
NDR-Sport Holstein Kiel: Keeper Thomas Dähne oder das Leben ist eine Achterbahn
Thomas Dähne hat einen außergewöhnlichen Weg hinter sich. Der aus Bayern stammende Torhüter verbrachte seine ersten Profi-Jahre in Finnland und Polen. Dann wechselte er 2020 zu Holstein Kiel. Im Dress der "Störche" feierte er nun im Alter von 31 Jahren sein Bundesliga-Debüt.
Es war Thomas "Tom" Dähne in nahezu jeder Sekunde des Kieler Auswärtsspiels am vergangenen Sonntag bei Eintracht Frankfurt anzusehen, wie sehr er seinen ersten Einsatz in Deutschland Beletage genoss. Bei aller Konzentration und Ruhe, die der Schlussmann ausstrahlte, war da immer auch dieses Funkeln in seinen Augen. Ganz besonders, nachdem er einen Elfmeter des Franzosen Hugo Ekitiké pariert hatte (45.).
Dass die Partie beim Champions-League-Anwärter trotz seines gehaltenen Strafstoßes und einer tadellosen Leistung mit 1:3 verlorenging, war bitter für Dähne. Am Ende aber überwog der Stolz, mit 31 Jahren endlich in der deutschen Eliteklasse debütiert zu haben. Es fühle sich "einfach super" an, sagte der Keeper: "Ich habe zwar schon einige Spiele auf dem Buckel, aber Bundesliga-Debüt auswärts in Frankfurt, ausverkauftes Haus, Flutlichtspiel - das ist schon etwas Spezielles."
Rapp macht Dähne Hoffnung auf weitere Einsätze
Dähne war gegen die Hessen in die Startelf gerutscht, weil Stammkeeper Timon Weiner erkrankt passen musste. Nach 21 Spieltagen auf der Ersatzbank erledigte der frühere Junioren-Nationaltorwart seine Aufgabe dann so abgeklärt, als habe er nie etwas anderes getan, als in der Bundesliga Bälle zu halten. "Er hat das umgesetzt, was wir ja schon von ihm kennen. Er ist sehr souverän, strahlt Ruhe aus und hält dann auch noch einen Elfmeter on top", lobte Coach Marcel Rapp den Weiner-Vertreter.
Wobei der Begriff "Vertreter" möglicherweise bereits am Sonnabend (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) nach der Partie gegen Meister Bayer Leverkusen der Vergangenheit angehören könnte. Denn Rapp machte Dähne Hoffnung, nun dauerhaft zwischen den Pfosten stehen zu dürfen. Nach der Trainingswoche will der Coach entscheiden.
Über Finnland und Polen in Deutschlands Profifußball
Es würde zur von vielen Höhen und Tiefen geprägten Karriere von Dähne passen, nun wieder die Nummer eins bei der KSV zu werden. 55 Pflichtspiele hat er seit seinem Wechsel 2020 vom polnischen Club Wisla Plock bis jetzt für die Schleswig-Holsteiner gemacht. Es wären vielleicht noch viel mehr gewesen, hätten den 31-Jährigen nicht immer wieder Verletzungen aus der Bahn geworfen. Teilweise fiel er monatelang aus und musste sich anschließend stets wieder hinten anstellen im Ranking der Holstein-Keeper.
Aber einen wie ihn, der in der Jugend von RB Salzburg ausgebildet wurde, dann beim Schwesterclub RB Leipzig vergeblich auf Profieinsätze hoffte und über den Umweg Finnland (HJK Helsinki) und Polen schließlich wieder in Deutschland landete, wirft so leicht nichts um.
Dähne musste unerwarteten Tod des Vaters verkraften
Zumal es auch für einen Berufsfußballer Wichtigeres im Leben gibt als einen Stammplatz. Beispielsweise die Geburt des eigenen Kindes. Im vergangenen Jahr wurde Dähne erstmals Vater. Aber nur wenige Monate später musste er Abschied von seinem Vater nehmen, wie er nach der Frankfurt-Partie in emotionalen Worten verriet: "Er war einer meiner großen Förderer, ist leider vor einem halben Jahr unerwartet verstorben. Er wäre gerne mit dabei gewesen heute. Aber ich glaube, er hat von oben zugeschaut und deswegen macht es mich umso stolzer, den Tag heute erlebt zu haben."
Ansprüche auf einen Stammplatz formulierte der 31-Jährige nach seinem gelungenen Debüt nicht. Nach all den Höhen und Tiefen in seiner Laufbahn und seinem Leben hat sich der bekennende Fan von Borussia Dortmund eine gewisse Gelassenheit angeeignet. Und mit dieser Charaktereigenschaft ist er im selten aufgeregten Holstein-Umfeld fraglos richtig aufgehoben. Oder wie Dähne die besonderen Gegebenheiten an der Förde beschreibt: "Wir wissen, wo wir herkommen, machen uns aber nicht kleiner, als wir sind. Wir müssen Woche für Woche an unser Maximum gehen, um Punkte zu gewinnen. Das ist auch der einzige Weg, wie es weitergehen kann."
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Sportclub | 16.02.2025 | 22:50 Uhr