Segeln Transat CIC: Boris Herrmann startet in Härtetest vor der Vendée Globe
Hochseesegler Boris Herrmann ist vor dem Start der ersten von zwei aufeinanderfolgenden Transatlantik-Regatten zufrieden mit seiner Malizia - Seaexplorer. Heute starten der Hamburger Skipper und 32 weitere Solisten der Imoca-Klasse beim Transat CIC von Lorient aus nach New York.
Herrmann freut sich auf die rund 3.500 Nordatlantik-Seemeilen von der Bretagne im Westen Frankreichs in Richtung Ostküste der USA - auch und gerade weil er mit den Arbeiten an seinem Boot über den Winter sehr zufrieden ist: "Das Boot ist schneller geworden mit den neuen Foils (Tragflächen)", sagte der 42-Jährige. Und dennoch "finden wir die Segeleigenschaften wieder, die wir kannten und gerne mochten".
Die erste Transatlantik-Regatta der Saison ist im Jahr der 10. Vendée Globe auch die erste richtige Standortbestimmung - für Herrmann, aber auch für seine Konkurrenten, die ebenfalls mit ihren neuen und überarbeiteten Hightech-Yachten an den Start gehen werden. Mit Blick auf das eigene Boot glaubt er, dass "wir bei starkem Wind und bei Leichtwind sehr konkurrenzfähig sind, bei Mittelwind haben wir ein kleines Defizit".
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Herrmann: Malizia "sehr tolerant und gut bei Seegang"
Insgesamt aber sei die Malizia nach seinen Eindrücken "sehr tolerant und reagiert sehr gut bei Seegang und wechselnden Winden" - also Bedingungen, die ihm von Sonntag an auch begegnen können.
Beschäftigt habe er sich mit diesen bisher allerdings noch nicht: "Für mich ist es noch zu früh, sich Gedanken über das Wetter zu machen. Ich versuche das zu vermeiden, weil es am Ende eine Entscheidung auf dem Wasser beeinflusst. Ich gehe lieber unvoreingenommen ran und fange am Samstag an, mir das anzuschauen."
33 Solisten in der Imoca-Klasse
Leicht wird es aber keinesfalls, das Feld wird auf dem Weg nach Amerika gegen Tiefdruckgebiete ansegeln müssen. So könnte die kürzeste Strecke über Neufundland - abhängig vom Wetter - dennoch nicht die schnellste sein.
Neben Herrmann gehen noch 32 weitere Solisten der Imoca-Klasse an den Start und werden die Saison eröffnen. Als Transat-Favoriten gelten drei Franzosen mit ihren neuen Booten: Charlie Dalin (Macif), Jérémie Beyou (Charal) und Yoann Richomme (Papder rec Arkéa). Mit Blick auf die Konkurrenz glaube er "nicht, dass hier jemand langsamer segelt, um Geheimnisse für sich zu behalten", sagte Herrmann, der auch bei der Rückregatta dabei ist, die am 29. Mai in New York beginnt.
Herrmann bei Schaurennen unter den Siegern
Der Start gehe "ohne großen Stress los, wie es aussieht", sagte Herrmann, der hofft, dass am Sonntag nicht zu viel Wind ist: "Vor dem Moment habe ich am meisten Angst, dass wir mit Vollspeed da rumdüsen an der Startlinie mit über 30 Schiffen, das wäre gefährlich. Das sieht aber handhabbar aus."
Am Mittwoch zählte Herrmann zu den Siegern eines Schaurennens um die Insel Groix - zuvor hatten Trainings auf dem Plan gestanden: "Insgesamt waren 14 Schiffe am Start bei dem langen Off-Shore-Training. Das ein super Warm-up für das Rennen, was ansteht."
"Ich könnte am Sonntag um 14 Uhr wieder hier im Restaurant sitzen und trotzdem die Vendée Globe starten."
— Boris Herrmann
Für die formale und finale Qualifikation zu seinem zweiten Vendée-Globe-Start am 10. November muss der Malizia-Skipper nur noch die Startlinie des Transat CIC kreuzen: "Ich könnte am Sonntag um 14 Uhr wieder hier im Restaurant sitzen zum Mittagessen und könnte trotzdem die Vendée Globe starten", sagte er mit einem Augenzwinkern.
Qualifikationsdruck hat er nicht, er will aber nach dem Ocean Race wieder "Erfahrung sammeln beim Einhandsegeln und Selbstvertrauen gewinnen".
Herrmann nimmt auch aus nostalgischen Gründen teil
Das sei auch deshalb wichtig, weil er noch nicht viel alleine gesegelt sei mit dem Boot: "Insofern ist es gefühlt mein erstes richtiges Einhandrennen." Neun bis elf Tage wird Herrmann wohl bis ins Ziel brauchen. Ein Fokuspunkt bei der Regatta für ihn sei, "besser zu schlafen. Im Einhandmodus segelt das Unterbewusstein immer mit, auch im Schlaf, beziehungsweise im Halbschlaf. Ich hoffe, dass mir das diesmal besser gelingt."
Und dann gibt es auch noch nostalgische Gründe für seinen Start. "Ein bisschen bestreite ich die Regatta auch aufgrund eines persönlichen Faibles." Im Jahr 2008 war sie seine erste große Regatta - damals noch mit Beluga Racer in der kleineren Class40, "in die ich in Eigenregie gestartet bin". Das sei "wie der Start in meine Profikarriere" gewesen.
In der wartet mit der Vendée Globe im November auf ihn eines der größten Highlights. Und daher gilt - beginnend mit dem Transat CIC am heutigen Sonntag - der volle Fokus der Vorbereitung.
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Sport aktuell | 28.04.2024 | 15:17 Uhr