NDR-Sport Werder Bremen: Bochum-Serie als Mutmacher vor dem Pflichtspiel-Start
Am Sonntag startet Fußball-Bundesligist Werder Bremen mit der Partie beim VfL Bochum ins neue Jahr. Trotz eines schwachen Tests gegen Braunschweig und der angespannten personellen Situation geht das Team von Trainer Ole Werner mit Hoffnung und einer starken Serie im Rücken in das Spiel.
Die Feiertage sind vorbei, bei den Norddeutschen aber klingen die Glocken vor dem Bundesliga-Duell am kommenden Sonntag (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) beim VfL Bochum, dem letzten der Hinrunde, gewaltig. Und das keineswegs besinnlich, sondern alarmierend. Die Gründe: die 1:3-Blamage im einzigen Testspiel gegen den Zweitliga-Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig und die immer dünner werdende Personaldecke eines ohnehin nicht üppig besetzten Kaders.
Bochum als Auftakt der Werder-Wochen der Wahrheit
Werder hat zwar nach dem überzeugenden 1:1 gegen Leipzig vor der Winterpause sechs Zähler Vorsprung auf Relegationsplatz 16, die Partie beim VfL und die Spiele in den kommenden Wochen aber sind mit Blick auf den Ligaverbleib von enormer Bedeutung. Sechs der sieben anstehenden Begegnungen gegen Bochum, den SC Freiburg, Mainz 05, Heidenheim, den 1. FC Köln und Darmstadt 98 finden gegen Konkurrenten im Abstiegskampf statt. Einzig die Begegnung beim FC Bayern München in der kommenden Woche kann als eine Art Bonusspiel gesehen werden.
Umso alarmierender war für Werner der blutleere Auftritt gegen die Eintracht: "Das Testspiel hat uns kein gutes Gefühl gegeben", sagte der 35-Jährige am Freitag unumwunden. Zumal dem Club der Start ins vergangene Kalenderjahr noch in schmerzhafter Erinnerung ist. Damals setzte es am ersten Spieltag des Jahres 2023 ein herbes 1:7 in Köln.
"Vor einer entscheidenden Phase der Saison ist es bei uns nicht so, wie man sich das vorstellt."
— Werder-Trainer Ole Werner zur personellen Situation
Und so forderte Werner unter der Woche Verstärkungen für seinen Schmalspur-Kader: "Wir brauchen eine andere Konkurrenzsituation - und zwar möglichst schnell. Vor einer entscheidenden Phase der Saison ist es bei uns nicht so, wie man sich das vorstellt." Vor der Partie an der Castroper Straße ist der ohnehin kleine Bremer Kader insbesondere durch die Verletzungen der beiden Abwehrspieler Amos Pieper und Milos Veljkovic geschwächt.
Der Schweizer werde definitiv ausfallen, sagte der Coach am Freitag: "Wir haben die Hoffnung, dass er nächste Woche wieder einsteigen kann. Bei Nicolai Rapp ist noch ein Fragezeichen, er hat anteilig trainiert." Letzterer gehört gemeinsam mit Stürmer Rafael Borré zu den zwei Akteuren, um die andere Vereine buhlen. Werner versuchte am Freitag zu beschwichtigen: "Rafa arbeitet sehr professionell. Da habe ich keine Veränderungen wahrgenommen. Er wird am Sonntag im Kader stehen."
Bittencourt unterstützt Werner - und muss zum Rapport
Dennoch bekam der Trainer angesichts der personellen Situation und der weiterhin möglichen Abgänge von Rapp und Borré von Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt Unterstützung. "Ich würde mir schon wünschen, dass wir Jungs dazu gewinnen, die uns sofort helfen können", sagte der 30-Jährige. "Das war in den letzten Jahren nicht wirklich der Fall."
Hinsichtlich der Konkurrenzsituation im Training meinte er: "Meiner Meinung nach ist er nicht wirklich da." Der Spaß in den Einheiten sei zwar vorhanden. "Aber ich denke, dass die Qualität schon darunter leidet, weil man halt nicht größere Sachen trainieren kann." Für seine Kritik an der sportlichen Leitung musste Bittencourt am Freitag zum Rapport bei Werder-Boss Frank Baumann.
Innenverteidiger Malatini im Anflug?
Bei der Suche nach Neuzugängen für die Rückrunde in der Fußball-Bundesliga hofft Profichef Clemens Fritz auf baldigen Vollzug. Am Freitagabend wurde bekannt, dass die Bremer kurz vor der Verpflichtung des Argentiniers Julian Malatini vom Erstliga-Club Defensa y Justicia stehen. Der Innenverteidiger ist 22 Jahre alt und hat nach Angaben des argentinischen Verbands bereits das Quartier der Olympia-Auswahl des Landes verlassen, um einen Transfer abzuschließen.
Zuvor hatte Fritz gesagt, es sei "natürlich unser Ziel, in der kommenden Woche was zu vermelden". Man habe "noch keine Garantien, die ich hier abgeben kann. Wir arbeiten intensiv daran. Und wir sind durchaus optimistisch."
Starke Bremer Serie in Bochum
Am Sonntag aber wird es aller Voraussicht nach noch ohne weitere Spieler gehen müssen. Hoffnung macht den Bremern trotz ihrer notorischen Auswärtsschwäche - nur zwei der 16 Zähler wurden in dieser Saison in der Fremde geholt - und der personell angespannten Lage vor dem Pflichtspiel-Start ins neue Jahr neben der Serie von drei ungeschlagenen Ligapartien die zuletzt starke Bilanz gegen Bochum. Werder ist seit neun Bundesliga-Gastspielen beim aktuell punktgleichen Tabellennachbarn ungeschlagen. In der vergangenen Saison gab es zwei Siege (2:0 und 3:0).
"Die Vergangenheit interessiert keinen Menschen mehr. Wir haben ein Heimspiel und wollen es gewinnen. Wir werden unser Glück in der kontrollierten Offensive suchen", hält Werners Pendant Thomas Letsch dagegen, dessen Team seit Ende September in der Liga zu Hause ungeschlagen ist. Der 55-Jährige muss gegen den SVW lediglich auf den für den Asien-Cup abgestellten Angreifer Takuma Asano und auf den angeschlagenen Ersatzkeeper Michael Esser verzichten.
Werner erwartet in Bochum "ein außergewöhnliches Spiel"
Werder-Coach Werner blickt aller Sorgen zum Trotz mit Vorfreude auf die Partie: "Es wird ein außergewöhnliches Spiel, was die Atmosphäre angeht." Es sei "kein großes, aber enges Stadion, das darüber eine Wucht entfachen kann. Bochum ist heimstark, der Wind wird von vorne kommen. Ich freue mich darauf, dass es wieder losgeht."
Mögliche Aufstellungen:
VfL Bochum: Riemann - Gamboa, Masovic, Schlotterbeck, Bernardo - Losilla, Osterhage - Bero, Stöger, Antwi-Adjei - Paciencia
SV Werder Bremen: Zetterer - Stark, Friedl, Jung - Weiser, Stage, Deman - Schmid, Bittencourt - Borré, Ducksch
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 14.01.2024 | 18:17 Uhr