Marvin Duksch (l.) von Werder Bremen beim Torjubel

Bundesliga-Trend Meist gewinnt das Heimteam - bald nicht mehr

Stand: 12.12.2024 12:17 Uhr

Die jeweilige Heimmannschaft hat in der Geschichte der Bundesliga mehr als die Hälfte aller Spiele gewonnen. Das wird sich wohl bald geändert haben, auch wenn Borussia Dortmund energisch dagegen anspielt. Vereine wie der VfL Wolfsburg und Werder Bremen sind im Trend.

Vier von neun Bundesligaspielen endeten am 13. Spieltag mit einem Heimsieg. Das ergibt eine Quote von 44,4 Prozent, und damit exakt den gleichen Wert wie bei der Berechnung auf die gesamte Saison.

Es ist eine Quote, die inzwischen normal ist. Seit der Saison 2004/05 liegen die Quoten von Heimsiegen in einer Bundesligasaison stets zwischen mehr als 40 und weniger als 50 Prozent. Daher ist der Tag nicht mehr allzu fern, an dem passieren wird, was in den 70-er und 80-er Jahren des vergangegen Jahrtausends noch als unwahrscheinlich erscheinen musste.

Die Quote der Heimsiege bezogen auf alle Bundesligaspiele der Geschichte seit 1963 wird auf unter 50 Prozent sinken. Derzeit liegt sie bei 50,17 Prozent, von den 18.725 Bundesligaspielen gewann 9.394-mal das als Heimmannschaft geführte Team. Einige Spiele wurden aus diversen Gründen auf neutralen Plätzen und in Ausweichstadien etwa wegen Baumaßnahmen ausgetragen, aber diese Zahl ist statistisch zu vernachlässigen.

Den Heimvorteil gibt es trotzdem noch

Da sich die "anderen" etwa 50 Prozent ungefähr gleichmäßig in Auswärtssiege und Unentschieden aufteilen, holt die Heimmannschaft aber statistisch weiterhin mehr Punkte als das Auswärtsteam. Deshalb kann auch in Zukunft in der Bundesliga weiter vom "Heimvorteil" gesprochen werden.

Die Heimmannschaft wird in der Regel von der Mehrzahl der Fans im Stadion unterstützt. Es gibt Untersuchungen, dass dies auch einen Einfluss auf Schiedsrichter hat. Zudem kennen die Heimmannschaften die Gegebenheiten besser, sie haben keine (teils lange) Anreise zu den Spielen.

Bei der Ursachenforschung für die hohe Quote an Heimsiegen wurden und werden diese Gründe angeführt. Wenn es darum geht, die gesunkene Quote zu erklären, gibt es zwei wesentliche Gründe, die angeführt werden.

Ein Punkt auswärts ist nicht mehr so okay wie früher

Vor der Einführung der Drei-Punkte-Regel zur Saison 1995/96 galt für Spitzenmannschaften die Devise: Zu Hause müssen wir gewinnen und auswärts einen Punkt holen, dann sind wir zufrieden. Dass es seit nun fast 30 Jahren in der Regel (direkte Duelle gegen Konkurrenten können die Ausnahme sein) mehr bringt, ein Spiel zu gewinnen und eines zu verlieren als zweimal unentschieden zu spielen, hat auch das Spiel verändert. Viele Trainer machen bei ihrer Taktik keinen Unterschied mehr, ob sie zu Hause oder auswärts antreten.

Sie spielen in der Ausrichtung nahezu immer gleich, und so kann es auch sein, dass es ihnen auswärts leichter fällt. Hat eine Mannschaft Probleme, einen strukturierten Aufbau hinzubekommen, ist dafür im Konterspiel viel stärker, dürfte es ihr auswärts leichter fallen. Den Fans im eigenen Stadion einen eher destruktiven Fußball anzubieten, scheint nur bei anhaltendem Erfolg praktikabel.

Krasse Diskrepanzen

Auf eine bestimmte Mannschaft und eine bestimmte Saison bezogen, ist es häufig schwierig, die Diskrepanz zwischen Leistungen und Ertrag bei Heim- und Auswärtsspielen zu erklären. Krasses Beispiel in der Bundesliga ist aktuell Borussia Dortmund.

Der BVB gewann sechs seiner sieben Heimspiele, gab nur beim 1:1 gegen Bayern München Punkte ab. Auswärts hingegen verlor er vier von sechs Spielen, holte lediglich bei Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach jeweils einen Punkt.

Heimtabelle Bundesliga
Platz Verein Spiele Tore Punkte
1. Borussia Dortmund 7 19:7 19
2. FC Bayern München 6 17:3 16
3. Eintracht Frankfurt 6 18:8 14
4. VfB Stuttgart 7 18:11 14
5. Bayer Leverkusen 7 17:12 14
6. FC Augsburg 7 12:8 14
7. Bor. Mönchengladbach 7 14:10 13
8. SC Freiburg 6 11:7 13
9. RB Leipzig 6 9:6 11
10. 1. FC Union Berlin 6 7:5 11
11. TSG Hoffenheim 7 15:17 10
12. 1. FSV Mainz 05 7 8:9 8
13. VfL Wolfsburg 7 13:15 8
14. Werder Bremen 6 6:11 6
15. FC St. Pauli 6 3:7 5
16. 1. FC Heidenheim 6 5:11 4
17. Holstein Kiel 7 4:19 3
18. VfL Bochum 6 4:14 2

Auch beim FC Augsburg ist eine große Diskrepanz abzulesen. Zu Hause holte er bislang 14 Punkte, genau wie sein nächster Gegner, der deutsche Meister Bayer Leverkusen. Auswärts hingegen langte es nur zu zwei Punkten, daher wurde das 2:2 bei Eintracht Frankfurt auch entsprechend als großer Erfolg gefeiert.

Auswärtstabelle Bundesliga
Platz Verein Spiele Tore Punkte
1. FC Bayern München 7 24:7 17
2. VfL Wolfsburg 6 16:7 13
3. Eintracht Frankfurt 7 15:10 13
4. RB Leipzig 7 12:8 13
5. Werder Bremen 7 14:13 13
6. Bayer Leverkusen 6 13:8 12
7. 1. FSV Mainz 05 6 15:9 11
8. SC Freiburg 7 6:10 8
9. FC St. Pauli 7 8:10 6
10. VfB Stuttgart 6 8:12 6
11. 1. FC Heidenheim 7 12:17 6
12. Bor. Mönchengladbach 6 5:9 5
13. 1. FC Union Berlin 7 5:9 5
14. TSG Hoffenheim 6 3:8 3
15. Holstein Kiel 6 9:14 2
16. Borussia Dortmund 6 5:13 2
17. FC Augsburg 6 4:17 2
18. VfL Bochum 7 6:20 0

Wolfsburg und Bremen punkten auswärts deutlich besser

Sieben Mannschaften der Bundesliga holten bislang in der Saison mehr Punkte auswärts als im eigenen Stadion. Die Vergleiche hinken aufgrund der ungleichen Verteilung an Heim- und Auswärtsspielen, aber bei zwei Klubs gibt es trotzdem signifikante Auffälligkeiten.

Der VfL Wolfsburg ist Zweiter in der Auswärtstabelle, mit 13 Punkten genau wie Werder Bremen auf dem fünften Platz. Zu Hause holten die Niedersachsen durch den Sieg in letzter Minute gegen den 1. FSV Mainz 05 erst die Punkte sechs bis acht. Werder kommt bislang nur auf sechs Punkte, hat allerdings auch schon die Heimspiele gegen den FC Bayern, Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart und Borussia Dortmund hinter sich.

Der 1. FSV Mainz 05 holte auswärts im Schnitt 1,83 Punkte, zu Hause nur 1,14. Dass es der Mannschaft von Bo Henriksen in fremden Stadien leichter fällt, ist vor allem an der Tordifferenz abzulesen. Sie schoss in sechs Auswärtsspielen 15 Tore, in sieben Heimspielen hingegen nur acht. Kassiert wurden jeweils neun Treffer.

Heimspiel: die gute Nachricht für den BVB

Umso überraschender wäre es, wenn die Mainzer das Absinken der Quote an Heimsiegen aufhalten könnten. Am Samstag wird der FC Bayern zu Gast sein, der die Auswärtstabelle mit 17 Punkten anführt. Die auswärtsstarken Bremer spielen zudem beim heimschwachen FC St. Pauli, der in fünf von sechs Spielen am Millerntor ohne Treffer blieb. Die auswärtsstarken und nun auch sehr selbstbewussten Wolfsburger spielen beim SC Freiburg.

Die gute Nachricht für Borussia Dortmund, das drei Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz aufweist: Am Sonntag steht ein Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim an, den 14. der Auswärtstabelle, der erst drei Tore in der Fremde geschossen hat. Das sind noch zwei weniger als der BVB selbst.