Wolfsburgs Spieler stehen auf dem Rasen.

NDR-Sport Von "Krawatten" und "fehlenden Körnern" - Saison des VfL Wolfsburg am Scheideweg

Stand: 30.03.2025 13:28 Uhr

Viel einfacher als in dieser Saison war der Weg nach Europa in der Fußball-Bundesliga wohl selten. Der VfL Wolfsburg droht sein selbst gestecktes Ziel aber zu verpassen, weil er wie die Konkurrenz auch schwächelt. Sinnbildlich dafür war der bedenkliche Auftritt bei der Pleite gegen Heidenheim.

So laut war es in Wolfsburg schon lange nicht mehr. Bei der 0:1-Heimniederlage gegen den 1. FC Heidenheim pfiffen die Zuschauer ihren VfL schon zur Halbzeit aus. Und auch Trainer Ralph Hasenhüttl merkt sehr genau, dass die über Monate eher wohlwollende und erwartungsvolle Stimmung bei den Niedersachsen gerade kippt.

"Wir müssen in den letzten sieben Spielen aufpassen, dass wir uns die gute Saison nicht kaputtmachen, die wir bisher gespielt haben", sagte der Österreicher. "Wir kommen jetzt in die entscheidende Phase und da machen wir unser schlechtestes Spiel der Saison. Das ist natürlich sehr enttäuschend."

Kein Heimsieg gegen die vier "Kellerkinder"

Knapp dreieinhalb Jahre nach dem letzten Champions-League-Spiel gegen den französischen Club OSC Lille wollen sich die Wolfsburger in dieser Saison unbedingt wieder für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren. Die Ausgangslage ist gut, namhafte Konkurrenten wie Borussia Dortmund und RB Leipzig zeigen unerwartete Schwächen. Doch der VfL macht zu wenig daraus.

Kein einziges seiner Heimspiele gegen die vier Abstiegskandidaten Holstein Kiel (2:2), VfL Bochum (1:1), FC St. Pauli (1:1) und jetzt Heidenheim hat er in den vergangenen zwei Monaten gewonnen.

Spieler stehen hinter Hasenhüttl, aber...

Diese Misere erinnert ein wenig an den letzten Spieltag der Saison 2022/2023, als die "Wölfe" einen Europa-League-Platz durch eine peinliche Heimniederlage gegen den bereits feststehenden Absteiger Hertha BSC verspielten. Doch der Unterschied ist: Vor zwei Jahren waren die Risse im Binnenverhältnis zu Trainer Niko Kovac schon nicht mehr zu übersehen.

...diffuse Aussagen aus dem Umfeld

Aktuell stehen zumindest die meisten Spieler noch uneingeschränkt hinter Hasenhüttl. Die Stimmung um das Team herum ist jedoch diffus. Kein Verantwortlicher des VfL kritisiert den Trainer öffentlich. Doch im Umfeld des Clubs werden hinter vorgehaltener Hand die ersten Stimmen lanciert: Kritik an Spielweise und Tabellenplatz. Der Hinweis, dass Hasenhüttl im März 2024 nicht vom neuen Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen verpflichtet wurde, sondern noch von dessen Vorgänger Marcel Schäfer.

Der 57 Jahre alte Trainer registriert das, sagte nach dem Heidenheim-Spiel aber nur: "Kritik ist nicht überraschend. Wir haben ganz klar unsere Ziele artikuliert. Und wenn wir denen hinterherhinken, dann ist klar, dass die Stimmung so ist."

Und so standen am Sonnabend zumindest öffentlich erst einmal nur die Spieler am Pranger. Kritik an einer gewissen Trägheit und Bequemlichkeit ist nicht neu in Wolfsburg. Sie wurde aber zumindest in dieser Saison noch nie so scharf formuliert wie nach dem Heidenheim-Spiel. "Egal, welches Personal auf dem Platz steht: Man kann schon erwarten beim VfL Wolfsburg, dass man alles reinhaut und alle versuchen, das Bestmögliche 'rauszuholen. Irgendwie hatte man heute das Gefühl, dass die letzten Körner so ein bisschen fehlen", sagte Sportdirektor Sebastian Schindzielorz.

Zumindest Kapitän Maximilian Arnold brauchte er das nicht extra zu sagen. Der Bundesliga-Rekordspieler des Clubs sprach direkt nach dem Schlusspfiff lange mit dem Vorsänger der VfL-Fans. Aufgeben werde er die Hoffnung auf einen Europacup-Platz "auf gar keinen Fall", sagte Arnold. "Ich habe so eine Krawatte, ich würde am liebsten morgen wieder spielen."

Wegweisendes Spiel bei Union Berlin

Er wird bis zum kommenden Sonntag (6. April, 17.30 Uhr, im NDR Livecenter) warten müssen. Dann geht es zu Union Berlin - und für die "Wölfe" darum, ihre Saison in eine positive Richtung zu steuern. Aktuell steht sie mehr denn je an einem Scheideweg.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 30.03.2025 | 22:50 Uhr