Christopher Trimmel, Kapitän des 1. FC Union Berlin (Quelle: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

Union-Kapitän Christopher Trimmel "Ich habe im Kopf, mit 40 aufzuhören"

Stand: 22.04.2025 21:28 Uhr

Christopher Trimmel spielt seit 2014 für den 1. FC Union - und hat jüngst seinen Vertrag verlängert. Am Dienstag sprach der Kapitän in einer Medienrunde über den Klassenerhalt, die restlichen Saisonspiele und die österreichische Nationalmannschaft.

Christopher Trimmel, Kapitän des 1. FC Union Berlin, über …
 
… den vorzeitigen Klassenerhalt mit Union in der Fußball-Bundesliga:
 
Es freut mich nicht nur für die Mannschaft, sondern für den gesamten Verein, dass wir das jetzt schon geschafft haben. Ich bekomme mehr mit als nur Fußball. Ich weiß, wie schwierig es für den Verein ist, auch für die zweite Liga zu planen. Jetzt ist die Situation um einiges einfacher. Es geht für uns in den letzten Spielen darum, die Spannung hochzuhalten. Wir wollen das Maximum herausholen. Es macht einen Unterschied, ob man positiv in den Urlaub fährt oder lockerlässt und die restlichen Spiele verliert.

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… seine Vertragsverlängerung:
 
Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mit dem Verein sehr offen über solche Dinge spreche. Die ersten Gespräche gab es schon im Dezember. Ich wusste, dass durch den Trainerwechsel sehr viel Druck und Stress auf dem Verein lag. Ich habe gesagt, dass wir die Transferperiode abwarten und ich nicht zusätzlich reingrätschen möchte. Irgendwann haben wir die Gespräche dann wieder aufgenommen und es kam das Signal vom Präsidenten [Dirk Zingler; Anm. d. Red.], dass er auf jeden Fall möchte, dass ich bleibe. Das war natürlich sehr schön.
 
… den Einfluss von Trainer Steffen Baumgart auf die Vertragsverlängerung:
 
Über die kommende Saison haben wir gar nicht gesprochen. Auch unter ihm war ich eine lange Zeit raus. Das ist die Entscheidung des Trainers, die ich gar nicht kritisieren will. Er ist unser Chef und er hat etwas im Kopf. Er ist einer, der klar kommuniziert und erklärt, warum er gewisse Entscheidungen trifft. Das ist für uns Fußballer das Wichtigste. Ich bin aber auch ein Spieler, der es nicht jede Woche wissen muss. Ich brauche nicht jedes Mal eine Begründung.
 
Insgesamt ist es bei einem Fußballklub wie Union so, dass so eine Entscheidung nicht nur der Trainer trifft. Da sitzen Präsidium, Sportdirektor, Trainerteam und Scouts gemeinsam um einen Tisch und planen die neue Saison und den neuen Kader. So wie Union kenne, wird offen darüber diskutiert, wie man es angeht. Ich freue mich, dass ich wieder eine Rolle spiele. Ich wäre aber auch niemandem persönlich böse, wenn es nicht so wäre.

… seinen Fitnesszustand im Alter von 38 Jahren:
 
Natürlich ist die Regenrationszeit länger. Man kann aber gut mit Ernährung und Freizeitgestaltung entgegenwirken. Bewegung ist für mich immer wichtig. Ich regeneriere am schlechtesten, indem ich nur zu Hause herumliege. Ich achte jetzt mehr auf Ernährung und Ausgleich als es noch vor vier, fünf Jahren der Fall war. Man sieht immer wieder, wie viele Muskelverletzungen auftreten, weil die Saison lang ist. Da muss man speziell in meinem Alter aufpassen. Für meinen Kopf hilft die Tätigkeit als Tätowierer, Künstler und TV-Experte, weil mir das irrsinnig Spaß macht. Das ist der perfekte Ausgleich für den Kopf. Und was die körperliche Bewegung betrifft, sind die Hunde das beste Beispiel: Sie drängen einen raus, manchmal ein bisschen zu früh. Auch das hilft und macht mir Spaß. Ich bin nicht der Typ, der gerne auf der Massagebank liegt. (lacht)
 
… ein mögliches Karriereende im Trikot der "Eisernen":
 
Die Wahrscheinlichkeit wird natürlich größer. Ich habe immer betont, dass ich im Kopf habe, mit 40 aufzuhören – bis dahin ist es nicht mehr so weit. Ich bleibe aber dabei: Ich habe jetzt für ein Jahr verlängert und muss auch in der nächsten Saison liefern. Wenn ich nicht liefere und vielleicht viel verletzt bin, dann wird sich der Verein seine Gedanken machen und ich selbst auch, weil ich ein sehr selbstkritischer Typ bin. Dann wird man weiter schauen.

Union Berlins Kapitän Christopher Trimmel in Aktion (Quelle: dpa/Harry Langer).
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... die verbleibenden vier Saisonspiele:
 
Ich will nicht sagen, dass wir um Prämien spielen. Jeder weiß aber, dass ein besserer Tabellenplatz auch für den Klub finanziell lukrativer ist. Ich würde es auch begrüßen - sportlich und wirtschaftlich schaut es dann besser aus. Wir wollen das Maximum. Mir ist es nur wichtig, dass wir bis zum Schluss Gas geben und uns nicht vorwerfen müssen, dass wir irgendwas verschenkt haben, weil wir nachgelassen haben. Das wollen wir allein dem Wettbewerb gegenüber. Jeder weiß, wie eng es unten in der Tabelle ist. Wir wollen diese Saison sauber zu Ende spielen.
 
… die österreichische Nationalmannschaft und den Austausch mit Nationaltrainer Ralf Rangnick:
 
Ralf Rangnick ist ja ein Arbeitskollege von mir bei Canal+, von daher gibt es sehr viel Kontakt. (lacht) Beim letzten Jahrgang haben viele Spieler verletzt gefehlt, das muss ich betonen. Da war ich als Back-up im erweiterten Kreis. Die Entwicklung der Nationalmannschaft mit den ganzen jungen Spielern ist aber so gut – ich bin ein Riesen-Fan. Alle Beteiligten und auch Ralf Rangnick wissen, dass ich natürlich immer gerne dabei gewesen bin. Wenn er mich heute anruft, bin ich auch morgen wieder dabei. Auch in der Defensive sind wir [in Österreich; Anm. d. Red.] mittlerweile so gut und variabel aufgestellt, dass es in meinen Gedanken keine große Rolle spielt. Ich gebe im Verein weiter Gas. Es ist überhaupt eine Ehre, in diesem Alter noch im erweiterten Kreis aufzutauchen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.04.2025, 21:15 Uhr