Halbfinalsieg gegen Straubing Tigers Ronning schießt Eisbären Berlin ins DEL-Finale
Die Eisbären Berlin haben die Finalserie der Deutschen Eishockey Liga erreicht. Die Hauptstädter bezwangen am Mittwoch die Straubing Tigers mit 3:2 nach Verlängerung und holten damit im fünften Halbfinalduell den entscheidenden vierten Sieg.
Die Eisbären Berlin haben ihren zweiten Matchball genutzt und die Finalspiele der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erreicht. Der DEL-Rekordmeister setzte sich am Mittwoch gegen die Straubing Tigers in Spiel fünf mit 3:2 (0:0, 1:1, 1:1, 1:0) nach Verlängerung vor 13.192 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof durch. Ty Ronning erzielte in der 67. Spielminute das Siegtor. Zuvor hatten Marcel Noebels und Tobias Eder für die Berliner getroffen.
Berlin trifft nach dem 4:1 in der Best-of-Seven-Serie im Endspiel auf die Fischtown Pinguins Bremerhaven. Straubing verpasste die erste Finalteilnahme der Vereinshistorie. Die Finalserie beginnt am 17. April. Bremerhaven genießt im ersten, dritten und im möglichen fünften wie siebten Spiel als Hauptrundensieger Heimrecht.
Flotter Beginn, aber keine Tore
Die Eisbären kamen forsch ins erste Drittel, bereits in den ersten drei Minuten verzeichneten sie drei gute Abschlüsse. Straubings Torhüter Hunter Miska wurde sogleich warmgeschossen. Es war von Beginn an ein flottes Spiel, denn auch die Tigers brachten nach ein paar Minuten ihr gutes Offensivspiel aufs Eis. In der fünften Minute musste Berlins Torwart Jake Hildebrand erstmals seine Klasse unter Beweis stellen und einen Nachschuss aus kürzester Distanz parieren. So ging es in der ersten Hälfte des Drittels hin und her, viele Chancen, die aber noch zu keinem Treffer führten. Anders als in den vorherigen ein Spiel mit jeweils offenen Visieren - aber nach wie vor gut aufgelegten Torhütern.
Auch in der zweiten Hälfte des Anfangsdrittels ging es heiß her - und weiterhin waren die Eisbären die etwas bessere Mannschaft mit mehr Abschlüssen. Die Hausherren feuerten aus allen Lagen, trafen aber nur Straubings Miska und das Außennetz des Tores. Nach 15 Minuten hatte Miska bereits acht Paraden auf dem Konto, Berlins Hildebrand beachtliche sechs, da die Tigers immer wieder Nadelstiche setzen konnten.
Die Eisbären spielten zwar angriffslustig, aber auch riskant - im Aufbauspiel wurden auffällig oft frühe Puckverluste verzeichnet, was die Tigers aber nicht konsequent genug ausnutzten. So ging es mit 0:0 in die erste Pause. "Beide Teams geben Gas, es ist ja auch das entscheidende Spiel", befand Eisbären-Angreifer Maximilian Heim am "Magenta Sport"-Mikrofon.
Eisbären gehen in Führung, doch Straubing steckt nicht auf
Berlin startete auch ins zweite Drittel fulminant, bereits nach wenigen Sekunden wären die Hauptstädter beinahe in Führung gegangen, doch Blaine Byrons Querpass vor der Kiste verfehlte den freien Frederik Tiffels aber denkbar knapp. Nach einer weiteren Großchance in der 23. Minute, die Straubings Miska erneut herausragend parierte, gingen die Hausherren in der 24. Minute verdient in Führung, indem sie eine Überzahl ausnutzten. Über Marco Nowak und Leonhard Pföderl kam das Hartgummi in den rechten Bullykreis zum auffälligen Marcel Noebels. Dessen Abschluss fand mit etwas Glück den Weg zwischen Miskas Schonern hindurch zum 1:0.
Die Eisbären wollten das Momentum nutzen und direkt das 2:0 nachlegen, doch auch Straubing blieb aktiv und stemmte sich mit eigenen Angriffen dagegen. Es blieb ein offenes, sehr temporeiches Unterfangen mit Schüssen auf beiden Seiten. So kam es keinesfalls aus dem Nichts, dass die Tigers in der 31. Minute den 1:1-Ausgleich erzielten. Nachdem ein erster Abschluss noch nicht ins Tor flog, kam die Scheibe links an die blaue Linie zu Philip Samuelsson. Der US-Amerikaner ließ einen Handgelenksschuss los, der ansatzlos im rechten Giebel einschlug. Berlins Keeper Hildebrand blieb aufgrund zu vieler Sichtblockaden keine Abwehrchance.
Die Eisbären erzielten im direkten Gegenzug beinahe das 2:1. Noebels wurde in den Konter geschickt, drehte sich vor Miska ein und legte perfekt ab für Jonas Müller, der jedoch aus drei Metern am US-Amerikaner scheiterte.
In den Minuten danach nahm das Tempo etwas ab - ohne aber, dass die Begegnung auch nur den Ansatz von Langeweile hätte aufkommen lassen. Einige Zwei- und Fünf-Minuten-Strafen inklusive Boxeinlage Berlins Lean Bergmann und Straubings Adrian Klein störten allerdings den Spielrhythmus, sodass das zweite Drittel schlussendlich mit dem 1:1 und einem ausgeglichenen Torschussverhältnis von 20:20 in die nächste Pause ging. "Ein großes Lob an die Torhüter, Miska hat uns im Spiel gehalten. Wir müssen mehr auf unsere Defensive schauen, vorne kriegen wir unsere Chancen", resümierte Straubings Joshua Samanski.
Zwei Blitztore führen in die Overtime
Waren es noch die Eisbären, die in den ersten zwei Dritteln besser starteten, kamen nun die Tigers mit einem Knall zurück aufs Eis - der 2:1-Führung nach nur 49 Sekunden. Mike Connolly leitete den Angriff mit einem starken Rückhandpass durch die neutrale Zone ein, dann kam die Scheibe scharf vor die Kiste. Justin Scott war zuerst dran, verlud Hildebrand und traf aus kurzer Distanz. Doch quasi ebenso schnell kam die Berliner Antwort zum 2:2 (42. Minute). Die Eisbären legten nach dem Gegentreffer sofort den Vorwärtsgang ein und setzten sich vorne fest. Nowak ließ einen krachenden Schuss von der Blauen los und im Slot fälschte Tobi Eder den Puck noch entscheidend ab. Straubings Miska hatte keine Chance zum Reagieren.
Das Spieltempo blieb also auch im vermeintlichen Schlussdrittel immens hoch, es gab kaum Unterbrechungen und viele Offensivbemühungen auf beiden Seiten. Auch wenn die Eisbären das etwas flüssigere Spiel und auch einen Tick bessere Chancen hatten, war es ein offener Schlagabtausch. In den letzten Minuten des dritten Drittels blieb das Tempo zwar hoch, aber die Abschlussfrequenz nahm erstmals etwas ab - die Anstrengungen des Halbfinals hinterließen zumindest bei der mentalen Frische erste Spuren.
Erst in der 57. Minute verzeichnete die nächste Topchance - und gleich zwei auf einmal. Erst zog Tiffels von außen vor die Kiste und kam nicht am Schoner des Straubinger Goalies vorbei, dann schloss auch noch Julian Melchiori aus dem Rückraum ab und scheiterte ebenfalls an Miska. Auch die weiteren Bemühungen der Eisbären änderten nichts daran, dass es mit dem 2:2 in die Overtime ging. "Es werden nun Kleinigkeiten entscheiden", prophezeite Berlins Eder für den Schlussakt.
Eisbären entscheiden das Spiel durch sehenswerte Einzelaktion
Die Eisbären dominierten die ersten Minuten der Verlängerung und kamen durch gute Puckzirkulationen immer wieder zu gefährlichen Angriffsmomenten - doch Straubings Miska blieb ein starker Rückhalt. Den Tigers waren die Strapazen der letzten Wochen und Tage eher anzumerken als den Berlinern, die mit frischen Kräften viel Spielkontrolle ausübten.
Und so kam der 3:2-Siegtreffer nach exakt sieben Minuten in der Overtime fast schon folgerichtig - und einmal mehr war es Ty Ronning. Der Berliner, der auch schon Spiel zwei in der dritten Overtime entschied, nahm nach einem Scheibenverlust von Stephan Daschner in der neutralen Zone Fahrt auf und stürmte ins Angriffsdrittel. Ronning verzögerte dann kurz, ließ so noch einen zurückeilenden Verteidiger aussteigen, und netzte dann trocken über Miskas Stockhand in den linken Giebel ein. Damit war der Finaleinzug perfekt.
"Was für ein Kampf, Straubing hat nie aufgegeben. Aber: Die Arbeit ist nicht vorbei, wir haben noch etwas vor uns", stellte Siegtorschütze Ronning nach Spielende klar. "Es wird auf Kleinigkeiten ankommen, es wird ein großartiges Finale."
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.04.2024, 23 Uhr