
Nachfolger von Cristian Fiél Das ist der neue Hertha-Trainer Stefan Leitl
Stefan Leitl wird neuer Trainer bei Hertha BSC. Der Coach ist schon einmal in seiner Karriere aufgestiegen. Das soll er mit Hertha wiederholen. Sein Pragmatismus ist gefragt. Die Bedingungen könnten nämlich deutlich besser sein.
Seitdem Kay Bernstein Hertha-Präsident wurde, wandelt der Verein auf dem Berliner Weg. Insofern ist die Verpflichtung des neuen Trainers Stefan Leitl ganz im Sinne des Mantras der Alten Dame. Leitl selbst spielte zwar die längste Zeit seiner aktiven Karriere in Ingolstadt. Dafür ist sein Co-Trainer Andre Mijatovic ein alter Bekannter bei Hertha BSC.
Zwischen 2010 und 2012 lief der Kroate 47-mal für die Blau-Weißen auf. Als Hertha 2011 in Duisburg die Bundesliga-Rückkehr klarmachte, führte Mijatovic die Mannschaft sogar als Kapitän auf den Platz. Den Aufstieg will er gemeinsam mit seinem Chef erneut schaffen. Auch wenn es in dieser Saison wohl nichts mehr wird. Die große Sehnsucht bei Hertha bleibt die erneute Rückkehr in die Bundesliga.

Offenbar wieder eine Ablöse
Erst im Sommer hatte Hertha für den glücklosen Cristian Fiél eine Ablöse gezahlt. Obwohl das schiefging, greifen die klammen Berliner auch für Leitl in die Kasse. Trotz der Beurlaubung bei seinem alten Verein Hannover 96 verlangten die Niedersachsen dem Vernehmen nach eine niedrige sechsstellige Summe für Herthas Wunschtrainer. Immerhin: Im Gegensatz zu Fiél weiß Leitl, wie sich ein Aufstieg anfühlt. 2021 führte er die SpVgg Greuther Fürth in die Bundesliga.
Auch deshalb gehörte er bereits vor der Saison zu den Favoriten bei der Suche nach Pal Dardais Nachfolger. Hertha-Boss Zecke Neuendorf und Leitl sind alte Freunde aus gemeinsamen Zeiten als Spieler in Ingolstadt. Zwischenmenschlich wird der neue Trainer also keine Eingewöhnungszeit brauchen. Immerhin. Allerdings: Auch Fiél wurde an der Geschäftsstelle für seine menschliche Art geschätzt. Punkte hat das nicht gebracht. Nach der Niederlage in Düsseldorf (1:2) steht Hertha nur noch fünf Zähler vor dem Relegationsplatz 16.
Zwischen Ergebnisdruck und Projekt Bundesliga
Gegen Fortuna bot Hertha über weite Strecken eine ansprechende Leistung. Für einen Sieg reichte es trotzdem nicht. Weil die Mannschaft große Chancen kläglich vergab. Und weil das Team defensiv zum wiederholten Mal in dieser Saison in einen fünfminütigen Tiefschlaf fiel. Als sie aufwachte, hatten die Düsseldorfer das Spiel gedreht.
Genau hier muss Leitl ansetzen. Gelingt es ihm nicht, die Spieler dazu zu bringen, sich besser zu konzentrieren, wird er ebenfalls scheitern. Dafür, dass Leitl die wankelmütige Alte Dame stützen kann, spricht seine Zeit in Hannover. Als 96 ihn kurz vor Silvester in den Zwangsurlaub schickte, stellte die Mannschaft die beste Abwehr der Liga.

Das lobte auch Hannover-Boss Martin Kind. Leitl habe die letzten zweieinhalb Jahre sehr engagiert, verantwortungsbewusst und ergebnisorientiert gearbeitet. "Und auch eine gewisse Stabilität erreicht", so Kind weiter. Zumindest in dieser Saison würde den Verantwortlichen bei Hertha das ausreichen.
Dass die Erwartung aber eigentlich eine andere ist, bekam Fiél zu spüren. Obwohl Neuendorf und Sportdirektor Benjamin Weber kurz vor Transferschluss die Stützen Marc-Oliver Kempf und Haris Tabakovic ersatzlos verkauften, war sein klarer Auftrag der Aufstieg. Im kommenden Sommer werden mit Ibrahim Maza und Fabian Reese weitere Leistungsträger wahrscheinlich gehen. Leitl muss also mit einer schwächeren Mannschaft mehr schaffen als sein Vorgänger.
Leitls Pragmatismus ist gefragt
Umso wichtiger ist es, dass der neue Trainer eine Spielidee mitbringt, mit der man auch gegen besser besetzte Gegner gewinnen kann. In Hannover galt Leitl als akribischer Arbeiter und analytischer Trainer. In der Hinrunde ließ er seine Mannschaft siebenmal mit Dreierkette und zehnmal mit Viererkette auflaufen. Zu seinem Dienstantritt in Fürth nannte er das 4-3-3 als sein favorisiertes System.
Leitl passt seine Aufstellung also pragmatisch dem Personal an. Eines ist jedoch unabhängig von Formationen gesetzt: Seine Teams spielen selten durch die Mitte. Hannover initiierte in der Hinserie 35 Prozent der Angriffe über links und 39 Prozent über rechts. Die Außenverteidiger starten am häufigsten in die Tiefe. 370 Flanken waren nach der Hinrunde der Top-Wert der Liga.
Trotz dieses großen Aufwands erzielten die Hannoveraner in der Hinrunde sogar fünf Tore weniger als Hertha. Unter anderem, weil der Mannschaft prozentual die wenigsten Dribblings in der Liga gelangen. Bezogen darauf hat Hertha mit Spielern wie Maza, Reese und Michal Karbownik zwar mehr individuelle Qualität als 96. Aber ein treffsicherer Abnehmer für Flanken fehlt schon die ganze Saison. Da sollte sich Leitl in den kommenden Wochen also den Berliner Gegebenheiten anpassen und umdenken. Sonst bleibt die Rückrunde für Hertha zäh.

Leitl direkt unter Druck
Welche entscheidende Rolle der Fußball in Stefan Leitls Leben spielt, zeigt seine Anekdote aus Hannover. Dort lebte er mit seinem Co-Trainer Mijatovic in einer WG. Immer wieder gab es auch Streit. Denn Mijatovic sei eine unglaublich starke Persönlichkeit, so Leitl. Er brauche keinen, der ihm nur nach dem Mund spricht. Damit passt er gut nach Berlin, wo neben der Vereinsführung und den Fans besonders kritische Medien jeden seiner Schritte verfolgen werden.
Der Druck ist groß. Der gefallene Riese Hertha BSC spielt nicht nur um Punkte in der Liga, sondern auch um sein Überleben im Profifußball. Schon vor dieser Saison bezeichnete Finanzchef Tom Herrich den Aufstieg als "alternativlos". Das gilt auch in der kommenden Saison. Immerhin aus einem Fehler des Sommers haben die Verantwortlichen gelernt. Auch Fiel hatte einen Co-Trainer, den er mit zu Hertha bringen wollte. Damals verweigerten ihm Weber und Neuendorf diesen Wunsch.
Sendung: rbb24 Abendschau, 17.02.2025, 19:30 Uhr