Unions Kevin Volland gefrustet (Bild: Imago Images/Chai v.d. Laage)

2:3 im Abstiegskampf 2:3 im Abstiegskampf: 1. FC Union ist nach spätem K.o. in Köln in direkter Abstiegsnot

Stand: 11.05.2024 20:41 Uhr

Lange sah es so aus, als würde der 1. FC Union einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Doch dann drehte der 1. FC Köln in der Schlussphase noch die zwischenzeitliche 2:0-Führung der Köpenicker. Die könnten am letzten Spieltag direkt absteigen.

  • Union Berlin droht nach den Niederlagen gegen die unmittelbaren Konkurrenten Bochum und Köln der (direkte) Abstieg
  • Nach 2:0-Führung vergaben die Köpenicker den Dreier in den letzten Minuten
  • Offensivschwache Kölner erzielten in der gesamten Saison zuvor nur 24 Treffer, gegen den 1. FC Union in einem Spiel gleich drei
  • Am letzten Spieltag empfängt der FCU zuhause den SC Freiburg, Mainz muss in Wolfsburg ran und Köln nach Heidenheim reisen

Der 1. FC Union hat im Abstiegsgipfel beim 1. FC Köln eine 2:0-Führung abgegeben und nach zwei späten Toren mit 2:3 (2:1) verloren. Robin Knoche (14. Minute) und Kevin Volland (19./Handelfmeter) brachten den FCU am Samstagnachmittag im ersten Spiel nach dem Aus des Trainers Nenad Bjelica in Führung, Florian Kainz gelang - ebenfalls vom Elfmeterpunkt - vor der Pause der Anschlusstreffer. Steffen Tigges (87.) und Damion Downs (90.+2) drehten jedoch in den letzten Minuten noch die Partie zugunsten der Kölner.
 
Durch die Niederlage hat der 1. FC Union den direkten Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Weil Mainz 05 am Abend mit 3:0 gegen Dortmund gewann, rutschten die Köpenicker am 33. Spieltag auf den Relegationsplatz ab. Zwei Punkte beträgt nun der Rückstand auf den rettenden 15. Rang. Auf den Tabellen-17. Köln haben die Eisernen nur drei Punkte Vorsprung. Es droht am letzten Spieltag gegen Freiburg also schlimmstenfalls sogar der direkte Gang in die 2. Liga.

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Grote wechselt vier Mal

Der Unioner Interimstrainer Marco Grote wechselte für seine Startaufstellung vier Mal - davon ein Mal unfreiwillig: Für den angeschlagenen Kevin Vogt rückte Robin Knoche ins Abwehrzentrum. Darüber hinaus baute der 51-Jährige die Außenpositionen um: Jerome Roussillon und Christopher Trimmel übernahmen für Robin Gosens und Josip Juranovic. Während Gosens weiter vorne ran durfte, fand sich Juranovic nach dem 3:4 gegen Bochum auf der Bank wieder. Ebenso wie Lucas Tousart und Benedict Hollerbach. Neu dabei war Brenden Aaronson als Sturm-Partner von Kevin Volland.
 
In der Offensive war vom FCU jedoch zunächst nichts zu sehen. Wenn im Duell der beiden schwächsten Sturmreihen der Liga (24 gegen 29 Treffer) ein Team das Toreschießen versuchte, waren es die Kölner - nur um allerdings unter Beweis zu stellen, warum sie sich damit so schwertun: Die Schüsse segelten meterweit am Tor vorbei. Die Köpenicker fielen in dieser frühen Phase dagegen vor allem mit mehr oder weniger unangenehmen Fouls auf, um energiegeladene Gastgeber in der eigenen Hälfte zu bremsen.

Erst Doppelschlag, dann Ringer-Einlage

Umso erstaunlicher war es, was sich ab der zehnten Minute zutrug. Union wurde etwas (!) offensiver - und nutzte zwei Chancen im Eiltempo zu zwei Toren. Das gelang mit einer fast schon in Vergessenheit geratenen Köpenicker Spezialität: Eine Ecke von Trimmel köpfte Knoche - unter Bjelica fast komplett außen vor - aus rund fünf Metern zum 1:0 unter die Latte (14.). Und nur fünf Minuten später war es wieder eine Ecke des Kapitäns, die einen Treffer einleitete: Dieses Mal köpfte Rani Khedira Faride Alidou an den Arm; Schiri Deniz Aytekin entschied - nach Betrachtung der Bilder - auf Elfmeter; und Volland traf flach in die Mitte zum 2:0, während der FC-Keeper Marvin Schwäbe in die rechte Ecke flog (19.).

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Für Köln war der Klassenerhalt damit in (fast) unerreichbare Ferne gerückt. Zwar gaben sich die Hausherren nicht auf, aber es war nun ein Hin und Her ohne große Höhepunkte - in dem es Union nicht schwerfiel, das 25. Kölner Saisontor zu verhindern. Es sah also nicht viel nach Spannung aus, bis sich Khedira bei einer Ecke an Timo Hübers klettete und ihn im körperintensiven Zweikampf zu Fall brachte. Aytekin gab - dieses Mal ohne VAR-Einsatz den zweiten Elfmeter des Tages und Florian Kainz vollendete zum 1:2 aus Kölner Sicht (45.).

Köln mit dem Mute der Verzweiflung

Zur zweiten Hälfte brachte Grote Janik Haberer für Khedira. Mehr vom Spiel hatte - wie schon in den ersten Minuten der ersten Hälfte - Köln. Und wären die Gastgeber nicht so abschlussschwach, hätte es nach 50 Minuten wohl auch 2:2 gestanden: Nach Flanke von Max Finkgräfe und Kopfball-Verlängerung von Steffen Tigges scheiterte Alidou jedoch freistehend vor dem Köpenicker Tor an sich selbst und schoss über das Tor.
 
Union war danach um Kontrolle bemüht. Und das durchaus erfolgreich, obwohl Köln - mit dem Mute der Verzweiflung - ins offensive Risiko ging. Weitere nennenswerte Chancen der Hausherren gab es aber nicht, stattdessen prüfte Roussillon FC-Torhüter Schwäbe (58.). Es war seine letzte Aktion, weil er dabei im Rasen hängen blieb. Und so standen nach 60 Minuten Tousart (für Roussillon), Chris Bedia (für Volland) und Hollerbach (für Aaronson) auf dem Feld.

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Union muss späte Rückschläge hinnehmen

Kurz darauf hätte die an diesem sonnigen Nachmittag im Müngersdorfer Stadion wiederentdeckte Spezialität fast die Entscheidung gebracht. Denn eine weitere Trimmel-Ecke flog in den Kölner Strafraum und dieses Mal war es Gosens, der auf die Latte köpfte und so das 3:1 knapp verpasste (67.). Die rheinischen Gastgeber mühten sich danach, mit hohen Bällen - allen voran auf Tigges - noch Tore zu erzwingen.
 
Lange Zeit vergebens. Doch dann segelte ein langer Ball von Schwäbe in den Strafraum, gelang über Jeff Chabot und Mark Uth zu Tigges, der zum 2:2 traf (87.). Und es sollte noch schlimmer kommen für den 1. FC Union: In der zweiten Minute der Nachspielzeit drehte Downs das Spiel, ließ das Müngersdorfer Stadion beben - und brachte den FCU in akute Abstiegsgefahr.

Die Stimmen zum Spiel

Christopher Trimmel (Kapitän Union Berlin): "Fakt ist, dass wir sehr, sehr viele Räume hatten und es sehr schlecht ausgespielt haben. Köln musste riskieren und hat riskiert. Wir haben es einfach schlampig ausgespielt. Du kannst die da killen, kannst noch ein Tor machen. Ich weiß nicht, ob es die Konzentration, die Müdigkeit war."
 
Marco Grote (Trainer Union Berlin): "Es ist schon so, dass es ein Elfmeter ist, den man aus meiner Sicht nicht geben muss. Es ist ein Foul an Rani Khedira und damit kommt der 1. FC Köln zurück."
 
Florian Kainz (1. FC Köln): "Wir sind natürlich glücklich, dass wir das Spiel noch gedreht haben und haben uns jetzt noch ein weiteres Endspiel erkämpft."

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb UM6, 11.05.2024, 18 Uhr