Segeln News-Blog Vendée Globe: Wenig Tempo - Talk mit Experte Kröger am Donnerstag
Die 10. Auflage der Vendée Globe läuft. Der Hamburger Boris Herrmann ist mit der Malizia - Seaexplorer zum zweiten Mal dabei. Alle News und Hintergründe zur Solo-Weltumseglung im Live-Blog des NDR.
Vendée Globe - Talk mit Segel-Experte Kröger am Donnerstag live
Was tut sich an der Spitze? Und wie ergeht es Boris Herrmann bei der Vendée Globe? Am Donnerstag, 2. Januar, um 13 Uhr, analysiert NDR Segelexperte Tim Kröger im Livestream mit Reporter Sven Kaulbars das aktuelle Regattageschehen bei der Solo-Weltumseglung.
Geteiltes Leid, halbes Leid? Herrmann und Co. schleppend unterwegs
Die Fünfergruppe um Boris Herrmann, der mit seiner Malizia - Seaexplorer auf Rang neun liegt, kommt aktuell nur schleppend voran. Von Nicolas Lunven (Holcim - PRB) als Sechsten bis hin zur zehntplatzierten Justine Mettraux (TeamWork - Team Snef) sind die Imoca-Rennyachten in den vergangenen 24 Stunden im Schnitt nur mit 8 bis 10 Knoten unterwegs gewesen.
Interessant: Biotherm-Skipper Paul Meilhat, der einen Kurs ein Stück weiter westlich gewählt hat, ist ein paar Knoten schneller als seine Verfolger und hat sich so einen kleinen Vorsprung von rund 100 Seemeilen (circa 185 Kilometer) auf die Herrmann-Gruppe erarbeitet.
Video: Herrmann stößt auf das Jahr 2025 an
Herrmann: "Frohes Neues Jahr und Danke an alle für alles in 2024"
Boris Herrmann ist im Südatlantik ebenfalls ins Jahr 2025 gerutscht - recht ruppig. Denn die Bedingungen im Südatlantik zwischen einem Tiefdruckgebiet im Westen und einem Hochdruckgebiet weiter östlich sind für den aktuell Neuntplatzierten Malizia-Skipper herausfordernd. Die gute Laune ließ sich der Hamburger trotzdem nicht verderben.
"Frohes neues Jahr und Danke an alle für alles in 2024. Ich hoffe, eure Wünsche werden wahr, genauso wie meine. Ich freue mich wirklich sehr auf das neue Jahr und darauf, euch alle bald in Les Sables-d'Olonne zu sehen", sagte der 43-Jährige. "Uns erwarten in den nächsten Tagen harte Bedingungen."
Giancarlo Pedote erst mit Ruder-, dann mit Motorproblemen
Nach Schwierigkeiten mit seinem Rudersystem zum Ende der vergangenen Woche hatte Giancarlo Pedote nun mit Problemen an seinem Motor zu kämpfen. Der Prysmian-Skipper, der aktuell auf Rang 19 liegt, benötigte 16 Stunden, um ihn zu reparieren.
Herrmann mit besonderer Vorsicht
Die Erinnerungen sind auch vier Jahre danach noch frisch: Kurz vor dem Ziel der Vendée Globe 2020 / 2021 war die Malizia - Seaexplorer auf der Biskaya mit einem spanischen Fischerboot kollidiert. Skipper Boris Herrmann ist bei dieser Solo-Weltumseglung also in erhöhter Alarmbereitschaft - zumal sich entlang der argentinischen Küste, wo der neuntplatzierte Hamburger gerade unterwegs ist und in Richtung einer großen Wetterfront steuert, viele chinesische Fischerboote befinden. "Da ist eine 'verrückte' Fischerzone. Alles asiatische Namen ... Dasselbe haben wir beim Ocean Race gesehen! Hunderte chinesische Fischereifahrzeuge an einem Ort", berichtete Herrmann von Bord.
Heer hört Harry - Mit Potter in Richtung Point Nemo
Weihnachten oder der Jahreswechsel, das heißt für viele Menschen: gemeinsames Feiern mit Freunden und Familie. Diesen "Luxus" haben die Teilnehmer der Solo-Weltumseglung nicht. Der Schweizer Oliver Heer hat dennoch einen "treuen Begleiter", wie der Tut-Gut-Skipper berichtete: "Meine Kopfhörer sind fast immer in den Ohren. Wenn ich nicht Musik höre, ist es häufig Harry Potter." Für ihn seien die Geschichten ideal, "um einfach reinzuhören" - auch und gerade "bei kalten Temperaturen irgendwo im Nirgendwo".
Und in diesem "Nirgendwo" befindet sich Heer aktuell gerade. Während die Führenden schon länger wieder im Atlantik segeln, ist der Schweizer als 30. des Rankings gerade auf dem Weg in Richtung Point Nemo. Einen Neujahrsvorsatz formulierte der Schweizer übrigens auch: "Die Ziellinie der Vendée Globe erreichen."
Bestaven in Ushuaia angekommen
Yannick Bestaven hat Ushuaia in Argentinien erreicht. Wegen einer schwerwiegenden Störung des Steuersystems seiner Yacht Maître CoQ V kann der Titelverteidiger die Vendée Globe 2024 nicht fortsetzen. Das Technik-Team des 52-Jährigen wird sich am Dienstag von Bordeaux aus auf den Weg nach Argentinien machen, um dem Skipper bei der Reparatur zu helfen.
"Das einzige Ziel ist, unsere wunderschöne Imoca wieder auf die Beine zu bringen, um alleine die Zielllinie in Les Sables d'Olonne zu erreichen und das Kapitel eines Lebens in Schönheit zu schließen", postete Bestaven bei Instagram. Er hatte vor Beginn des Segel-Klassikers angekündigt, dass es seine letzte Vendée Globe sein wird.
Die Imoca-Rennyacht Maître CoQ V von Yannick Bestaven im Beagle-Kanal.
Wundertüte Südatlantik - Harris: "Sehr wichtige Phase des Rennens"
Für die Gruppe um den achtplatzierten Malizia-Skipper Boris Herrmann kann der Südatlantik der Knackpunkt für den Rest des Rennens werden. Welcher Kurs ist der ideale, um die besten Bedingungen zwischen den Tief- und Hochdruckgebieten zu erwischen?
Für Will Harris gibt es zwei Optionen: Ganz eng an der Küste Südamerikas gen Norden segeln, oder etwas weiter östlich, um zum Äquator zu kommen. "Die Wettervorhersagen für die nächsten vier oder fünf Tage unterscheiden sich. Nichts ist klar, alles kann passieren", sagte der Malizia-Co-Skipper bei der Malizia Vendée Show am Montagabend. "Am Äquator könnten alle Boote vom vierten bis zum zehnten Platz eng zusammen sein, oder sie sind 1.000 Seemeilen getrennt in zwei verschiedenen Gruppen."
Ohne Zweifel sei dies "eine sehr wichtige Phase des Rennens", so der Brite, der sich auch an die Vendée Globe vor vier Jahre erinnert: "Dieser Zeitpunkt war vor vier Jahren der entscheidende Moment. Damals waren fünf Boote 1.000 Seemeilen auseinander und am Äquator waren es nur noch 20 Seemeilen."
Die Spitze mit dem Führenden Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) und Verfolger Yoann Richomme (Paprec Arkéa) ist gut 1.600 Seemeilen (circa 3.000 Kilometer) vor der Gruppe um Herrmann. "Wir haben von Yoann und Charlie schon gehört, dass die Bedingungen ganz anders waren, als vorhergesagt", sagte Harris. Es ist eben aktuell nichts klar in der Wundertüte Südatlantik.
Herrmann: "Boot ist in guter Form und ich bin es auch"
"Das Boot ist in guter Form und ich bin es auch", sagte Malizia-Skipper Boris Herrmann zu Beginn der neuen Woche in der Vendée-Liveshow. "Es sind wunderschöne Bedingungen, ich segle mit 15 Knoten und die Sonne scheint. Von Stunde zu Stunde wird es ein Grad wärmer. Es tut so gut, etwas Sonne zu haben."
Eigentlich hatte der Hamburger sich nach den harten Bedingungen im Südpolarmeer schon wieder auf zwei Tiefdruckgebiete und entsprechend Schwerstarbeit eingestellt. Doch nach einer Nacht mit wenig Schlaf, um nicht mit den Falklandinseln zu kollidieren, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
"Wir segeln alle in das Hochdruckgebiet hinein. Morgen wird es noch mal stärkere Winde geben. Aber insgesamt sind die Bedingungen viel einfacher, als vorhergesagt war", so Herrmann.
Sein zu Hause gebliebener Co-Skipper Will Harris, der ebenfalls zugeschaltet war, warnte allerdings davor, die leichteren Winde zu unterschätzen. Gerade in Momenten der Flaute gehe es auch darum, keinen Frust aufkommen zu lassen: "Auch leichte Winde können sehr hart sein. Zumal man dann nach der harten Zeit im Südpolarmeer feststellt, dass es noch ein weiter Weg bis ins Ziel ist."
Herrmann spricht live mit Wirtschaftsminister Habeck
Wirtschaftsminister Robert Habeck und Boris Herrmann haben am Sonntag via Instagram ein Live-Gespräch geführt. Seine Chancen auf den Sieg seien gleich Null, gestand der fünfmalige Weltumsegler auf Nachfrage. Doch es ging vor allem um die Erwärmung und den Schutz der Weltmeere sowie eine positive Einstellung gegenüber Klimamaßnahmen - sie also eher als Chance denn als Bedrohung wahrzunehmen. Herrmann berichtete auch vom Labor an Bord der Malizia - Seaexplorer.
Verfolgerfeld mit Herrmann rückt dicht zusammen
Keine 20 Seemeilen (37 Kilometer) trennen die Plätze fünf (Paul Meilhat) bis neun (Sam Goodchild) aktuell nach sieben Wochen auf See und über 17.000 absolvierten Seemeilen im Tracker voneinander. Boris Herrmann ist im Pulk bei den Falklandinseln Achter, zu dem außerdem mit einem östlicheren Kurs Jérémie Beyou und Nicolas Lunven zählen. Auch die Schweizerin Justine Mettraux ist mit einem Rückstand von 53 Seemeilen auf Goodchild in Reichweite.
Etwa 400 Meilen südöstlich von Rio de Janeiro sind auch die Spitzenreiter wieder zusammengerückt, nur sechs Seemeilen trennen Yoann Richomme (Paprec Arkéa) und Macif-Skipper Charlie Dalin, die beide nur langsam vorankommen. Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) als Dritter konnte auch mit gebrochenem Steuerbordflügel einige Seemeilen auf das Führungsduo gutmachen, er liegt nun knapp 320 Seemeilen hinter Richomme, am Kap Hoorn waren es noch deutlich über 700 gewesen. Sein Vorsprung auf den Vierten Thomas Ruyant (Vulnerable) beträgt jetzt über 1.100 Seemeilen, allerdings gerät er nun in eine Schwachwindzone.
Titelverteidiger Bestaven muss aufgeben
Yannick Bestaven kann die zehnte Auflage der Vendée Globe nicht beenden. Wegen einer schwerwiegenden Störung des Steuersystems seiner Yacht Maître CoQ V hat der Titelverteidiger in Absprache mit seinem Technik-Team beschlossen, Ushuaia (Argentinien) anzusteuern und dort die zwingend erforderlichen Reparaturarbeiten an seinem Boot durchzuführen. Da der Franzose, der am vergangenen Sonnabend seinen 52. Geburtstag feierte, dafür die Unterstützung seiner Techniker benötigt, wird für ihn die Vendée Globe dem Reglement nach beendet sein. Das Boot ohne fremde Hilfe wieder in einen wettbewerbsfähigen Zustand zu bringen, ist Bestaven nach eigener Aussage nicht möglich.
Der Franzose möchte die Yacht nach den Reparaturarbeiten trotz seines Ausschlusses aus dem Rennen allein zurück nach Les Sables d'Olonne bringen. Er hatte vor Beginn des Segel-Klassikers angekündigt, dass es seine letzte Vendée Globe sein wird. Den Ausgang hatte sich der 52-Jährige natürlich anders vorgestellt.
Großsegel und Foil betroffen - Weitere Probleme für Joschke
Nachdem Isabelle Joschke gerade erst ihren Motor in zehn Stunden erfolgreich repariert hatte, kämpft die Deutsch-Französin nun mit neuen und multiplen Problemen - unter anderem einem Riss in ihrem Großsegel sowie einem Bruch des Steuerbord-Foils. Die Macsf-Skipperin nutzte nach eigener Aussage "etwas ruhigere Bedingungen", um Reparaturen am Großsegel durchzuführen, "die zum Glück gehalten haben".
"Ich bin auch enttäuscht, weil mein Rennen nicht dasselbe sein wird. Das Foil ist nicht nur eine Option, um schneller zu fahren, es ist Teil der Stabilität, die gesamte Balance meines Bootes wurde darauf ausgelegt. Es ist wirklich heikel, einen Sturm ohne Foil zu überstehen."
— Isabelle Joschke
Sie habe sich entschieden, nun erst einmal "mit größter Vorsicht zu segeln, auch wenn das heißt, dass ich meine Konkurrenten überholen lassen muss". Die "Sicherheit hat auf der letzten Strecke in Richtung Kap Hoorn für mich oberste Priorität", sagte die aktuell 20. des Rankings. "Es wird ein Rennen, das Schritt für Schritt weitergeht, ein anderes Rennen. Es bringt mich wirklich ins Schwitzen, aber ich habe keine Wahl."
Herrmann: "Vielleicht mache ich noch eine Vendée Globe"
Obwohl sich Malizia-Skipper Boris Herrmann bei dieser Vendée Globe insgeheim wahrscheinlich mehr ausgerechnet hat als aktuell Rang acht, kann er sich eine weitere Teilnahme an der Solo-Weltumseglung in der Zukunft durchaus vorstellen. "Für die mittel- und langfristige Zukunft habe ich auf jeden Fall noch ein Ocean Race im Visier. Und vielleicht auch noch eine Vendée Globe. Und dann vielleicht mal Expeditionssegelreisen in die Antarktis", sagte der Hamburger in einem Blog-Beitrag auf yacht.de.
Roura verliert "Jib Top"
Der Schweizer Alan Roura hat am Sonntag seine "Jib Top", eines seiner Vorsegel, verloren. Wie der Hublot-Skipper berichtete, war ihm bei Windgeschwindigkeiten um 30 Knoten und Seegang mit fünf Metern hohen Wellen die Befestigung seiner Takelage kaputtgegangen. Die "Jib Top" habe sich daraufhin um eines der Foils gewickelt. Roura musste sich daraufhin nach eigener Aussage entscheiden: "Segel oder Foil". Er entschied sich für das Foil. Der Schweizer ist aktuell auf Höhe von Point Nemo in Richtung Kap Hoorn unterwegs und liegt auf Rang 19 knapp vor der Deutsch-Französin Isabell Joschke (Macsf).
Nur schwache Winde für die Verfolger
Atempause für Boris Herrmann und seine Mitstreiter nach dem rauen Südmeer: Während die Spitze mit Yoann Richomme und Charlie Dalin einmal mehr von den Bedingungen begünstigt ist und gut vorankommt, suchen die Verfolger mit dem achtplatzierten Hamburger nach Wind.
"Dieses Rennen ist so extrem positiv für die Führungsgruppe, dass sie sich immer wieder absetzen konnten. Das ist bei diesem Rennen speziell und herausragend."
— Tim Kröger
Vulnerable-Skipper Sam Goodchild hat mit seinem Kurs durch die Le-Maire-Straße westlich der Staateninsel ein paar Meilen gutgemacht.
Spruch des Tages von Segel-Experte Tim Kröger
Drum prüfe, wer sich (wenn auch nicht ganz ewig) bindet...
Wenn du die Ehe mit der Vendée Globe eingehst, musst du den Weg in guten wie in schlechten Zeiten gehen. Jeder, der dieses Rennen segelt, bringt eine Leistung, die so viel beeindruckender ist als ein normaler Segler sich vorstellen kann."
— Tim Kröger
NDR Experte Tim Kröger: "Noch lange nicht zu Ende"
Das Südpolarmeer liegt hinter den Top Ten, aber entschieden ist zurück im Atlantik noch längst nichts, meint NDR Experte Tim Kröger: "Es wird jetzt kleinteiliger bei den strategischen Entscheidungen. Das ist noch lange nicht zu Ende und extrem anspruchsvoll. Die meisten Rennen werden wegen der unterschiedlichen Wettersysteme auf den Nord-Süd- oder Süd-Nord-Routen gewonnen oder verloren."
Boris Herrmann müsse weiter kämpfen, so der zweimalige Weltumsegler: "Wenn die Bedingungen da waren, war er auch schnell." Seine Prognose: Der Hamburger bleibt in den Top Ten, ein Platz auf dem Podium wird aber schwierig. "Es wäre gigantisch, wenn er das noch schafft. Man darf Boris und auch das Boot nicht unterschätzen."
"Es wird spannend sein zu sehen, bei wem zuerst die Radkappen wegfliegen."
— NDR Experte Tim Kröger
Zwischen den beiden Führenden Yoann Richomme und Charlie Dalin prognostiziert Kröger ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss: "Beide sind absolut ebenbürtig. Aber die Boote werden müde. Das wird den Ausschlag geben. Wer ohne große Schäden durchkommt, wird das Rennen machen." Für den drittplatzierten Sébastien Simon werde es schwer: "Der letzte Weg findet auf dem Steuerbord-Foil statt. Der Vorsprung kann schmelzen wie Butter in der Sonne."
Was alles passieren kann, zeigte sich auch vor vier Jahren, als Herrmann kurz vor dem Ziel mit einem Fishtrawler kollidierte. Das verhinderte wohl eine noch bessere Platzierung des gebürtigen Oldenburgers, der am Ende Fünfter wurde.
Die Zeiten der Top Ten an Kap Hoorn im Überblick
Yoann Richomme in Rekordzeit als Erster, Boris Herrmann nur eine halbe Minute vor Paul Meilhat als Siebter - das sind die Zeiten der Top Ten für die Strecke von Les Sables-d'Olonne bis Kap Hoorn:
1. Yoann Richomme (Paprec Arkéa): 43 Tage, 11 Stunden, 25 Minuten, 20 Sekunden
2. Charlie Dalin (MACIF Santé Prévoyance): 43/11/34/50
3. Sébastien Simon (Groupe Dubreuil): 44/21/19/38
4. Thomas Ruyant (Vulnerable): 47/05/36/29
5. Jérémie Beyou (Charal): 47/16/14/46
6. Nicolas Lunven (Holcim - PRB): 47/16/29/46
7. Boris Herrmann (Malizia - Seaexplorer): 47/22/49/30
8. Paul Meilhat (Biotherm): 47/22/50/01
9. Sam Goodchild (Vulnerable): 48/02/42/52
10. Justine Mettraux (TeamWork - Team Snef): 48/04/20/23
Joschke repariert Motor erfolgreich
Isabelle Joschke segelt kurz vor Point Nemo an Position 20 und hat zuletzt erfolgreich einen Motorschaden behoben, der den reibungslosen Betrieb ihrer Yacht Macsf zwei Tage lang behindert hatte. Die in München geborene Deutsch-Französin reparierte mehr als zehn Stunden und zerlegte den Motor komplett, um ein beschädigtes Teil zu fixen - mit Erfolg.
Goodchild mit anderem Kurs, Herrmann freut die Sonne
Boris Herrmann auf Platz sieben und Paul Meilhat (Biotherm) als Achter segeln weiterhin auf Tuchfühlung. Im Feld der Verfolger auf den Plätzen fünf bis zehn tut sich aber was, denn anders als die fünf anderen Solisten ist Vulnerable-Skipper Sam Goodchild durch die Le-Maire-Straße westlich der unbewohnten Staateninsel gesegelt. Der neuntplatzierte Brite hofft auf mehr Wind nahe des argentinischen Festlands. Ob seine Strategie aufgeht?
Herrmann und Meilhat mit Sichtkontakt
Lediglich 31 Sekunden trennten Boris Herrmanns Malilzia Seaexplorer und Paul Meilhats Biotherm beim Überqueren des Kap-Hoorn-Längengrades. Der Hamburger Skipper hat Sichtkontakt zum Franzosen, wenn es das Auf- und Abtauchen zwischen den Wellen erlaubt.
Die Biotherm segelt in unmittelbarer Nähe zur Malizia.
Auch das Wetter hat sich gebessert: Der Nebel ist weg, der blaue Himmel ist wieder da. Bug an Bug geht es für beide Boote nun östlich von Südamerika gen Norden.
Herrmann: "Hallo Atlantik, ich bin bereit für etwas Neues"
Kap Hoorn ist passiert, nun geht es in den Atlantik für Boris Herrmann und damit auch schon Richtung Ziel, gen Norden. Mehr als zwei Drittel der Weltumseglung hat der auf Platz acht liegende Malizia-Skipper bereits zurückgelegt. Vom Süden hat der 43-Jährige die Nase voll. "Es ist genug, genug mit hüpfen, stoßen und mit Nebel, Kälte und Feuchtigkeit", sagte Herrmann, nachdem er Kap Hoorn hinter sich gelassen hatte. "Hallo Atlantik, ich bin bereit für etwas Neues."
So viel Neues wird es dort aber nicht geben. Nach ein paar Stunden mit ruhigeren Bedingungen erwartet ihn alles andere als ein Kuschelkurs. "Die Aussichten für den Südatlantik sind sehr anstrengend. Das wird kein Spaziergang", sagte der Hamburger mit Blick auf die herausfordernden Wettersysteme mit zwei großen Tiefdruckgebieten. "Es fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Die Vorhersage lautet: 'Haha, du denkst, du hast das Schlimmste hinter dir, aber jetzt zeigen wir dir, was noch kommen kann'."
Herrmann passiert Kap Hoorn - zum siebten Mal
Boris Herrmann hat das nächste Etappenziel der Vendée Globe 2024 erreicht. Der Hamburger hat mit seiner Malizia - Seaexplorer Kap Hoorn passiert. Um 11:51 Uhr (MEZ) segelte der 43-Jährige an der ebenso berühmten wie berüchtigten Landmarke vorbei, nach 47 Tagen, 22 Stunden, 49 Minuten und 30 Sekunden auf See.
"Ich passiere zum siebten Mal Kap Hoorn. Leider sehe ich es nicht, weil die optimale Route für uns rund 100 Meilen südlich verläuft", sagte Herrmann. "Das wirkliche Gefühl, eine Linie passiert zu haben, wird sich bei mir erst später einstellen, wenn der Wind endlich nachlässt. Im Moment werden wir arg durchgeschüttelt mit über 30 Knoten Wind und schwierigem Seegang. Die ruhigeren Stunden, die uns dann bevorstehen sind die Belohnung, auf die ich mich freue."
Aus seiner Kap-Hoorn-Not machte Herrmann eine kleine Tugend. Auf dem Bild, dass der Skipper von der Passage postete, ist der große Felsen im Süden Chiles im Hintergrund auf dem Bildschirm zu sehen. "Ich bin mir sicher, dass das nicht die letzte Passage von Kap Hoorn für mich ist", sagte der Deutsche.
Steuersystem-Ausfall bei Bestaven
Yannick Bestaven hat seit Freitagabend mit großen technischen Problemen auf seiner Maître CoQ V zu kämpfen. Der auf Rang elf segelnde französische Skipper meldete den Ausfall seines Steuersystems an sein technisches Team - bei rauer See, fünf Meter hohen Wellen und fast 30 Knoten Wind.
Die Ursache ist ein Problem mit der Ruderverbindungsstange. Nach mehreren Stunden Arbeit konnte Bestaven ein provisorisches System mit Seilen einrichten, um seine Imoca-Rennyacht zu steuern. Der Franzose ist wohlauf, aber gezwungen, mit reduzierter Geschwindigkeit zu fahren. Gemeinsam mit seinem Team prüft er nun die Reparaturmöglichkeiten.
"Pip, Pip Hooray" für Hare - Melbourne erreicht
Während an der Südspitze Südamerikas eine Kap-Hoorn-Rundung die nächste jagt, hat Pip Hare australischen Boden erreicht. Die britische Skipperin ist mit ihrer Medallia in Melbourne angekommen, postete eine Video mit der Skyline der Metropole im Hintergrund. "Die Reise ist fast vobei", sagte die 50-Jährige mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Vor zwölf Tagen hatte ein Mastbruch die Vendée Globe für die Britin beendet.
Das Empfangskomitee auf einem Beiboot begrüßte die tapfere Skipperin, die sich mit einem Notrigg zwölf Tage lang über hunderte Seemeilen nach Melbourne gekämpft hat, mit einem abgewandelten "Pip, Pip Hooray".
Pip Hare mit ihrer Medailla in Melbourne.
Video-Update: Herrmann auf dem Weg nach Kap Hoorn
Kap Hoorn: Lunven zehrt von seinen Malizia-Erinnerungen
Nicolas Lunven (Holcim - PRB) wird nach eigener Aussage am Samstagmorgen Kap Hoorn passieren, aber wohl ohne Sichtkontakt. "Ich werde wohl ein bisschen zu weit weg sein, um Kap Hoorn zu sehen", berichtete der Sechstplatzierte am Freitag. Der Franzose kann aber während der Passage in Malizia-Erinnerungen schwelgen. "Letztes Jahr beim Ocean Race hatte ich das Glück, es zu sehen. Das war wunderschön. Dieses Bild werde ich im Kopf haben", sagte Lunven, der damals noch als Navigator an Bord von Boris Herrmanns Malizia segelte.
Der Hamburger Skipper liegt aktuell rund 70 Seemeilen hinter Lunven auf Rang acht. Für beide geht es dann in den Südatlantik, der für Lunven noch eine Wundertüte ist. "Der Südatlantik sieht knifflig aus. Es wird eine Leichtwindzone kommen, aber ansonsten ist es kaum vorhersagbar und fast unmöglich, schon eine große Lösung im Kopf zu haben. Ich werde es Schritt für Schritt machen."
Keine 6.000 Seemeilen mehr für Richomme und Dalin
Seit dem 12. Dezember sind Charlie Dalin und Yoann Richomme entlang der antarktischen Sperrzone gen Osten gesegelt - nun lassen sie das Südpolarmeer endgültig hinter sich. Es geht im Atlantik nach Norden. Richomme liegt mit seiner Paprec Arkéa konstant gut 13 Seemeilen vor der Macif Santé Prévoyance von Dalin. Also nicht mehr als einen Wimpernschlag auf einer Weltumsegelung. Seit der Nacht haben sie keine 6.000 Seemeilen mehr zu absolvieren.
Eiszone oder auch Antarktische Sperrzone
Die Skipper müssen während der Vendée Globe einige Bereiche meiden. Drei verschiedene Arten von Sperrgebieten werden durch GPS-Punkte in ihrer Routing-Software angezeigt: Zonen mit starkem kommerziellen Verkehr, Zonen zum Schutz der Biodiversität und die Eiszone oder auch Antarktische Sperrzone.
Sie umschließt den Südpol, um zu verhindern, dass die Rennteilnehmer eine kürzere Route nehmen, die das Risiko birgt, auf treibendes Packeis, Eisberge oder Growlers - kleine Eismassen, die im Wasser treiben - zu stoßen. Die Zone wird ständig von Satelliten überwacht, um Bewegungen von Packeis und abgebrochene Eisberge zu identifizieren. Die Zone wurde während der Vendée Globe schon mehrfach verändert, weil das Rennmanagement über abdriftendes Eis auf dem Kurs informiert wurde.
Boris Herrmann hat sich derweil in den vergangenen Stunden einen Zweikampf um Rang sieben mit Paul Mailhat geliefert. Dessen Biotherm-Yacht auf Platz acht und Herrmanns davor segelnde Malizia - Seaexplorer trennen aktuell lediglich 2,1 Seemeilen.
Überhaupt geht es eng zu in der Verfolgergruppe hinter dem Drittplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil) und dem Vierten Thomas Ruyant (Vulnerable). Zwischen Rang fünf und elf liegen gerade einmal 214 Seemeilen.
Simon lobt Kieler Skipper Baden, der 2028 dabei sein will
Andreas Baden will 2028 auch gerne bei der Vendée Globe dabei sein, ist aber auch ein Teil der diesjährigen Rennens rund um die Welt. Der Skipper aus Kiel gehört zum Technik-Team von Sébastien Simon, hat die elektronischen und elektrischen Systeme für dessen Imoca-Rennyacht fit gemacht. "Danke, Andreas, du hast wirklich einen tollen Job gemacht. Du bist immer da, wenn ich deine Hilfe brauche. Ich freue mich schon sehr, dich in Les Sables-d'Olonne zu sehen", sagte der drittplatzierte Franzose in der Vendée-Show am Donnerstag, in der auch Baden zugeschaltet war.
Der Kieler ist in ständiger Rufbereitschaft für Simon, um technische Hilfestellung zu geben. In vier Jahren will der 35-Jährige gerne selbst bei der Solo-Weltumseglung teilnehmen. "Ich freue mich sehr, noch tiefer einzutauchen und den Weg an die nächste Startlinie in Les Sables zu schaffen", sagte Baden, der für den Aufbau einer eigenen Kampagne aber noch Geld braucht.
Die stetig wachsende Popularität des Segelsports könnte da hilfreich sein. "Es ist unglaublich, wie viele Deutsche die Imoca-Klasse kennen, die Vendé Globe oder auch das Ocean Race. Es ist schön zu sehen, dass das Segeln hier in Deutschland immer wichtiger wird", so Baden, in dessen Heimatstadt Kiel das Ocean Race Europe 2025 startet.
Simon passiert als Dritter Kap Hoorn
Sébastien Simon hat als Dritter der Flotte bei der Vendée Globe Kap Hoorn passiert. Der Franzose brauchte mit seiner Imoca-Yacht Groupe Dubreuil 44 Tage, 21 Stunden, 19 Minuten und 38 Sekunden, wie die Veranstalter mitteilten. Damit blieb nach dem Spitzenduo auch er deutlich unter der bisherigen Bestmarke von Armel Le Cléac'h, der im Jahr 2016 mehr als 47 Tage gebraucht hatte.
"Ja, hier sind wir! Danke Pazifik, tschüs an den Süden und hallo Atlantik", sagte Simon in einer Videobotschaft und berichtete von rauer See und bis zu 47 Knoten Wind. Die Umrundung von Kap Hoorn sei das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt. "Das letzte Kap liegt hinter uns. Jetzt müssen wir den Atlantik hochsegeln - aber das Boot kennt den Weg. Les Sables-d'Olonne liegt vor uns."
Der durch einen Schaden an seinem Backbord-Foil behinderte Simon hat mittlerweile gut 700 Seemeilen Rückstand auf die Spitze. Dort hat Yoann Richomme (Paprec Arkéa) seinen Vorsprung auf Charlie Dalin (Macif) nunmehr auf 100 Seemeilen ausgebaut.
Ruyant konzentriert sich auf Kampf um Platz vier
Thomas Ruyant (Vulnerable) hat als Vierter weiter gut 100 Seemeilen Vorsprung auf die folgenden Seglerinnen und Segler. In der Gruppe ist auch Boris Herrmann auf Rang sieben dabei. Es gelinge ihm gerade gut, vor dem Wind aus West-Nordwest zu bleiben, erklärte der Franzose und blickte voraus: "Der Wind wird stärker werden, wenn ich am Kap vorbeikomme, vielleicht 35 bis 40 Knoten. Aber das Meer wird nicht so rau sein." Er rechne mit drei bis vier Metern Wellengang.
Hoffnung, noch zum Drittplatzierten Sébastien Simon aufzuschließen, macht sich Ruyant offenbar nicht. Auch wenn Simons Groupe Dubreuil bekanntlich durch einen Schaden am Backbord-Foil gehandicapt ist. "Er hat 1.000 Meilen Vorsprung und das Foil wird ihn im Südost-Passat bis zum Äquator und durch die Doldrums nicht zu sehr behindern." Ruyants Konzentration gilt deshalb Rang vier: "Es ist ein hartes Rennen und ich werde versuchen, meinen Platz vor der Gruppe zu halten."
Rückschlag für Bestaven - Großes Vorsegel unbrauchbar
Schöne Bescherung für Yannick Bestaven: An Bord seiner Maitre CoQ V versagte bereits am 23. Dezember eines seiner Fallschlösser, die Befestigung eines Segels. Sein großes Vorsegel (Code Zero) landete im Wasser. Zwei Stunden lang kämpfte der Titelverteidiger darum, es zu bergen, was ihm schließlich gelang. Aber das wichtige Segel ist nun unbrauchbar, zudem wurde sein Steuerbord-Foil leicht beschädigt. Der Franzose, aktuell auf Platz zehn im Klassement zurückgefallen, wird versuchen, Reparaturen vorzunehmen und in den Mast zu steigen, sobald die Bedingungen es zulassen.
Erster! Richomme in Rekordzeit am Kap Hoorn
Yoann Richomme (Paprec Arkéa) hat das Rennen gemacht und bei seiner Vendée-Premiere als Erster das legendäre Kap Hoorn erreicht. In den vergangenen Stunden hatte sich Richomme ein packendes Duell mit Charlie Dalin (Macif Santé Prévoyance) um die Pole Position am dritten und letzten großen Kap der Solo-Weltumseglung geliefert. Mit nur wenigen Seemeilen Vorsprung setzte sich der 41-Jährige durch. In Sichtweite segelten beide in den Südatlantik, wo Dalin mit seinen Boot wieder Vorteile haben könnte, und Richtung Heimat.
"Wow, es ist einfach großartig und aufregend, das Kap zu umrunden, wunderschön", jubelte Richomme, der für seine erste Kap-Hoorn-Passage 43 Tage, 11 Stunden, 25 Minuten und 20 Sekunden benötigte - Rekord! Damit blieb er 3 Tage, 13 Stunden, 9 Minuten und 26 Sekunden unter der Vendée-Globe-Bestmarke von Armel Le Cléac'h, der die Strecke von Les Sables-d'Olonne bis Kap Hoorn 2016 in 47 Tagen, 34 Minuten, 46 Sekunden absolvierte. Der Franzose stellte zudem für die Passage vom Kap Leeuwin zum Kap Hoorn einen Rekord von 13 Tagen, 9 Stunden, 13 Minuten und 43 Sekunden auf.
"Ich hätte mir nie vorstellen können, solche Bedingungen zu haben, ein bisschen ruhiger, in zwei Meilen Entfernung. Es ist unglaublich, Kap Hoorn so zu sehen, was für eine Belohnung! Der größte Teil der Arbeit ist erledigt. Es ist außergewöhnlich, die Farben sind wunderschön."
— Yoann Richomme
Macif-Skipper Dalin kreuzte den Längengrad von Kap Hoorn nur 9 Minuten und 30 Sekunden nach seinem Freund Richomme (43/11/34/50) und freute sich, den südlichsten Punkt Amerikas diesmal bei Tageslicht sehen zu können. Vor vier Jahren war er in der Nacht daran vorbeigesegelt. Ab der sagenumwobenen Landmarke sind es noch knapp 7.000 Seemeilen bis ins Ziel.
Goodchild, Lunven und Beyou im Pech
Das Vorsegel von Sam Goodchild (Vulnerable), der aktuell Zehnter ist, ist am Sonntagmorgen (MEZ) plötzlich im Wasser gelandet, wo es sich zum Teil ums Backbord-Foil wickelte. Der Brite konnte das Segel binnen etwas weniger als einer Stunde unbeschädigt an Bord bergen.
Nicolas Lunven (Holcim - PRB) und Jérémie Beyou (Charal) hatten zuletzt mit gravierenden technischen Problemen zu kämpfen. Lunven, der hinter Beyou auf Platz sechs zurückfiel, musste aufwändig einen Lattenrutscher reparieren. Beyou reparierte nach mehreren Problemen mit seinem Großsegel sogar sechs Stunden lang.
Boot kentert - Schreckmoment für Boris Herrmann
Boris Herrmann hat mit seinem Boot einen stressigen Moment überstanden. Wie der Hamburger Skipper mitteilte, sei seine Malizia - Seaexplorer in der Nacht zum Sonnabend aus dem Ruder gelaufen und habe sich dabei stark auf die Seite gelegt: Er habe eine "Pirouette" gedreht, berichtete der 43-Jährige: "Ich saß in meinem Sitz, als das Boot mit der Nase in eine Welle eintauchte und stark abwärts kippte." In schneller Folge einiger Maßnahmen "habe ich dann auf der Seite des Bootes gestanden - das Boot kenterte", sagte Herrmann.
Es gelang dem fünfmaligen Weltumsegler aber, das Boot so wieder aufzurichten, dass Mast und Segel von Bruch verschont blieben: "Und ich habe es geschafft, die Ruder wieder unter Kontrolle zu bringen", sagte der Hamburger. Dann habe er noch ein Manöver machen, alles zurücktrimmen und wieder auf Kurs kommen müssen.
Inzwischen ist er wieder klar auf Kurs Kap Hoorn, aber "in den nächsten Stunden etwas langsamer" unterwegs sein will: "Ich will auf keinen Fall noch so eine Pirouette drehen, weder heute Abend noch sonst irgendwann im Laufe des Rennens."
Wie läuft eigentlich der Alltag an Bord?
Rund 80 Tage auf See - da stehen komplizierte Manöver an, und zwar in jeder Hinsicht. Die sind fraglos nötig, aber auch nicht immer nur schön. Immerhin: Den Toiletten-Eimer gibt's sogar mittlerweile mit Brille...
Cornic mit einer "ziemlich unglaublichen" Begegnung ganz im Süden
Auf Platz 32 segelt Antoine Cornic (Human Immobilier) fast am Ende des Feldes, und das so weit südlich wie kaum ein anderer Vendée-Globe-Teilnehmer. Dabei hatte der Franzose etwa 900 Seemeilen südöstlich von Kap Leeuwin, wohin sich kaum jemand verirrt, nun eine "ziemlich unglaubliche" Begegnung. "Ich bin auf ein 11 Meter langes Boot gestoßen - ein Norweger, der alleine segelt und nur zum Spaß eine Weltreise macht", berichtete Cornic, der sich beeindruckt zeigte. "Ich glaube, wir haben jemanden gefunden, der verrückter ist als wir!"
Über Funk unterhielt sich der Vendée-Globe-Skipper mit dem Norweger und machte dem "blinden Passagier" dieser Region so eine große Freude. "Er hatte seit 110 Tagen kein anderes Boot mehr gesehen, was den Kerl glücklich machte."
Drama, Tempo, Tränen - So liefen die vergangenen Tage
Es geht zur Sache bei der Vendée Globe. Mit Sturm, Freude, Frust und richtig viel Tempo. Die vergangenen Tage in der ausführlichen Video-Zusammenfassung:
Pip Hare und Szabolcs Weöres offiziell ausgestiegen
In der Nacht auf Montag sind die Britin Pip Hare (Medallia) nach ihrem Mastbruch und Szabolcs Weöres (New Europe) offiziell aus der diesjährigen Vendée Globe ausgestiegen. Hare ist auf dem Weg nach Melbourne im Süden Australiens, Weöres ins südafrikanische Kapstadt. Der Ungar, der nach einer frühen Reparatur ohnehin der Flotte hinterhergesegelt war, hatte zuletzt ein gebrochenes Backbord-Want entdeckt und damit eine Schwächung der seitlichen Stabilisation des oberen Mastes.
Jetzt sind noch 36 der 40 Skipperinnen und Skipper bei der Weltumseglung unterwegs. Vor Hare und Weöres waren bereits Louis Burton (Bureau Vallée) und Maxime Sorel (V and B - Monbana - Mayenne) ausgestiegen.
Boris Herrmann der Zweitschnellste von Kap zu Kap
Malizia-Skipper Boris Herrmann hat vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Leeuwin die zweitschnellste Zeit verbucht. Nur Spitzenreiter Charlie Dalin, der Rekordzeit segelte, war noch fixer unterwegs.
1. Charlie Dalin - 9 Tage / 22 Stunden / 27 Minuten / 56 Sekunden
2. Boris Herrmann - 10/1/49/54
3. Sebastien Simon - 10/6/42/8
Alle drei waren schneller als der bisherige Rekordhalter Michel Desjoyeaux (10/7/37).
Violette Dorange: Tough, tapfer und ein großes Talent
Sie strahlt und lächelt - und hat nach eigenem Bekunden manchmal Angst: Violette Dorange, mit 23 Jahren die jüngste Teilnehmerin aller Zeit bei der Vendée Globe, schlägt sich auf dem ehemaligen Boot von "König" Jean Le Cam aber wacker. Aktuell ist die couragierte Französin 25.
Dalin in Rekordzeit von Kap zu Kap
Rekord für Charlie Dalin: Der französische Ausnahmesegler hat eine 16 Jahre alte Bestmarke für die Passage vom Kap der Guten Hoffnung zum Kap Leeuwin gebrochen. Michel Desjoyeaux, der einzige Doppelsieger der Vendée Globe, hatte 2008 10 Tage, 7 Stunden und 37 Minuten benötigt, um die Strecke zu bewältigen. Der Macif-Skipper brauchte nun 9 Tage, 22 Stunden und 27 Minuten und unterbot seinen Landsmann damit um 9 Stunden und 10 Minuten.
Steuerbord-Foil bei Simon gebrochen
Hiobsbotschaft für den zweitplatzierten Sébastien Simon (Groupe Dubreuil): Am Samstagnachmittag brach am Boot des Franzosen das Steuerbord-Foil. "Ich habe gerade geschlafen, als das Boot plötzlich wild hin und her ging. Als ich es stabilisieren wollte, hat es nicht mehr auf die gleiche Art und Weise reagiert. Ich habe schnell verstanden, dass es um das Foil geht. Ich bin an Deck gegangen und das Steuerbord-Foil war am Ellenbogen, dem am stärksten gebogenen Teil, gebrochen", berichtete Simon.
"Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften, aber das Rennen ist noch nicht vorbei. Ich werde den ganzen Weg gehen."
— Sébastien Simon
Die jeweils an den Seiten der Imoca-Rennyachten angebrachten "Foils" ("Flügel") erzeugen Auftriebskraft und lassen die Boote regelrecht über das Wasser "fliegen".
Das gebrochene Foil bei Sébastien Simon
Mit nur einem intakten Foil ist Simon stark gehandicapt, segelt aber trotzdem mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 bis 18 Knoten. "Das ist wirklich sehr schwer zu verkraften", gab der Franzose zu, räumte aber ein: "Das ist Teil des Spiels, es ist ein mechanischer Sport. Jetzt geht es darum, konzentriert zu bleiben und Spaß zu haben."
Herrmann nach Foil-Reparatur mit "kleinem Handicap"
Als hätte Boris Herrmann nicht schon genug damit zu tun, den Rückstand auf die Führenden zu verkürzen, musste der Weltumsegler nun auch Reparatur-Arbeiten durchführen. Die Hydraulik-Verstellung seines Foilkastens auf Backbord-Seite machte Probleme. Der Pin, der den Hydraulik-Zylinder hält, war herausgebrochen.
"Ich habe die Teile dann zusammengeklebt und es hat beim ersten Versuch gleich so gut funktioniert, als wäre nichts gewesen", berichtete Herrmann nach einer anstrengenden Nacht. Die Neigung dieses Foils kann er nun allerdings nicht mehr einstellen. Deshalb sprach der 43-Jährige von einem "kleinen Handicap".
NDR Segelexperte Tim Kröger erklärte: "Das ist für Performance-Segeln wirklich eher negativ. Darauf fußt schließlich die perfekte Leistung dieses Bootes." Andererseits hätte es auch schlimmer kommen können. "Er kann jetzt erst mal weitersegeln. Das ist jetzt nicht Alarm und nicht das Ende vom Lied."
Video: Das Update nach drei Wochen
Drei Wochen sind die 39 im Rennen verbliebenen Boote der zehnten Vendée Globe unterwegs. Vorneweg die drei französischen "Ballermänner" Charlie Dalin, Sébastien Simon und Yoann Richomme. Sie hingen nicht wie viele andere in Flauten fest. Der Hamburger Boris Herrmann kämpft derzeit um einen Platz in den Top Ten. Aber nun werden im Süden die Bedingungen härter - möglicherweise beginnt ein ganz neues Rennen.
Rekord-Roundup: Simon mit 615,33 Seemeilen in 24 Stunden
Die Hatz der Hightech-Yachten rund um den Globus kennt kaum Verschnaufpausen, in den vergangenen Stunden vor allem nicht für Sébastian Simon (Groupe Debreuil). Der Franzose reihte gestern einen 24-Stunden-Einrumpf-Solorekord an den nächsten: Als Bestmarke hat der Skipper nun unglaubliche 615,33 Seemeilen (1.139,6 Kilometer) stehen, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,64 Knoten.
Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 02.01.2025 | 13:00 Uhr