Die Keita-Chronik So verkorkst lief Werders Jahr mit dem Superstar
Nach anderthalb Jahren verlässt Naby Keita die Bremer in Richtung Budapest – zumindest vorerst. Wir blicken auf die Werder-Zeit des einstigen Superstars zurück.
Als Keita im Sommer 2023 an die Weser kam, hofften viele Fans darauf, dass er die Grün-Weißen zurück zu altem Glanz führt. Früh zeichnete sich jedoch ab, dass der Transfer sich für beide Seiten als Irrtum entpuppen wird.
Die ersten Gerüchte im Forum
Am Abend des 8. Juni 2023 kam im Bremer Fan-Forum "Worum" das Gerücht auf, dass Werder Keita verpflichten wird. Ein User vermeldete den Transfer als fix.
Dass Werder einen Spieler wie Keita verpflichten könnte, schien allerdings eigentlich unvorstellbar. Schließlich spielte Keita für den FC Liverpool. Der Guineer war im Sommer 2018 für 60 Millionen Euro Ablöse von RB Leipzig zu den Engländern gewechselt und gewann mit dem Klub 2019 die Champions League. Spieler dieser Kragenweite finden im Normalfall nicht den Weg nach Bremen, sondern haben ganz andere Möglichkeiten.
Werder bestätigt den Transfer
Nur einen Tag später, am 9. Juni 2024, verkündete Werder um 13:15 Uhr, dass Keita tatsächlich an die Weser wechselt. Der Klub bezeichnete dies selbst als "Transfercoup". Clemens Fritz betonte dabei, dass die Bremer sich gegen zahlreiche andere Interessenten durchgesetzt hätten. Bekannt war, dass Keita in den Jahren zuvor häufig aufgrund von Verletzungen ausgefallen ist. "Wir wollen ihn jetzt wieder auf sein Topniveau bringe", gab Fritz als Ziel aus.
"Mich haben die Gespräche mit den Verantwortlichen, das Umfeld und die Spielidee von Werder überzeugt", begründete Keita seinerzeit seine Entscheidung. "Werder ist ein besonderer Verein und ich kenne das Weser-Stadion noch von meiner Zeit in Leipzig. Der Klub und die Philosophie passen zu mir, es ist der richtige Schritt für mich."
Die erste Verletzung schon vor dem ersten Spiel
Sein erstes Spiel für Werder sollte Keita am 16. Juli 2023 beim Test in Westerstede gegen den Regionalligisten VfB Oldenburg bestreiten. Coach Ole Werner hatte ihn für die Startelf vorgesehen, doch schon beim Aufwärmen verletzte sich der Mittelfeldspieler.
Er zog sich eine muskuläre Verletzung an den Adduktoren zu. Dadurch konnte er auch im Trainingslager im Zillertal nicht mit dem Team trainieren. Ebenfalls verpasste er den Start in die neue Bundesliga-Saison.
Der erste Einsatz gegen den 1. FC Köln
Am 23. September 2003 kam Keita erstmals für Werder in einem Pflichtspiel zum Einsatz. Am fünften Spieltag wurde er beim 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln in der Nachspielzeit eingewechselt.
Dabei ließ Keita in einigen Aktionen gleich seine Fähigkeiten aufblitzen. "Er hat nochmal angedeutet, was er kann", sagte Werner nach dem Spiel. In Bremen bestand die Hoffnung, dass Keita nach dem unglücklichen Start alsbald durchstarten wird.
Gegen Hoffenheim erstmals in der Startelf – und direkt wieder verletzt
Am siebten Spieltag beorderte Werner Keita gegen die TSG Hoffenheim in der Bundesliga erstmals in die Startelf. Keita blieb an ebenjenem 7. Oktober 2023 im Weser-Stadion jedoch blass und sollte bei der 2:3-Niederlage nach rund 60 Minuten ausgewechselt werden. Unmittelbar zuvor erwischte es ihn erneut. Dieses Mal verletzte Keita sich am Oberschenkel. Wieder fiel er für einige Wochen aus.
Das Spiel gegen Hoffenheim sollte das letzte für ihn im Jahr 2023 sein. Als Keitas Verletzung auskuriert war, fehlt er erkrankt im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (0:3). Danach berief Werner ihn für die Spiele gegen den VfB Stuttgart (0:2), den FC Augsburg (2:0) und Borussia Mönchengladbach (2:2) zwar wieder in den Kader, wechselte ihn aber nicht ein. Am 19. Dezember 2023 beim letzten Heimspiel des Jahres gegen RB Leipzig (1:1) fehlte Keita dann erneut erkrankt.
Die Hoffnungen auf eine bessere Rückrunde
Dass Keita verletzungsanfällig ist, war vor seiner Verpflichtung bekannt. Dass es derart schlecht läuft, hatte aber kaum einer befürchtet. Dennoch bestand die Hoffnung, dass es mit Keita ab der Rückrunde besser funktionieren wird. "Sicherlich war seine Erwartungshaltung auch eine andere", räumte Fritz Ende Oktober 2023 ein. "Trotzdem hat er von uns alle Unterstützung, die er auch braucht, damit wir noch eine Menge Spaß an ihm haben werden."
Für Diskussionen sorgte im vergangenen Winter auch, dass Keita im Januar 2024 für Guinea beim Afrika-Cup spielen sollte. Wäre es nicht besser, wenn er sich voll auf die Aufgabe bei Werder konzentriert, um erstmal bei den Bremern seine Leistung zu zeigen? Der Klub bat seinerzeit jedoch um Verständnis. Schließlich sei Keita bei den Guineern sogar der Teamkapitän. Deshalb könne er seine Teilnahme am Turnier nicht so einfach absagen.
Schwerer Stand nach dem Afrika-Cup
Mit Guinea kam Keita beim Afrika-Cup bis ins Viertelfinale, das sein Team mit 1:3 gegen die Demokratische Republik Kongo verlor. Beim Turnier kam er viermal zum Einsatz. Zurück in Bremen musste er sich danach aber hintenanstellen.
"Wir haben Senne Lynen, Jens Stage, Leo Bittencourt, die es durch die Bank auf den zentralen Positionen echt gut gemacht haben. Und wir sind als Mannschaft erfolgreich", sagte Werner seinerzeit vor dem Heimspiel am 21. Spieltag gegen den 1. FC Heidenheim (1:2). "Dass Naby zurückkommt, ist positiv, aber man muss an den Jungs erst mal vorbeikommen." Gegen die Heidenheimer kam Keita nicht zum Einsatz. Eine Woche später fehlte er gegen den 1. FC Köln aufgrund einer Magen-Darm-Grippe.
Der Eklat vor dem Spiel in Leverkusen
Auch nach dem Afrika-Cup fand Keita bei Werder nicht in die Spur. Nur bei den Spielen am 26. Spieltag gegen Union Berlin (0:2) und am 27. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg (0:2) wurde er noch eingewechselt.
Zum großen Bruch kam es dann am 29. Spieltag vor dem Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen. Vor der Partie am 14. April hatten die Bremer große Personalprobleme. Dennoch wollte Werner Keita erneut nicht in seine Startelf stellen. Das machte diesen so sauer, dass er sich weigerte, gemeinsam mit dem Team nach Leverkusen zu fahren.
"Das ärgert mich und das wird logischerweise noch Konsequenzen haben", kommentierte Werner Keitas Fehlverhalten. Werder suspendierte Keita im Anschluss. Er kam in der Saison nicht mehr zum Einsatz. Auch mit der Mannschaft durfte er nicht mehr trainieren. Bei Werner klang zudem stets raus, dass Keita bei ihm keine neue Chance erhalten wird.
Vorbereitung bei Werder ohne Keita
Am 8. Juli hat Werder die Vorbereitung auf diese Bundesliga-Saison aufgenommen. Allerdings ohne Keita. Den Bremern kam es nicht ungelegen, dass dieser in das Aufgebot der Guineer für das Fußball-Turnier bei Olympia berufen worden ist.
Dort schied Keita allerdings bereits in der Vorrunde nach den Spielen gegen Neuseeland (1:2), Frankreich (0:1) und die USA (0:3) aus. Mit guten Leistungen konnte er in Frankreich nicht auf sich aufmerksam machen. Im letzten Spiel kam er nicht mal mehr zum Einsatz.
Die beschlossene Trenning im August
Anfang August wurde Keita in Bremen zurückerwartet, um die Leistungsdiagnostik zu absolvieren. Mit den Verantwortlichen gab es dann ein Gespräch über die weitere Zusammenarbeit. Als "sensibles und heikles Thema" bezeichnete Sportchef Clemens Fritz seinerzeit die Causa Keita im Gespräch mit buten un binnen.
Dass dieser nach dem Gespräch nicht wieder in das Mannschaftstraining eingegliedert wurde, zeigte schon auf, dass Keita keine Zukunft mehr am Osterdeich besitzt. Wie Werder mitteilte, gab es im Anschluss noch ein weiteres Gespräch mit Keita und seinem Berater. Beide Seiten einigten sich darauf, das große Missverständnis ihrer Zusammenarbeit nach nur einem Jahr wieder beenden zu wollen. Keita durfte bei Werder weiterhin nur noch individuell trainieren – und sollte sich rasch einen neuen Klub suchen.
Der Transfer im Sommer platzt
Werder wollte Keita im Sommer zwar unbedingt loswerden, konnte aber keinen Abnehmer finden. Immer wieder gab es Gerüchte über einen Wechsel nach Saudi-Arabien oder Katar. Richtig konkret wurde dies aber nie.
Anders war dies im September mit Hatayspor aus der Türkei. Der Klub hatte hätte Keita gerne verpflichtet, doch dieser ließ den Transfer platzen.
Keita hofft auf eine 2. Chance – aber Werder will nicht
Keita hoffte im Anschluss darauf, dass er bei Werder womöglich doch nochmal angreifen kann. Ab Mitte Oktober durfte er zumindest wieder mit Werders U23-Team trainieren. "Es ist nicht meine Entscheidung, dass ich Bremen verlassen soll. Für mich wäre es das Beste, morgen wieder zum Profiteam zu gehören und für Werder Bremen zu spielen", erklärte Keita Anfang November im Gespräch mit der "Bild".
Für Werder war dies allerdings keine Alternative. "Es gibt keinen Weg mehr zurück", betonte Sportchef Clemens Fritz wenige Tage später im "Doppelpass" bei Sport 1.
Keita will in Ungarn neu angreifen
Seit mittlerweile mehr als acht Monaten hat Keita für Werder kein Spiel mehr bestritten. Neuen Schwung soll seine Karriere jetzt bei Ferencvaros Budapest erhalten.
Der ungarische Topklub leiht ihn für ein halbes Jahr aus. Werder hofft, dass die Budapester ihn dann im Sommer 2025 fest verpflichten werden – und die Akte Keita am Osterdeich somit endgültig geschlossen werden kann.
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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Rundschau, 8. August 2024, 12 Uhr