Handball Ekberg und Weinhold - das doppelte Abschiedsspiel
Zwei THW-Kiel-Legenden haben ihren Abschied gefeiert: Mit Steffen Weinhold und Niclas Ekberg verlassen zwei verdiente und dekorierte Legenden den Handball-Bundesligisten. Ihr Abschiedsspiel wurde zur Gala der großen Emotionen.
Als alle Dankesworte und Lobeshymnen gesprochen, alle Geschenke überreicht, zahlreiche Weggefährten umarmt und zwei große Konterfeis unter dem Hallendach enthüllt waren, hatten sich die Kapitel mit den Nummern 18 und 13 in der Chronik des THW Kiel geschlossen. Niclas Ekberg verlässt nach zwölf, Steffen Weinhold nach immerhin zehn Jahren die Norddeutschen. Der Handball-Rekordmeister würdigte beide Spieler mit einer denkwürdigen Doppel-Veranstaltung.
Gut drei Stunden zuvor: Die beiden Protagonisten des Abends betreten als erste das Spielfeld. Weinhold und Ekberg stellen ihr "Team 18/13" vor, das zahlreiche deutsche und schwedische Alt-Internationale aufbietet, darunter THW-Legenden wie Magnus Wislander, Marcus Ahlm, Dominik Klein, Stefan Lövgren und den heutigen Bundestrainer Alfred Gislason. Diese besondere Auswahl absolviert eine Gala-Partie gegen die aktuelle Kieler Mannschaft.
Ex-Flensburger in der "verbotenen Stadt"
Die Ehrung von Magnus Landin, Rune Dahmke und Rückkehrer Andreas Wolff ist die glänzende Krönung eines Rahmen-Programms, das sich zwischen schwedischer Rock-Musik und Hip-Hop-Tanz bewegt. Passend ein zweiter Doppel-Abschied: Die beiden langjährigen Braunschweiger Bundesliga-Schiedsrichter Sebastian Grobe und Adrian Kinzel leiten ihr letztes Spiel, das geschenkte Siebenmeter zulässt - und auch Liegestütze statt Strafwürfe.
Weinhold hat auffällig viele ehemalige Flensburger in die "verbotene Stadt" Kiel gelockt. Der Grund: Der Linkshänder trug vor seinem "Zebra"-Engagement zwei Saisons das Trikot des Erzrivalen. In seinem letzten Spiel mit den Flensburgern, es war im Juni 2014, gewann er erstmals die Champions League. Gegen den THW Kiel. Nach dem Wechsel hatte es den gebürtigen Fürther in der Landeshauptstadt zunächst nicht leicht. Trotzig sagte er damals: "Ich spiele so lange für den THW, bis die Fans gar nicht mehr wissen, wo ich hergekommen bin." Jetzt wird er gefeiert, aber ausgerechnet Jacob Heinl, ein Flensburger Kumpel, enthüllt das riesige Ehrenbanner für Weinhold.
Zwei Keeper in einem Tor
Er und Ekberg halten sich in der Partie "weiß" gegen "schwarz" zunächst vornehm zurück. Erst nach 30 Spielminuten taucht das Duo auf dem Spielfeld auf - im schwarz-weißen Dress, Seite an Seite. Ekberg, mit 2.747 Treffern der Rekordtorschütze der THW-Vereinsgeschichte, bekommt gleich eine unmögliche Aufgabe gestellt: Einen Siebenmeter gegen zwei Torhüter. Das ist auch für den so fintenreichen Schweden nicht lösbar.
Man schwelgt in Erinnerungen. Wie Ekberg 2012 fast über Nacht nach Kiel kam. Während er bei den Olympischen Spielen von London mit Schweden Silber feierte, hatte sich sein damaliger Club AG Kopenhagen vom Spielbetrieb abgemeldet. Plötzlich war er ohne Verein. "Das war damals turbulent, Alfred Gislason wollte mich unbedingt, und ich bin dann in Kiel festgeklebt", erzählt der 35-Jährige heute.
Wenn Handballer zu Fußballern werden
Sechs Mal wurde er mit Kiel deutscher Meister, Weinhold war vier Mal dabei. Gemeinsam bejubelten sie 2020 den Triumph in der Champions League. Gemeinsam äußern sie nun einen besonderen Wunsch: eine Runde Fußball. "Jung gegen alt", so wie früher im Training. Unter den vielen Handball-Veteranen sind die beiden Hauptfiguren die jüngsten. Als kleiner Junge hatte Steffen Weinhold von einer Fußball-Karriere geträumt. Zum Glück für den deutschen Handball entschied er sich für den Hallensport.
Weinhold war der Kapitän der "Bad Boys", die 2016 völlig überraschend die Europameisterschaft gewonnen hatten. Ekberg hatte sechs Jahre später seinen großen internationalen Auftritt, als er mit der letzten Aktion des Endspiels die Schweden zum EM-Titel warf.
Ekberg macht weiter, Weinhold zieht es nach Franken
Die letzten Sekunden des Abschiedsspiels werden nicht mehr ausgetragen. Das Ergebnis ist bestenfalls drittrangig, "Immer wieder THW!", schallt es von den Rängen. Die Abschiedszeremonien beginnen, für beide Handballer getrennt. Sie stehen mit ihren Frauen und "echten Kieler Kindern" auf einem Podest. Videos und Geschenke in Dauerschleife. "Es ist unglaublich, dass ich so lange in Kiel gespielt habe", sagt Ekberg. Der 34-Jährige macht weiter. Er unterschrieb bei Ystads IF einen Dreijahres-Vertrag.
Weinhold bekennt: "Als Kind hatte ich den Traum, irgendwann einmal in so einer Atmosphäre zu spielen." Der 38-Jährige ist in seine fränkische Heimat zurückgekehrt. Das Wort "Karriereende" nimmt er nicht in den Mund. Einen würdigen Abschied von der Handball-Bühne hat er schon einmal bekommen.
Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Magazin | 17.08.2024 | 19:30 Uhr