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2. Fußball-Bundesliga Diese Aufgaben sollte Herthas neuer Trainer Stefan Leitl schnellstmöglich lösen
Am Dienstag wurde Stefan Leitl als neuer Trainer von Hertha BSC vorgestellt - schon am Freitag wartet das Duell gegen Nürnberg. In Berlin setzt der Coach auf einen alten Bekannten. Worauf es für Leitl ankommen wird, um die "Alte Dame" zu stabilisieren.
Stefan Leitl wurde nicht müde zu betonen, worauf sein primärer Fokus liegt. Bei seiner Vorstellung als neuer Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten Hertha BSC sagte der 47-Jährige immer wieder, am Freitag (18:30 Uhr) – im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg – "energetisch ans Limit" gehen zu wollen, um drei Punkte zu holen. Kurz: Das Spiel gegen den "Club" steht im Vordergrund, alles Weitere wird hinten angestellt.
"Ich will jetzt nicht vom Abstieg sprechen. Es geht darum, dass wir in die Punkte kommen", sagte Leitl, der bis kurz vor Jahresfrist bei Konkurrent Hannover 96 an der Seitenlinie gestanden hatte. Mit der 2. Bundesliga ist der gebürtige Münchner bestens vertraut. "Die Mannschaft hat in vielen Spielen und in der Hinrunde bewiesen, zu welchen Leistungen sie imstande ist. Das wollen wir rauskitzeln aus den Jungs. Wir brauchen jetzt jegliche Energie, um dieses Spiel am Freitag zu gewinnen."
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Mijatović: "Realität annehmen und gewisse Sachen anpassen"
Andre Mijatović, seit Jahren ein enger Vertrauter und Freund von Leitl, der in Berlin das Trainer-Team um Armin Reutershahn und Patrick Ebert ergänzen wird, schlug ähnliche Töne an: "In meinen Augen ist Hertha der erste Verein in der Hauptstadt. Zukünftig wollen wir wieder da hin, wohin dieser Verein gehört. Die Realität ist aber etwas anderes. Fakt ist, dass wir eine Mannschaft auf dem 14. Tabellenplatz übernehmen. Das muss man annehmen und gewisse Sachen anpassen", so der ehemalige Innenverteidiger, der 2011 als Kapitän mit Hertha in die 1. Liga auf- und 2012 zurück ins Unterhaus abstieg.
rbb|24 fasst zusammen, worauf es für Leitl besonders ankommen wird, um mit der "Alten Dame" den "Turnaround", wie der neue Coach es selbst formulierte, zu meistern.
Negativ-Trend stoppen, bevor die direkten Duelle gegen die Keller-Konkurrenz kommen
Nach zuletzt vier Niederlagen in Serie, die Leitls Vorgänger Cristian Fiél endgültig den Job gekostet haben, ist Hertha BSC im freien Fall. In der Tabelle der 2. Liga findet sich der vermeintliche Aufstiegsanwärter auf dem 14. Platz wieder, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch fünf Punkte.
Gerade vor dem Hintergrund, dass bis zum Saisonende noch sämtliche direkte Duelle gegen die Konkurrenz aus dem Keller anstehen (abgesehen von Jahn Regensburg, wo Hertha bereits mit 0:2 verlor), sollten die Berliner alles dafür tun, in den kommenden Wochen wieder in die Erfolgsspur zu finden und das Punktekonto zu befüllen – bevor etwaige "Sechs-Punkte-Spiele" gegen Braunschweig (15.), Ulm (17.) und Münster (16.) warten.
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Heimspiele gewinnen
Die erste Möglichkeit dazu bietet sich den Herthanern am Freitag vor heimischer Kulisse gegen den FCN. Dann wird es einmal mehr auch darum gehen, die dürftige Berliner Bilanz etwas aufzupolieren. Bislang ist Hertha das heimschwächste Team der gesamten Liga, konnte erst zwei von zehn Duellen im Olympiastadion für sich entscheiden. Der letzte Heimsieg im laufenden Wettbewerb liegt inzwischen vier (!) Monate zurück (3:1 gegen Eintracht Braunschweig).
"Ich bin total überzeugt von der Mannschaft. Die Jungs kriegen jetzt maximalen Support von uns", zeigte sich Stefan Leitl zuversichtlich. "In der Mannschaft ist alles, was man braucht, um erfolgreich zu sein. Wir haben Erfahrung und Talent."
Außerdem betonte Leitl: "Uns ist wichtig, dass wir - trotz der Situation, in der wir uns befinden - den Spaß und die Freude beibehalten. Wir dürfen in einem wunderschönen Stadion vor vielen Zuschauern Fußball spielen: Darauf freuen wir uns!"
Bessere Balance herstellen
Ähnlich wie Fiél will auch Leitl in Berlin einen mutigen, offensiven Ballbesitzfußball etablieren. Doch die große Frage ist, ob es dem neuen Trainer gelingen wird, mit den vorhandenen (gesunden) Spielern eine bessere Balance im eigenen Spiel zu schaffen, als es unter Fiél der Fall war.
Insbesondere durch mangelhaftes Abwehrverhalten bei gegnerischen Kontern, einer chronischen Anfälligkeit bei Standardsituationen und dem Hang zu folgenschweren, individuellen Patzern brachten sich die Berliner immer wieder um den eigenen Lohn – trotz teils ansehnlicher Leistungen wie zuletzt beim 1:2 in Düsseldorf.
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Ein alter Bekannter und der neue Cheftrainer in Berlin: Andre Mijatović (li.) und Stefan Leitl bei ihrer Vorstellung am Dienstagnachmittag.
Zukunftsweisend: Torwart-Frage beantworten
In diesem Zusammenhang ist ein entscheidender Aspekt die Beantwortung der Torwart-Frage – eine Baustelle, die Hertha zu Beginn der Rückrunde noch zusätzlich aufgemacht hat. Fiél degradierte Stammkeeper Tjark Ernst, der zwar in dieser Saison nicht den erhofften nächsten Entwicklungsschritt machte, in der Hinrunde aber zumindest drei Mal eine "weiße Weste" wahrte. Mit Fan-Liebling Marius Gersbeck zwischen den Pfosten spielten die Blau-Weißen bislang noch gar nicht zu Null und insgesamt bleibt zu konstatieren, dass der Wechsel auf der Position des Schlussmanns nicht die erhoffte Stabilität gebracht hat.
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Leitl ließ sich am Dienstag noch nicht in die Karten schauen. Es scheint aber gut möglich, dass der 47-Jährige diesen Tausch rückgängig machen und am Freitag gegen Nürnberg auf Tjark Ernst setzen wird. Im Gegensatz zu Gersbeck, der im Sommer 30 Jahre alt wird, ist Ernst (21) als deutscher U21-Nationalspieler ein weiterhin entwicklungsfähiger Keeper – und so scheint die "Alte Dame" gut beraten zu sein, dem jungen Torhüter wieder das Vertrauen zu schenken anstatt Gefahr zu laufen, ihn nach dieser Saison zu vergraulen.
Zumal Stefan Leitl bei seinem Amtsantritt in der Hauptstadt betonte, den von seinem neuen Arbeitgeber eingeschlagenen "Berliner Weg" zu einhundert Prozent mitgehen zu wollen: Talente zu fördern und zu fordern. "Wir haben einen unfassbaren Fundus an jungen Talenten", sagte Leitl, der in der täglichen Arbeit auch auf seine eigenen Erfahrungen als Profi zurückgreifen will. "Ich bin zu meiner Zeit auch an mentale Grenzen gestoßen. Ich glaube, das sind Erfahrungswerte, die mir im Umgang mit jungen Spielern guttun", so der ehemalige Bayern-Profi.
Sendung: DER TAG in Berlin & Brandenburg, 18.02.2025, 18 Uhr