Paarläufer Hase/Volodin Paarläufer Hase/Volodin: "Der Druck verändert sich"
Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Europameisterschaft blicken die Paarläufer Minerva Hase und Nikita Volodin auf die WM im März. Es gilt, den Fokus zu ändern - und im Vorfeld nicht an mögliche Medaillen zu denken.
Wenig schien Minerva Hase und Nikita Volodin auf ihrem Weg zum Podium bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft im litauischen Kaunas noch aufhalten zu können. Ein Medaillenplatz schien für viele Beobachter nur noch Formsache zu sein, als die beiden Paarläufer am 11. Januar zur Kür aufs Eis glitten.
Zu stark waren die Vorstellungen der beiden im vorangegangenen Saisonverlauf gewesen - drei Grand-Prix-Wettbewerbe inklusive des Finals hatten die 24-jährigen Eiskunstläufer für sich entschieden; und im Kurzprogramm in Kaunas hatten sie bereits Platz zwei erreicht und somit sogar EM-Gold in Reichweite.
"Zu viel Druck gemacht"
Doch mit den großen Ambitionen hatten die Berlinerin und der gebürtige St. Petersburger auch die große Last der öffentlichen Erwartung im Gepäck - hier und da wurde bereits vom "neuen Traumpaar" geschrieben. "Der Druck verändert sich schon", sagt Hase mehr als eine Woche nach der Kür in Kaunas im Gespräch mit rbb|24. Das sei ein großes Thema. Doch sie möchte es so sehen: "Dass das alles Erfahrungswerte sind."
Das Ende in Litauen ist bekannt: Einem überdrehtem Doppel-Axel folgt Hases Sturz beim Rittberger. Noch auf dem Eis wird dem Paar klar, dass die Medaillenträume geplatzt sind.
Aber es waren nicht nur die Erwartungen von außen, die Druck auf das Paar ausübten - auch die eigenen: "Bei der EM war ich sehr darauf fokussiert, eine Medaille zu holen. Es war nicht wichtig, welche Farbe, aber ich wollte gerne eine haben, weil die Möglichkeit so groß war. Und da habe ich mir vielleicht zu viel Druck gemacht", so Hase.
Erster gemeinsamer Rückschlag
Die Phase unmittelbar nach der verpatzten EM bezeichnet Hase als "interessante Situation" für sie und Volodin, weil es für das Gespann nach Monaten des steilen Aufstiegs der erste Rückschlag war. "Aber ich muss sagen, nachdem wir beide kurz nicht wussten, wie wir miteinander umgehen sollten, haben wir uns relativ schnell wieder zusammengefunden und uns Halt gegeben und gehen jetzt auch wieder als ein Paar in die neuen Wettkämpfe", berichtet Hase.
"Auf eigene Leistung fokussieren"
Die Motivation sei jetzt wieder besonders hoch. Die beiden wollen sich dort verbessern, wo sie es auch in der Hand haben. Man habe ein "Konditionsdefizit in der Kür gespürt", sagt Hase. Außerdem wolle man die Todesspirale verbessern. Es gibt also konkrete Ansätze.
"Man ist schon sehr fokussiert, ordentlich zu trainieren, sich die Sicherheit zu holen", damit die Automatismen im Wettkampf sitzen. "Und so werden wir uns jetzt auch auf die WM vorbereiten."
Vor der Weltmeisterschaft in Montreal (18. bis 24. März) hat Hase außerdem den inneren Fokus verändert und will ihre Leistung nicht vom erhofften Ergebnis her denken. "Es geht darum, sich auf die eigene Leistung zu fokussieren."
Dem stimmt auch Partner Nikita Volodin zu: "Wichtig ist, seinen Job auf dem Eis zu erledigen. Währenddessen an Punkte und Medaillen du denken, hilft dir nicht fürs Programm", sagt er.
Volodin benötigt deutschen Pass für Olympia
Und trotzdem wollen die beiden an der öffentlichen Erwartungshaltung wachsen. "Jede Erfahrung, die ich jetzt sammeln kann mit mehr Druck und höheren Erwartungen, hilft mir für die Zukunft - auch im Hinblick auf Olympia", sagt Hase.
Für die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo gelten Hase/Volodin als große Medaillenkandidaten. Allerdings benötigt der Russe für eine Teilnahme an den Winterspielen noch einen deutschen Pass. Ein Vorgang, dessen positver Ausgang noch nicht als ausgemacht gilt. Man habe "Chancen", sagte Hase vor der EM in Kaunas.
Doch zunächst gilt, den Fokus auf dem Eis zu wahren.
Sendung: DER TAG, 23.01.2023, 19:15 Uhr