Union-Stürmer Kevin Volland sitzt während der Medienrunde am Tisch (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)

Union-Spieler Kevin Volland Union-Spieler Kevin Volland: "Es war sehr viel Druck auf dem Kessel"

Stand: 03.01.2024 18:46 Uhr

Nach einer turbulenten ersten Saisonhälfte steckt Union Berlin im Abstiegskampf der Bundesliga. Kevin Volland spricht über den Trainingsstart, den neuen Trainer und seine Rolle in einer Mannschaft, die sich weiterhin noch finden muss.

Union-Stürmer Kevin Volland über ...

... den Trainingsstart:

Die Pause tat extrem gut. In der Hinrunde haben wir sehr viel geboten - vor allem Schlechtes. Es war sehr viel Druck auf dem Kessel. Hintenraus haben wir es ein bisschen aufgefangen, uns mit guten Leistungen belohnt und das ein oder andere Spiel gewonnen. Das war wichtig im Abstiegskampf. Umso schöner ist dann aber auch so eine Pause, um mit der Familie die Birne freizubekommen. Heute hat man dann gesehen, dass hier jeder richtig viel Bock auf die Rückrunde hat.

... die freie Weihnachtszeit:

In den vergangenen Jahren war die Pause immer kürzer. Ich glaube, mit Monaco (Vollands letzter Klub, Anm. d. Red.) haben wir sogar immer am 2. Januar wieder gespielt. Da kommt man nicht immer mit so viel Spaß zurück, sondern musste drei, vier Tage nach Weihnachten direkt wieder ins Training. Das fällt schon ein bisschen schwerer. Umso länger die Pause ist, desto frischer kommt man zurück. Das tut unseren Körpern auch gut.

... das Mannschaftsgefüge:

Am Anfang war es schwierig. Wir haben Spiele verloren, die wir nicht hätten verlieren dürfen. Dann kommst du in einen Negativstrudel rein und der Druck wird immer größer. Ich glaube, dass viele Spieler so eine Phase vorher nicht erwartet und auch noch nie erlebt hatten. Das aufzufangen, ist ein bisschen schwieriger, aber wir haben es in den letzten Wochen wieder gut hinbekommen, eine Einheit auf dem Platz zu werden und wieder attraktiveren Fußball zu spielen. Vor allem in den Heimspielen gegen Köln und Gladbach, aber auch schon gegen Augsburg.

... den Abstiegskampf:

Ich habe mit Hoffenheim in meinem ersten Jahr in der Bundesliga Relegation gespielt. Auch mit Leverkusen war ich in einer ähnlichen Situation, wo alle vorher die Erwartungshaltung hatten, dass wir gefühlt hinter Bayern sind. Wir haben Champions League gespielt und am Ende sind wir 15. geworden. Ich kenne solche Situationen wie jetzt bei Union Berlin schon. Auch in meinen ersten zwei Saisons mit 1860 München sind war es nicht die Zielsetzung aufzusteigen, sondern die Punkte zu sichern. Aber klar, ich hatte auch gute Jahre.

... seine sportliche Entwicklung bei Union Berlin:

Für mich war es wichtig, dass ich zuletzt mal wieder länger auf dem Platz stehen konnte. Das tut einem in so einer Situation gut, um wieder reinzukommen. Die Substanz über 90 Minuten wieder in die Beine zu bekommen. Klar war es für mich eine schwierige Phase. Ich habe auch nicht meine Leistung gebracht, so selbstkritisch muss ich sein. Die Rote Karte (Anfang September gegen Leipzig, Anm. d. Red.) für mich war sicher auch nicht förderlich. Trotzdem weiß ich, was ich kann. Das habe ich über Jahre hinweg auch konstant bewiesen. In solchen Phasen habe ich schon öfter mal gesteckt. Natürlich nicht so, dass ich Letzter war, wie dieses Jahr. Ich bin schon ein Spieler, der ein kleines Stück länger braucht, um reinzukommen und sich an das Umfeld zu gewöhnen. Die Spielweise war auch ein bisschen anders. Trotzdem gebe ich Gas im Training und versuche, der Mannschaft mit meiner Erfahrung zu helfen.

... den neuen Trainer Nenad Bjelica:

Jeder Trainer hat seine Handschrift. Ich hatte schon ein paar Trainer und die waren alle unterschiedlich. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und sein eigenes System. Wir spielen jetzt häufig mit Viererkette, da hat man dann auch eine Person mehr in der Offensive. Das hilft im Spiel nach vorne. Wir versuchen, eine gute Mischung zu finden zwischen Risikovermeidung und schönem Fußball. Wir wollen schnell umschalten und das ist auch ein bisschen die Handschrift des Trainers.

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... das Spielsystem als Schlüssel:

Am Schluss ist es keine Systemfrage. Wir haben unter dem neuen Coach auch schon mit einer Fünferkette gespielt. Das hat gut funktioniert. Es ist vielleicht einfach nur ein neuer Impuls. Wichtig ist, dass wir das Gefühl und den Zusammenhalt weiterhin in der Mannschaft leben und den Fokus auf das Training legen. Wir haben noch viele Wochen, in denen wir uns als Mannschaft weiterentwickeln können. Wenn es so weiterläuft und wir uns noch ein bisschen mehr festigen, uns Ausrutscher wie gegen Bochum nicht mehr erlauben, dann bin ich guter Dinge, dass wir am Ende über dem Strich stehen.

... seine Rolle als Leader in der Mannschaft:

Das ist mein Naturell auf dem Platz. Ich bin keiner, der eine große Motivationsrede in der Kabine schwingt. Ich bin eher so der Spaßvogel und habe eine gewisse Lockerheit. Aber auf dem Platz bin ich sehr fokussiert und versuche meiner Mannschaft Struktur zu geben und mit meiner läuferischen, physischen Stärke voranzugehen.

... sein persönliches Ziel für die zweite Saisonhälfte:

Das ein oder andere Spiel mehr gewinnen. Die Konzentration in Phasen hochzuhalten, in denen es auf der Kippe steht. Uns für ein gutes Spiel zu belohnen. Nach Führungen früher den Sack zuzumachen. Nicht dass wir hintenraus wieder Schwierigkeiten bekommen und am Ende mit leeren Händen dastehen. Das ist in der Hinrunde zu häufig passiert und hat uns zu viele Punkte gekostet. Das hat uns schlechte Stimmung, Unruhe und Druck gebracht. Das hat man tabellarisch auch gesehen. Wenn wir das vermeiden, ein bisschen mehr Konstanz reinbringen, uns auf unsere Heimstärke besinnen und der Abstiegskampf in der Birne ist, dann bin ich guter Dinge.

Sendung: rbb Inforadio, 03.01.2023, 21:15 Uhr