Eiskunstläufer Roland Suckale (Quelle: Majestic / Alexandra Sell)

Interview | Eiskunstlauf-Doku "Ice Aged" Interview zur Eiskunstlauf-Doku "Ice Aged": "Es ist nie zu spät, Kindheitsträume zu verwirklichen"

Stand: 23.04.2025 06:00 Uhr

Der Film "Ice Aged" bringt zusammen, was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst: Eiskunstlauf und Menschen im fortgeschrittenen Alter. Im Interview spricht Regisseurin Alexandra Sell über die Dreharbeiten und die Kraft von Kindheitsträumen.

rbb|24: Frau Sell, für Ihren Dokumentarfilm "Ice Aged" haben Sie sechs ältere Damen und Herren auf ihrem Weg zur Hobby-Weltmeisterschaft im Eiskunstlauf begleitet. Eiskunstlauf und Menschen im fortgeschrittenen Alter: Das klingt erstmal nach einem Widerspruch. Wie haben Sie die Protagonistinnen und Protagonisten auf dem Eis wahrgenommen?
 
Alexandra Sell: Sie waren auf dem Eis komplett furchtlos, was mich sehr beeindruckt hat. Man muss sich das ja mal klarmachen: Die jüngste Person war zu Beginn der Dreharbeiten Mitte 50, die älteste wird dieses Jahr 80.

Sie haben Eiskunstlauf mal als schönsten Sport der Welt und als Metapher für das Leben bezeichnet: hart, kalt, tut weh, wenn man hinfällt – entscheidend ist, immer wieder aufzustehen. Gab es während der Dreharbeiten besonders herzerwärmende Momente, an die Sie gerne denken?
 
Da gab es ganz viele Momente, ganz oft ein Wiederaufstehen. Was auch in der Natur der Sache lag, weil wir von 2020 bis zur Weltmeisterschaft 2022 gedreht haben, also auch während der Corona-Pandemie. Es war faszinierend, wie die Protagonistinnen und Protagonisten sich nicht von geschlossenen Eishallen und abgesagten Meisterschaften haben kleinkriegen lassen.
 
Sie haben immer weiter trainiert – auch zu Hause. Man hat ihnen nichts angemerkt. Sie haben sich fit gehalten, gegen die Corona-Depression gekämpft und gesagt: Nein, wir legen uns nicht aufs Sofa, sondern machen weiter. Ich weiß noch, wie Roland Suckale, einer unserer Protagonisten, nach dem Lockdown das erste Mal wieder aufs Eis gegangen ist. Das hat uns wirklich das Herz aufgemacht. Und natürlich hat es mich als Filmemacherin gefreut, weil man ja auch Spannung erzählen will.

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Der gebürtige Berliner und heute 73-jährige Suckale hat als Jugendlicher mit dem Eiskunstlauf begonnen, berufsbedingt aber erst ein knappes halbes Jahrhundert später zurück aufs Eis gefunden. Nach welchen Kriterien haben Sie die sechs Protagonistinnen und Protagonisten für Ihre Dokumentation eigentlich ausgewählt?
 
Roland habe ich auf dem "Festival des deutschen Films" kennengelernt, wo ich meinen vorherigen Film, der auch von Eiskunstlauf handelt, gezeigt habe. Und Roland erzählte mir von der Weltmeisterschaft, zu der ich ihn mit der Fotokamera begleitet habe. Als ich das in Oberstdorf erlebt habe, war klar, dass ich darüber einen Dokumentarfilm machen möchte. Das war so fantastisch.
 
Als ich Roland das erste Mal auf dem Eis gesehen habe, habe ich mich in seine Darbietung verliebt. Es war also klar, dass er dabei sein würde. Und bei den anderen fünf, die ich auf der Weltmeisterschaft kennengelernt habe, war es genauso. Es gab kein Casting oder so. Sie nennen sich auch nicht umsonst die "Skating Family". Eine Australierin und eine über 80-jährige Dame aus Kanada konnten leider aufgrund von Corona nicht dabei sein. Dadurch hatten wir aber mehr Erzählzeit für unsere sechs Protagonistinnen und Protagonisten.

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Welche Botschaft möchten Sie Menschen, die den Film im Kino sehen, mit auf den Weg geben?
 
Wir hören immer wieder, dass in "Ice Aged" etwas zum Lachen und Weinen dabei ist. Auf Neudeutsch könnte man wohl sagen: Es ist uplifting. Man sollte seine Hoffnung nicht so schnell aufgeben und seine Träume immer im Auge behalten. Der Film funktioniert auch für Menschen, die gar kein Interesse am Eiskunstlauf haben. Das ist eine universelle Geschichte: Es ist nie zu spät, Kindheitsträume zu verwirklichen.
 
Vielen Dank für das Gespräch!
 
Das Interview führte Anton Fahl.