Bo Svensson St Pauli

Bundesliga am Freitag Union gegen St. Pauli - kratzen, beißen, Erfahrung ausspielen

Stand: 30.08.2024 07:49 Uhr

Union Berlin eröffnet am Freitag den Bundesliga-Spieltag mit dem Duell gegen den FC St. Pauli. Beide Teams peilen den ersten Saisonsieg an.

Union Berlin eröffnet am Freitag den Bundesliga-Spieltag mit dem Duell gegen den FC St. Pauli. Beide Teams peilen den ersten Saisonsieg an (Ab 20.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau).

Fakten zum Spiel

  • Union hat in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie am zweiten Spieltag verloren
  • In den vergangenen zehn Duellen mit St. Pauli holte Union sieben Siege (Gesamtbilanz: Elf Siege, vier Unentschieden, sieben Niederlagen)
  • Am Freitagabend trifft die älteste (Union: 26,48) auf die drittälteste Mannschaft (St. Pauli: 26,17) der Liga
  • St. Pauli hat die vergangenen drei Spielzeiten in der Bundesliga als Letzter beendet
  • Im St. Pauli-Kader spielen Spieler aus 16 verschiedenen Nationen, nur Meister Bayer Leverkusen ist genauso divers
Laszlo Benes, Spieler des 1. FC Union Berlin (Quelle: IMAGO / Revierfoto)
Ein erster Schritt
Beim 1:1 in Mainz zeigte der 1. FC Union viel von dem, was ihn in der letzten Saison bis zum Schluss im Abstiegskampf gehalten hat. Die Moral des Teams und der Geniestreich eines Neuzugangs machen allerdings Hoffnung auf bessere Zeiten. Von Till Oppermannmehr

So läuft es bei St. Pauli

Heidenheim und Union Berlin haben es zuletzt vorgemacht: Wenn du als Aufsteiger in der Fußball-Bundesliga bestehen willst, dann hilft es, mit Konstanz in die neue Saison zu gehen. Trainer und Mannschaft kennen sich und ihre eigenen Stärken und können so neuzusammengewürfelte Bundesliga-Truppen überraschen. Auf dieser Euphorie-Welle können sie dann durch die Saison reiten.
 
Das Problem: Beim FC St. Pauli ist in dieser Saison so einiges anders. Trainer-Supertalent Fabian Hürzeler ließ in der Zweiten Liga dominanten Ballbesitz-Fußball spielen, mit Marcel Hartel als zentralen Fixpunkt in der Offensive. Der Trainer ging in die Premier League nach Brighton und Hartel in die amerikanische MLS.

Der neue Trainer ist Alexander Blessin, der - ausgebildet in der RB-Schule - vor allem auf hartes Pressing und schnelles, vertikales Spiel setzt. Eine Spielweise, mit der Aufsteiger in der Bundesliga überleben können. Zuletzt auch gesehen bei Union und Heidenheim - den ersten beiden Gegnern von St. Pauli.
 
"Das allgemeine Gefühl ist, dass es in die richtige Richtung geht, aber der FC St. Pauli auch nicht ganz so weit ist, um in der Bundesliga mithalten zu können", sagt auch Tim Eckhardt vom Millernton-Podcast. Die ersten beiden Pflichtspiele bestätigten das: Gegen den Viertligisten Halle im Pokal taten sich die Kiezkicker trotz Weiterkommens extrem schwer. Beim Bundesliga-Auftakt lief es besser, doch Heidenheim zeigte sich kaltschnäuzig und fügte den Hamburgern eine empfindliche Auftakt-Heimniederlage zu. "Das Ziel ist völlig klar: Den Klassenerhalt mit kratzen, beißen, treten irgendwie erreichen. Der Weg ist der Richtige. Dass das ganz knapp wird, das ist allen auf St. Pauli klar", sagt Tim.

Das bewegt die Pauli-Fans

Der Abgang von Hürzeler war das Thema, das den Sommer bei den St. Pauli-Fans sportlich bestimmt hat. Kann die neue spielerische Ausrichtung Früchte tragen? Kann Pauli Fußball-Oberhaus? Und inwieweit macht eine Bundesliga-Saison Spaß, wenn man eben nur durch "kratzen, beißen, treten" es wohl maximal auf Platz 15 schaffen kann. Auch sind in der neuen Liga weniger Highlight-Duelle dabei. So kann sich die aktive Fanszene etwa nicht mehr mit den Rivalen HSV und Hansa Rostock messen.
 
Die Bühne Bundesliga will der Kiezklub auch auf eine andere Art und Weise nutzen: "Der Verein will die Werte, die er und die Fans leben, durch die größeren Aufmerksamkeit hinaustragen", sagt Tim. Wie genau sich das äußern wird, das wird sich im Laufe der Spielzeit zeigen.

Auf diese Spieler sollte Union besonders achten

"St. Pauli ist dann stark, wenn die Puzzle-Stücke ineinander greifen", sagt Millernton-Podcaster Tim. Besonders mit dem Abgang von Hartel und der neuen kompakten Spielausrichtung will sich St. Pauli nicht von Einzelkönnern abhängig machen. Dennoch hat das Team auch Spieler, die quasi unersetzbar sind. Eric Smith etwa, der mit der Rückennummer Acht im Zentrum der Abwehr mit Eleganz und Übersicht das Spiel aufzieht.
 
Schaltet man ihn und Kapitän Jackson Irvine im zentralen Mittelfeld aus, dann geht wenig bei den Hamburgern. Aufpassen muss Union auch auf Leihspieler Morgan Guilavogui. Der Außenspieler kam vom Ligue-1-Klub Lens und sorgt vorne drin für viel Wirbel. Ob er das auch in Torbeteiligungen ummünzen kann, wird die Saison zeigen.

Das sagen die Trainer

Bo Svensson (1. FC Union Berlin): "Sie sind eingespielt. Es ist eine sehr sehr gute Mannschaft, die ein klares Profil von der Spielweise mitbringt. Es wird ein enges Spiel, wo wir unbedingt die Stärke von diesem Stadion brauchen, um das Spiel auf unsere Seite zu ziehen."

Alexander Blessin (FC St. Pauli): "Das wird ein hart umkämpftes Spiel. Es wird wichtig sein, sich gut zu bewegen und Räume zu finden und da wollen wir ihnen weh tun. Da müssen wir an unsere Grenzen gehen und mit einem Quäntchen Glück im Torabschluss was Zählbares mitnehmen."

Laszlo Benes (IMAGO / Kessler-Sportfotografie)
"Das war nur der Anfang"
Laszlo Benes erzielte für Union gegen Mainz den Ausgleichstreffer. In der Medienrunde äußerte er sich über die ersten Wochen beim Fußball-Bundesligisten, Berlin-Tipps von Peter Pekarik und warum sein Herz immer noch für den HSV schlägt.mehr

So könnte Union spielen:

Verzichten muss Union weiterhin auf die Stammkräfte Josip Juranovic und Kevin Volland. Dafür scheint die Verletzung von Kevin Voigt aus dem Mainz-Spiel keine bedrohliche zu sein. Er kann spielen. Laszlo Benes und Tim Skarke, die beide nach ihrer Einwechslung für den Ausgleich sorgten, werden Ansprüche für die Startformation stellen. Vor allem Benes kann mit seiner Spielstärke für ein zusätzliches spielerisches Element sorgen, um die Lücken bei den kompakten Hamburgern zu finden.
 
Ein Fragezeichen steht auch hinter Robin Gosens. Die Gerüchte halten sich hartnäckig, dass ein Verein aus Italien ihn verpflichten könnte. Sollte der Wechsel noch konkreter werden, könnte Talent Tom Rothe auf der linken Seite sein Pflichtspiel-Debüt geben.
 
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Leite, Vogt, Doekhi - Gosens, Schäfer, Khedira, Trimmel - Benes, Hollerbach - Jordan

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Chancenfestival wird. Ich glaube aber, dass St. Pauli ein super unangenehmer Gegner ist für alle Bundesligisten ist. Wir spielen 1:1."
 
Der Redaktionstipp: St. Pauli wird Union physisch alles entgegenwerfen. Doch kratzen und beißen, das können die Köpenicker auch. Am Ende wird Union zuhause seine Erfahrung ausspielen und das Flutlicht-Spiel knapp 1:0 gewinnen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.08.2024, 14:40 Uhr