Rene Robben jubelt über sein Final-Tor 2016 (imago images)

Fußball Live-Übertragungen in die Türkei und doppelte Sieger: Fünf Anekdoten aus dem Berliner Landespokal

Stand: 18.04.2025 20:19 Uhr

Am Ostermontag werden die Halbfinals im Berliner Pokal ausgetragen. Wer immer dann ins Finale kommt, darf sich auf mehr als nur ein Endspiel freuen. Denn auch der Landespokal hat seine eigenen Gesetze, wie diese Beispiele zeigen.

Aus dem Prenzlauer Berg in die Welt

1.926 Zuschauer fanden sich im Mai 2001 im Jahnsportpark ein, um das Finale um den Berliner Pokal zu sehen. In dem ein Landes- und ein Oberligist um den Titel kämpften. Klingt nicht gerade nach der ganz großen Fußball-Welt. Und trotzdem wurde die Partie vom türkischen Fernsehsender TRT-INT und mit Hilfe von immerhin sechs Kameras live übertragen. Aus gutem Grund natürlich, denn mit dem SV Yesilyurt und Türkiyemspor trafen erstmals in der inzwischen 118-jährigen Geschichte des Pokals zwei türkisch-stämmige Mannschaften im Finale aufeinander. Das hatte es dann auch in sich. Der klassentiefere Außenseiter Yesilyurt gewann mit 2:1. Wohl auch, weil die Mannschaft von Haus aus noch motivierter war, als es so ein Finale ohnehin mit sich bringt. Schließlich waren gleich sieben Spieler dabei, die in der Vorsaison noch bei Türkiyemspor aktiv waren.

Falsch gejubelt

Eine Premiere gab es auch 2016, als mit dem BFC Preussen erstmals ein Berlin-Ligist den Titel holte. Im Finale gegen den Oberligisten Lichtenberg 47 gab es jede Menge Kampf zu sehen und ein goldenes Tor für den Sechstligisten. Erzielt durch René Robben in der 19. Minute. Der anschließend wie von allen Glücksgöttern zugleich gestochen über die Bande und in Richtung Kurve stürmte und der Welt einen kolossalen Jubel entgegenstellte. "Ich dachte, meine Familie ist in dem Block, aber die saßen ganz woanders", erinnerte sich Robben später in der "Fußball-Woche".

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Weiter, immer weiter

Auch eine Art, sich interessant zu machen: durch stete Wiederholung. So wie 1957, als das Pokalfinale gleich drei Anläufe brauchte, um letztlich einen Sieger zu finden, der nicht sportlich ermittelt wurde. Aber der Reihe nach. Alles beginnt vor 5.000 Zuschauern auf dem Hertha-Platz am Gesundbrunnen, der auch Plumpe genannt wird und lange Zeit die Heimspielstätte von Hertha BSC war. Der Spandauer SV und Tasmania 1900 finden sowohl nach 90 Minuten als auch nach der Verlängerung keinen Sieger, weshalb ein Wiederholungsspiel angesetzt wird. Das zieht dann schon 6.000 Zuschauer an, findet aber ebenso wenig ein Ende. Und irgendwie doch sogar vorzeitig. Denn nach 110 Minuten und beim Stand von 2:2 wird beschlossen: Abbruch wegen Dunkelheit. Also folgt Versuch Nummer drei, dieses Mal vor über zehn Tausend Zuschauern und mit 1:1 nach Verlängerung. Und weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind, muss nun das Los entscheiden. Es fällt auf den Spandauer SV, der damit zum dritten Mal in Folge den Pokal holt. Den Berliner Fußball-Verband aber beschleicht das schlechte Gewissen. Kurz darauf erhält auch Tasmania einen Pokal.

Thailand statt Titel

Dass der Sieger des Landespokals in den DFB-Pokal einzieht, gehört zum Pokal-Allgemeinwissen. Aber bekanntlich werden Regeln von Ausnahmen bestätigt. Und so stand schon vor dem Finale 1969 fest, dass Tennis Borussia in die erste Hauptrunde des bundesweiten Pokals einziehen würde. Und das, obwohl in den Landespokal-Siegerlisten für die Saison 1968/69 überhaupt gar kein Gewinner notiert ist. Und das Finale doch gespielt wurde. Klingt verwirrend, ist aber eigentlich ganz einfach. Das für den 25. Dezember angesetzte Endspiel zwischen Tennis Borussia und Hertha 03 Zehlendorf endete 1:1. Ein Termin für ein Wiederholungsspiel aber wurde nie gefunden, weil die Zehlendorfer bereits am nächsten Tag zu einer Weltreise aufgebrochen waren. Dabei ging es unter anderem gegen die Nationalmannschaften von Thailand (1:2 vor 25 Tausend Zuschauern), Hongkong (2:1 vor 15 Tausend Zuschauern) und Neuseeland (3:1 vor zwölf Tausend Zuschauern).

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Tristesse royal

Auch 1974 machte sich Hertha 03 auf Weltreise, spielte unter anderem gegen eine Stadtauswahl Saigons (1:0 vor 35 Tausend Zuschauern) und erlebte damit den ultimativen Kontrast zum Berliner Pokalfinale. Wenige Monate vor dem Abriss der längst maroden Plumpe finden sich gerade einmal 518 Zuschauer im einst so stolzen Stadion ein. Und verpassen ein grandioses Spiel. Rapide Wedding siegt mit 5:3 und feiert den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Sendung: rbb|24 Inforadio, 19.04.2025, 22:15 Uhr