DFB-Pokal Werder empfängt Darmstadt - Kohfeldts emotionale Rückkehr nach Bremen
Fußball-Bundesligist Werder Bremen empfängt am Dienstagabend Darmstadt 98 zum Achtelfinal-Duell im DFB-Pokal. Bei den klassentieferen Hessen steht in Florian Kohfeldt ein Trainer mit einer langen Bremer Vergangenheit an der Seitenlinie. Für ihn ist es eine besonders emotionale Partie.
Am Abend des 15. Mai 2021 steckten die Verantwortlichen des SV Werder die Köpfe zusammen. Sie sprachen über den Auftritt der Mannschaft wenige Stunden zuvor beim FC Augsburg (0:2), das Abrutschten auf den Relegationsplatz und über Florian Kohfeldt. Nach der achten Pleite in den neun vergangenen Bundesliga-Partien sahen sie sich nun gezwungen, den Coach zu entlassen.
Das mutete einen Spieltag vor dem Saisonende wie eine Panikreaktion an, zumal der damalige Sportchef Frank Baumann in der Pressemitteilung zum Rauswurf unter anderem mit dem Satz zitiert wurde: "Wir sind weiterhin überzeugt, dass Florian Kohfeldt ein hervorragender Trainer ist."
"Jeder im Stadion wird spüren, dass es etwas Besonderes für mich ist."
— Florian Kohfeldt
Für diesen "hervorragenden Trainer" war aber nach 142 Pflichtspielen als Bremer Coach Schluss am Osterdeich. 20 Jahre lang war er bei Werder in verschiedenen Positionen tätig gewesen. Damals wurde ihm der Job genommen und damit auch ein bisschen das Herz herausgerissen, wie er jetzt vor seiner Rückkehr ins Weserstadion verdeutlichte.
"Lilien"-Coach war 20 Jahre bei Werder tätig
"20.45 Uhr, ein K.o.-Spiel im Weserstadion - es gibt wenige Orte, an denen ich an einem Dienstagabend lieber sein würde", schwärmte der 42-Jährige von seinem früheren Arbeitsplatz. "Das Drumherum wird bei mir sehr viele Emotionen wecken, weil ich mit dem Stadion an sich, aber vor allem mit den Menschen in Bremen enorm viel verbinde", führte Kohfeldt aus: "Jeder im Stadion wird spüren, dass es etwas Besonderes für mich ist."
Aussagen mit bemerkenswert viel Pathos für einen Trainer einer Gäste-Mannschaft. Und von einem Menschen, der bei Werder ja immerhin gefeuert wurde. Aber zwei Jahrzehnte bei den "Grün-Weißen" haben den gebürtigen Siegener geprägt. Auch deswegen, weil ihm die Bremer die Chance gaben, sich als Coach zu entwickeln.
Kohfeldt hofft auf das "zehnte Spiel"
Nun also kehrt der frühere Torwart erstmals seit seiner Entlassung beruflich an den Osterdeich zurück. Natürlich sei es ein "sehr, sehr besonderes Spiel" für ihn, betonte Kohfeldt. "Es ist der Verein, bei dem ich nicht nur als Trainer, sondern auch - wenn auch in bescheidenem Maße - meine Spielerzeit verbracht habe, der emotional meine Heimat ist und auch physisch sehr, sehr lange meine Heimat war."
Spätestens mit den Anpfiff soll dann aber auch erst einmal Schluss mit den Sentimentalitäten sein. Denn bei aller Liebe will Kohfeldt die Norddeutschen mit seinen Darmstädtern aus den Pokal werfen und in die Runde der letzten Acht einziehen. "Wenn man das Spiel auswärts in Bremen spielt, dann ist es wahrscheinlich neun von zehnmal so, dass Werder dieses Spiel gewinnt", sagte der Trainer, ergänzte jedoch kämpferisch: "Aber neun von zehn heißt nicht zehn von zehn."
Darmstadt nach Trainerwechsel auf Höhenflug
So selbstbewusst darf Kohfeldt nach nur einer Niederlage in elf Begegnungen unter seiner Regie bei den "Lilien" sein. Der 42-Jährige hat den Bundesliga-Absteiger tief im Tabellenkeller übernommen, fleißig mit der Mannschaft Punkte gesammelt und ist nun lediglich drei Zähler von einem Aufstiegsplatz entfernt. Es könnte also sein, dass Kohfeldt in der kommenden Saison erneut mit Darmstadt in Bremen gastiert - dann als Bundesligist.
Werder-Coach Werner: "Müssen alles reinpacken"
Zukunftsmusik, mit der sich weder Kohfeldt noch Bremens Trainer Ole Werner vor dem Pokalduell befassen wollten. Beide träumen von Berlin. Vom Olympiastadion. Vom Endspiel. "Die Motivation, sehr weit zu kommen, hat jede Mannschaft, die im Achtelfinale steht. Wir müssen alles reinpacken, mit allem rechnen und gut vorbereitet sein", sagte Werner.
Der 36-Jährige ist der Nach-Nachfolger von Kohfeldt bei den Bremern. Ende November 2021 löste er Markus Anfang ab, mit dem Werder in die Zweitliga-Serie gestartet war. Denn den Abstieg hatten die Hanseaten auch durch die Entlassung von Kohfeldt unter Vereinslegende Thomas Schaaf (sprang fürs letzte Saisonspiel ein) nicht verhindern können.
Dreieinhalb Jahre später sind alle nun aber irgendwie wieder glücklich. Werder hat sich längst in der Beletage etabliert und Kohfeldt stellt nach glücklosen Engagements in Wolfsburg und Eupen in Darmstadt unter Beweis, was die Bremer Verantwortlichen auch bei seinem Rauswurf 2021 noch einmal betonten: Er ist ein hervorragender Trainer.
Mögliche Aufstellungen:
Werder Bremen: Zetterer - Stark, Friedl, A. Jung - Weiser, Lynen, Stage, Köhn - Njinmah, Schmid - Ducksch
Darmstadt 98: Schuhen - Lopez, Riedel, Vukotic, Nürnberger - Klefisch, A. Müller - P. Förster, Corredor - Lidberg, Hornby
Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 01.12.2024 | 22:50 Uhr