
NDR-Sport Holstein Kiel: Geknickt, aber (noch) nicht gebrochen
Nach dem 0:3 im Nordduell gegen Werder Bremen sieht es für Holstein Kiel im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga düster aus. Der Glaube an die nächste Sensation aber lebt bei der KSV unverändert.
Das Sinnbild war die 35. Minute. Trainer Marcel Rapp nahm beim Stand von 0:1 einen dreifachen Wechsel vor - einen in jedem Mannschaftsteil. Für Lasse Rosenboom, Marko Ivezić und Phil Harres kamen Lewis Holtby, Timo Becker und Shuto Machino aufs Feld. Rapp, nicht gerade als Mann von Übersprungshandlungen bekannt, hatte zu diesem Zeitpunkt genug gesehen. Zu körperlos, aber auch spielerisch zu schwach agierte seine Mannschaft gegen die im Kalenderjahr 2025 bislang so wankelmütigen Werderaner.
Es wurde vor der Pause kurzfristig besser aus Kieler Sicht, am Ende aber standen ein auch in der Höhe verdientes 0:3 und die bittere Erkenntnis, dass es nicht gereicht hatte. Mal wieder nicht. "Grundsätzlich war ich nicht zufrieden mit unserem Spiel", sagte der 45-Jährige nach dem enttäuschenden Nordduell. Dass es eine so frühe Dreifach-Auswechslung nach 35 Minuten in der Liga-Geschichte laut TV-Sender "Sky" zuvor noch nicht gegeben habe, kommentierte er nonchalant: "Es steht nirgendwo geschrieben, dass man erst ab der 60. wechseln darf."
"Es fehlt diese Qualität in den entscheidenden Aktionen. Das merkt man einfach. Und da müssen wir schleunigst besser werden."
— KSV-Kapitän Lewis Holtby
Der Aufstiegstrainer war mit anderem beschäftigt, war wie auch sein Kapitän Lewis Holtby schlicht geknickt. "Wir haben es nicht verdient gehabt, irgendwie was zu holen", sagte Holtby, der die "Störche" am Saisonende verlassen wird und unbedingt den Klassenerhalt mit der KSV feiern möchte, nach dem womöglich vorentscheidenden Schlag im Kampf gegen den Abstieg: "Es fehlt einfach diese Qualität in den entscheidenden Aktionen. Das merkt man einfach. Und da müssen wir schleunigst besser werden."
Das Problem: Kiel läuft die Zeit davon. Sieben Partien sind in dieser Saison nur noch zu spielen, der Rückstand auf den 1. FC Heidenheim (1:0 in Wolfsburg) auf dem Relegationsplatz beträgt nun fünf Punkte. "Wird nicht einfacher", sagte Holtby, der aber weiter "dran glaubt", dass den "Störchen" nach dem Aufstieg in der Vorsaison die zweite Sensation gelingt - der Klassenerhalt. "Wenn wir jetzt die Saison beenden und sagen, wir schließen ab, wir sind schon abgestiegen, dann sind wir Fehl am Platz". Das ergebe "überhaupt gar keinen Sinn".
Statistik macht Holstein Kiel keine Hoffnung
Holstein müsse nächste Woche beim Champions-League-Kandidaten FSV Mainz 05 alles versuchen, "damit du einfach weiter in der Verlosung bleibst". Doch ein Blick in die Statistiken macht wenig Hoffnung: Mit einer Bilanz von nur 17 Punkten nach 27 Spielen blieb noch nie ein Team am Ende der Saison in der Bundesliga.
Eine Leistung wie gegen Bremen reiche einfach nicht, da waren sich alle Kieler einig. Auch Trainer Rapp. "Es ist halt schwierig für uns. Wir müssen am Limit spielen. Dass wir mitspielen können, das haben wir oft genug bewiesen", sagte der Coach: "Wir müssen gucken, dass wir die Qualität steigern, auch wenn jetzt nicht mehr so viel Zeit ist". In Aktionismus zu verfallen, bringe aber auch nichts. Er glaube "schon noch daran, dass wir es schaffen können".
"Wir müssen nicht gucken, was die anderen machen. Das muss uns scheißegal sein, wir müssen einfach Punkte holen."
— Kiels Steven Skrzybski
Zum Aufwärmen am Sonnabend hatten die "Störche" ein Shirt getragen, das sich klar gegen Hass und Hetze positionierte - und für Einheit und Geschlossenheit aussprach: "Together. Stop hate. Be a team." (frei übersetzt: "Gemeinsam Hass stoppen und als Team agieren"). Letzteres - die Einheit, die Geschlossenheit, die Teamarbeit - hat die KSV sportlich in die Bundesliga getragen. So langsam scheint es, dass es auch nur über diese noch geht, die Klasse zu halten.
Der Glaube bei Routinier Steven Skrzybski ist jedenfalls unverändert da. Was bleibt auch anderes übrig. "Wenn ich es nicht machen würde, dann bräuchte ich nicht mehr zum Training kommen. Das wäre Quatsch. Trotzdem ist es ja immer noch möglich", sagte Skrzybski, der sich in den nächsten Wochen Scheuklappen aufsetzen will: "Ich glaube, wir müssen gar nicht gucken, was die anderen machen - das macht einen nur verrückt. Das muss uns einfach scheißegal sein, wir müssen einfach Punkte holen."
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Sportclub | 30.03.2025 | 22:50 Uhr