin, als sich abzeichnete, dass daraus doch nichts wird. War selten überragend, noch seltener schlecht. Nur drei Hertha-Torhüter in der Geschichte des Klubs haben mehr Einsätze gesammelt. So richtig große Fußspuren hat Kraft dennoch nicht hinterlassen.

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Thomas Kraft

Der Verhinderte: Volkmar Groß (1967-1972 bei Hertha BSC)

Kam 1967 als 19-Jähriger zur Hertha und war sofort ein Garant für den Bundesliga-Aufstieg 1968. Groß überzeugte auch dort, debütierte im November 1970 in der Nationalmannschaft und zählte beim 3:1-Erfolg der Deutschen in Griechenland zu den Besten. Das fand auch Ungarns Jahrhundertspieler Ferenc Puskas, damals Trainer in Athen, der nach dem Spiel auf die Frage, wer ihm am besten gefalle habe, sagte: "Da brauche ich nicht lange zu überlegen. Den nachhaltigsten Eindruck machte auf mich der große blonde Riese im Tor. Ich bin sicher, dieser Mann wird in wenigen Jahren ein Weltklassetorwart sein!"
 
Doch es sollte das einzige Länderspiel von Volkmar Groß bleiben. Auch weil der 1,93-Meter-Mann in Folge des sogenannten Bundesliga-Skandals, bei dem fast ein Drittel der Bundesliga-Vereine in Spielmanipulationen und Bestechungen verwickelt waren, belangt wurde und 1972 nach Südafrika ging. Führte nach der Karriere die Kneipe "Volkmar’s Tor" in Charlottenburg.

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Volkmar Groß

Das Multi-Talent: Norbert Nigbur (1976-1979 bei Hertha BSC)

Der Ersatztorhüter der Weltmeister-Mannschaft von 1974 spielte vor seiner Zeit in Berlin für den FC Schalke 04. Und danach. Kam eigentlich nur aus Trotz zur Hertha, nachdem Vertragsverhandlungen mit Schalke gescheitert waren. War zwischen 1968 und 2010 auch im Trabrennsport aktiv und siegte in 24 Amateur-Rennen. Und glänzte mit den folgenden Single-Aufnahmen auch als Sänger: "Wenn Schalke 04 nicht wär", "Oh Fata Morgana", "44 Beine" und "Darum weißt du nichts von mir".

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Norbert Nigbur

Der Vergessene: Andreas Köpke (1984-1986 bei Hertha BSC)

Köpke begann seine Karriere bei seinem Heimatverein Holstein Kiel - als Rechtsaußen. 1983 wechselte der Europameister von 1996, inzwischen zum Torhüter umgeschult, zum damaligen Zweitliga-Aufsteiger SC Charlottenburg. Nach dessen direktem Wieder-Abstieg folgte der Wechsel zur Hertha, die zwei Jahre später ebenfalls in die Drittklassigkeit abrutschte. Köpke zog es nach Nürnberg, wo er zu einem der besten Keeper Europas wurde.

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Andreas Köpke

Hertha-Spieler Derry Scherhant im Zweikampf mit Paderborn-Spieler Laurin Curda (Quelle: IMAGO / Ulrich Hufnagel)
Ein Sieg, auf dem sich nicht aufbauen lässt
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Der Schießbuden-Wärter: Walter Junghans (1987-1994 bei Hertha BSC)

Auch Walter Junghans (siehe Thomas Kraft) sollte einmal eine Bayern-Legende beerben. Und tatsächlich schaffte er es 1977 nach einem Autounfall Sepp Maiers, der dessen Karriere beendete, für 67 Spiele zwischen die Pfosten des deutschen Rekordmeisters. Nach Berlin kam er zehn Jahre später, als Hertha Drittligist war. Zusammen gelang der Durchmarsch bis in die Bundesliga, die sie nach der Saison 1990/91 direkt wieder verlassen mussten. Nach 84 Gegentoren in 34 Spielen. Vereins-Rekord.

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Walter Junghans

Der Kleene: Christian Fiedler (1990-2009 bei Hertha BSC)

War Torhüter der Hertha-Amateure, als diese 1993 sensationell ins Finale des DFB-Pokals kamen. Obwohl er schon damals von so manchem Anhänger als vor allem eines beschrieben wurde: zu kurz. Doch trotz nur 1,80 Meter Körpergröße setzte sich Fiedler auch bei den Profis durch und ist bis heute der Hertha-Torhüter mit den meisten Einsätzen (271).

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Christian Fiedler

Der Macher: Wolfgang Fahrian (1964-1966 bei Hertha BSC)

Auch wegen unerlaubt hohen Handgeldzahlungen an den damaligen Nationaltorhüter stieg Hertha BSC 1965 aus der Bundesliga ab. Fahrian blieb, doch trotz seiner starken Leistungen gelang der direkte Wiederaufstieg nicht. Nach der Karriere wurde er ein äußerst erfolgreicher Spielerberater, der unter anderem die Nationalspieler Jürgen Kohler, Steffen Freund und Thomas Linke betreute. Fahrians Maxime: "Ich arbeite für die Spieler, aber nie gegen die Vereine."

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Wolfgang Fahrian

Sendung: rbb|24 Inforadio, 20.01.2025, 09:15 Uhr