NDR-Sport HSV beim SSV Ulm: Polzin fordert mehr Energie und Überzeugung
Der HSV tritt am Sonnabend bei Aufsteiger SSV Ulm 1846 an. Die Hamburger brauchen im engen Aufstiegsrennen der 2. Liga dringend einen Sieg, dafür erwartet Interims-Cheftrainer Merlin Polzin mehr Energie von seinem Team als zuletzt gegen Darmstadt. Immerhin: Gute Erinnerungen an Ulm haben die "Rothosen".
Das letzte - und bislang einzige - Mal, dass der HSV zu einem Ligaspiel bei den "Spatzen" im Donaustadion gastierte, war so richtig nach dem Geschmack aller, die es mit den Hamburgern halten. Spät drehte der Liga-Dino gegen den Aufsteiger einen 0:1-Rückstand in einen 2:1-Sieg und sprang in der Tabelle auf Rang zwei.
25 Jahre ist das her, die Torschützen hießen Nico-Jan Hoogma und Anthony Yeboah und es war der 7. Spieltag der Bundesliga-Saison 1999/2000. Vieles hat sich seither getan, dass beide Mannschaften in dieser Spielzeit wieder in derselben Liga spielen und am Sonnabend (13 Uhr, im NDR Livecenter) zum zweiten Mal im Donaustadion ein Ligaspiel austragen. Die Hamburger mühen sich seit 2018 bislang vergeblich, in die Bundesliga zurückzukehren. Die Ulmer hingegen haben nach jahrelangem Siechtum in den vergangenen neun Spielzeiten drei Aufstiege gefeiert und sich aus der Oberliga-Baden-Württemberg bis in die 2. Liga hochgearbeitet.
HSV kann Ulm in der ewigen Zweitliga-Tabelle überholen
Und so gibt es am Sonnabend erneut das Duell des Liga-Dinos HSV beim Aufsteiger SSV. Dieses Mal nur eben in Deutschlands zweithöchster Spielklasse - und mit der aus Hamburger Perspektive wahrscheinlich gar nicht so geliebten "Chance", die Schwaben im Falle eines Erfolges in der ewigen Zweitliga-Tabelle überholen zu können. Viel wichtiger aus ihrer Sicht aber ist das aktuelle Tableau. Und wie vor 25 Jahren könnten sie mit einem Sieg wieder auf Rang zwei springen - je nach Ausgang der Parallelspiele von Paderborn und Düsseldorf sogar an die Spitze.
Polzin fordert vom Team mehr Energie
Auf derlei Gedanken- und Rechenspiele will sich Interims-Cheftrainer Polzin, der am Dienstag in Frankfurt seine Abschlussprüfung zur UEFA-Pro-Lizenz absolvierte, vorab nicht einlassen. Für den 34-Jährigen gehe es vor der Partie gegen den Aufsteiger um die Frage, "was wir aus dem Darmstadt-Spiel mitnehmen, was wir besser machen können", wie er am Donnerstag sagte.
Die Antwort darauf gab er umgehend selbst: "Wir wollen eine Mannschaft sein, die 90 Minuten lang nach vorne spielt, die immer wieder Torchancen kreiert." Er wolle so spielen lassen, "dass die Leute dafür ins Stadion kommen und dass der HSV stolz darauf sein kann". Das habe beim 2:2 gegen den Bundesliga-Absteiger aus Hessen speziell in der ersten Hälfte nicht so gut geklappt, befand Polzin. Das auch, weil er sich in den ersten 45 Minuten "mehr Energie" gewünscht hätte.
Ulm mit der viertbesten Defensive der 2. Liga
Immerhin: Im zweiten Durchgang gegen Darmstadt sei es deutlich besser gewesen - und darauf wolle er für die Partie in Ulm aufbauen. Speziell gegen einen Gegner, der eine "gewisse Körperlichkeit" an den Tag lege, "ein gutes Pressing" spiele und mit nur 19 Gegentoren (der HSV hat bereits 22) die viertbeste Defensive der Liga stellt.
Um nach den klaren Erfolgen gegen Münster (4:1) und Regensburg (5:0) auch den dritten Aufsteiger zu bezwingen, werden die Hamburger also vom Start weg gegen einen aggressiven Gegner wach sein müssen. Bis auf die Langzeitverletzten - unter anderem Toptorjäger Robert Glatzel - stehen Polzin fast alle Spieler zur Verfügung.
U21-Keeper Hermann mit dabei
Die zu Wochenbeginn angeschlagenen Sebastian Schonlau, Denis Hadzikadunic und Jean-Luc Dompé seien fit, so der Coach, auch Mittelfeldabräumer Jonas Meffert nach seiner Armverletzung einsatzbereit. Hinter dem Einsatz von Außenstürmer Fabio Baldé steht wegen muskulärer Probleme noch ein Fragezeichen. Die größte Baustelle hat Polzin aktuell auf der Torhüter-Position: Nach den Ausfällen von Ersatztorhüter Matheo Raab (Bruch des Handwurzelknochens) und dem dritten Keeper Tom Mickel (krank) wird der 19 Jahre alte U21-Spieler Hannes Hermann in den Kader aufrücken.
"Wir müssen eine Fehlerkultur entwickeln beim HSV und uns fragen, was wir als nächstes beeinflussen können."
— HSV-Trainer Merlin Polzin
Ganz gleich, wer im Kader oder in der Startelf steht: Polzin, dem vorerst noch zwei Spiele als Imterims-Cheftrainer bleiben und der sich noch immer Hoffnungen auf eine Daueranstellung als HSV-Coach machen darf, will eine Entwicklung aus seiner Mannschaft hervorkitzeln - etwa in der Frage, "wie stehen wir Fehlern gegenüber?". Die würde es, siehe der Aussetzer von Rechtsverteidiger William Mikelbrencis vor dem 2:2 gegen Darmstadt, im Fußball immer wieder geben.
"Wir müssen eine Fehlerkultur entwickeln beim HSV", sagt Polzin, "und uns fragen, was wir als nächstes beeinflussen können". Um, darauf aufbauend, mit der nötigen Überzeugung Spiele auch trotz Rückschlägen noch zu gewinnen. Geklappt hat das in Ulm ja schon einmal. Auch wenn das schon 25 Jahre her ist. Und in einer anderen Liga war.
Mögliche Aufstellungen:
SSV Ulm 1846: Thiede - Reichert, Strompf, Kolbe - Meier, Maier, Hyryläinen, Rösch - Krattenmacher, Keller - Telalovic
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Mikelbrencis, Schonlau, Hadzikadunic, Muheim - Meffert - Karabec, Elfadli - Königsdörffer, Selke, Dompé
Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 15.12.2024 | 22:50 Uhr