Interview Was bringen die Bremer Projekte gegen Gewalt im Amateurfußball?
Gewalt ist nach wie vor ein großes Problem im Bremer Amateurfußball. Der Bremer Fußball-Verband (BFV) will dagegen vorgehen. Doch wie wirksam sind die angestoßenen Projekte?
Brutale Schlägereien, Hassbotschaften oder Rassismus – der Bremer Amateurfußball hat im Jahr 2024 genug negative Schlagzeilen geliefert. Christoph Schlobohm hat mit dem Bremer Fußball-Verband den Kampf gegen diese Missstände aufgenommen. Seit einigen Monaten liefert sein Verband regelmäßig Pressemitteilungen, in denen er Maßnahmen und Konzepte vorstellt, die den Fußball zumindest wieder zur schönsten Nebensache Bremens machen sollen.
Herr Schlobohm, Ihr Verband hat zuletzt viele Projekte angestoßen, um der Gewalt auf den Plätzen entgegen zu wirken. Unter anderem eine Meldekette für Gewaltvorfälle. Wo stehen Sie jetzt gerade?
Bevor man wirklich konkret auf Maßnahmen eingehen kann, ist es erstmal wichtig, möglichst viel Licht ins Dunkel zu bekommen. Und das wollten wir mit dieser Meldekette erzielen. Wir erfahren jetzt deutlich mehr von Vorfällen, als es vielleicht in der Vergangenheit der Fall war. Wir haben dazu an allen Sportstätten QR-Codes aufgehängt, die es ermöglichen, jeden Fall schnell und – wenn gewollt - anonym zu melden. Klar ist jetzt schon, dass es gewisse Vereine gibt, die häufiger auftreten als andere. Auf die wollen wir gezielt zugehen und zusammen mit denen überlegen, wie wir das Problem lösen können.
Was ist mit den anderen Projekten? Es gibt das STOPP-Konzept, das es den Schiedsrichtern erlaubt, Spiele zu unterbrechen und zu beruhigen, um einen Abbruch zu vermeiden. Zudem läuft seit Sommer ein Pilotprojekt unter dem Titel "Trainerpass". Das heißt, die Trainerinnen und Trainer aus zwei Kreisligen müssen an den Schulungen des Verbands teilnehmen. Wie sind die angelaufen?
Beim Trainerpass ist erstmal aufgefallen, dass es viele Trainer gibt, die keine Lizenz haben. Das Thema scheint deutlich zeitintensiver, als wir dachten. Da brauchen wir auch mehr Ressourcen. Gerade weil ich der Meinung bin, dass die Trainerinnen und Trainer den größten Hebel haben. Ich bin selbst auch als Trainer tätig. Da kennt man die Spieler, die sich eine Rote Karte abholen. Da muss man im Training dafür sorgen, dass es im Spiel nicht mehr zu diesen Vorfällen kommt.
Und das STOPP-Konzept?
Das STOPP-Konzept wurde von den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern bereits bei einzelnen Spielen in Bremen angewandt. Das ist eine sinnvolle Methodik, um der Gewaltspirale entgegenzuwirken. Das haben erfahrene Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter aber auch schon in der Vergangenheit umgesetzt. Aber ja, es ist sinnvoll und hat auch schon dazu geführt, dass das eine oder andere Spiel beendet werden konnte und eben nicht abgebrochen werden musste.
Die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter stehen ja besonders im Fokus der Gewalt. Welche Rolle nehmen die ein?
Die Schiedsrichter sind auf jeden Fall sehr, sehr wichtig in dieser ganzen Thematik. Und das freut mich umso mehr, dass wir einen Schiedsrichter tatsächlich als Ansprechperson gewinnen konnten. Der ist zum Beispiel einmal im Monat bei den Fortbildungen für Trainerlizenzen und erörtert diese Rollenverhältnisse. Was heißt es eigentlich, Schiedsrichter oder Schiedsrichterin zu sein? Was heißt es, Trainerin oder Trainer zu sein und der dann zum Perspektivwechsel auffordert. Ich halte das schon für einen Riesenschritt in die richtige Richtung. Das wollen wir gerne noch weiter ausbauen.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass das Jahr 2025 auf den Fußballplätzen ruhiger wird?
In unserem Sport spielen die Teams ja immer gegeneinander, zwei Mannschaften kämpfen um Tore, um Punkte - und jede Mannschaft möchte gewinnen. Und am Ende kommt es dabei auch automatisch zu Reibereien, das gehört dazu. Es ist schließlich eine Kontaktsportart. Deshalb wird es immer Entscheidungen geben, die sieht der eine Spieler anders als der Gegenüber. Hier gelten die Regeln des Bremer Fußball-Verbandes. Und wer das nicht akzeptieren kann, der ist in dieser Sportart einfach falsch.
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Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 3. Januar 2025, 19:30 Uhr